Deniz Ohde, 1988 in Frankfurt am Main geboren, war einer der Shootingstars des Literaturjahres 2020: Ihr Debütroman „Streulicht“, ein soziologisch scharf gestellter Bildungs- und Entwicklungsroman, gewann den aspekte-Literaturpreis für das beste Debüt des Jahres, wurde mit dem Preis der Jürgen Ponto-Stiftung bedacht und landete zudem auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis.
So viel Anerkennung für ein Debüt kann auch eine Bürde für eine junge Autorin bedeuten, zumal das zweite Buch angeblich ja stets das schwierigste ist. Deniz Ohde hat den Erwartungen standgehalten. Ihr zweiter Roman schließt atmosphärisch an das Debüt an und ist doch eine ganz neue Geschichte mit einem veränderten Fokus. Yasemin heißt die Protagonistin des Buchs; ein Mädchen mit türkischen Wurzeln, das in einer Hochhaussiedlung am Rand einer Stadt aufwächst, die Frankfurt sein könnte. Ohde erzählt Yasemins Geschichte im Rückblick. Mit Scham- und Schuldgefühlen ist sie großgeworden. Mit 13 Jahren verliebt sie sich in Vito, einen Nachbarsjungen. Kurz darauf hat Yasemin einen Reitunfall und muss monatelang im Krankenhaus verbringen. Ihren Körper lernt sie in dieser Zeit neu kennen.
Rund 20 Jahre später begegnen sich Yasemin und Vito durch Zufall wieder, und nun wird daraus eine Beziehung; eine für Yasemin gefährliche und durch und durch toxische. „Ich stelle mich schlafend“ ist die Geschichte einer gesellschaftlichen Konsequenz: Strukturen von Benachteiligung fräsen sich in Menschen ein.