Persönliche Empfehlung aus der Bestenliste-Jury

Ethel Smyth — Paukenschläge aus dem Paradies. Erinnerungen

Stand
Autor/in
Martin Ebel

„Eine hinreissende Lektüre", nennt Martin Ebel Ethel Smyths „Paukenschläge aus dem Paradies. Erinnerungen." Sein Lektüretipp aus dem Januar 2024 zum Nachlesen.

Hier wird die Jury der SWR Bestenliste persönlich: Jeden Monat feiert ein Jury-Mitglied der SWR Bestenliste ein Buch, das noch nicht im Rampenlicht steht, aber mehr Aufmerksamkeit verdient.    

Darum empfiehlt Martin Ebel dieses Buch

Ethel Smyth (1858-1944) war die bedeutendste Komponistin ihrer Zeit, auch wenn das heutige Konzertleben das nicht mehr weiß. Sie war aber auch eine wache Zeitgenossin mit dem mehrfach gebrochenen Blick einer Oberschicht-Engländerin, ausgegrenzten Berufsmusikerin, Frauenrechtlerin und offen bisexuell lebenden Frau.

Sie kannte Brahms und Queen Victoria, Emmeline Pankhurst und Virginia Woolf, sie spielte Golf und war im Gefängnis. Und sie konnte schreiben! Unverblümt, ironisch, kritisch und selbstkritisch. Aus sechs Bänden Lebenserinnerungen hat Heddi Feilhauer einen Band „Best of“ zusammengestellt.

Eine hinreissende Lektüre!

Martin Ebel
Mitglied der Bestenliste-Jury: Martin Ebel

Diskussionen mit Martin Ebel

Diskussion über vier Bücher SWR Bestenliste November mit Büchern von Terézia Mora, Daniel Kehlmann u.a.

Die SWR Bestenliste war zu Gast bei „Open Books“, dem großen Literaturfest der Frankfurter Buchmesse. Aus der Jury der Bestenliste saßen auf dem Podium der Evangelischen Akademie: Martina Läubli (Neue Züricher Zeitung), Kirsten Voigt (WDR) und Martin Ebel (Tages-Anzeiger). Carsten Otte moderierte den Abend. Aus den vier vorgestellten Büchern der SWR Bestenliste im November las Isabelle Demey.
Zum Auftakt ging es um den bislang unbekannten Roman „Krieg“ von Skandalautor Louis-Ferdinand Céline (Platz 8), den Hinrich Schmidt-Henkel für den Rowohlt Verlag ins Deutsche übertragen hat. Es entspann sich eine kontroverse Diskussion: Martina Läubli gibt zu, dass der sehr anschauliche und auch abstoßende Text über das Kriegselend sie „gepackt“ habe. Kirsten Voigt nennt „Krieg“ ein „Wutbuch“, das auf den Effekt geschrieben wurde und ein misanthropisches und misogynes Menschenbild offenbare. Martin Ebel erklärte, das seien „bürgerliche Reaktionen auf einen Autor, der mit dem Bürgertum nichts zu tun hatte“. Für ihn ist Céline einer der Wegbereiter der literarischen Moderne in Frankreich.
Auch Daniel Kehlmanns Roman „Lichtspiel“ aus dem Rowohlt Verlag (Platz 5) hinterließ unterschiedliche Leseeindrücke in der Jury. Die literarisierte Arbeits- und Lebensgeschichte des legendären Stummfilm-Regisseurs Georg Wilhelm Pabst hält Martin Ebel für einen „ganz großen Wurf“. Kirsten Voigt gibt zu, viele starke Szenen über einen Künstler in der NS-Diktatur gelesen zu haben, die sich leider nicht zu einem „großen Bogen“ schlössen. Läubli sieht eine raffinierte literarische Vorbereitung einer Verfilmung dieser Lebensgeschichte, die aber durch den zu gedrechselten Stil an Dringlichkeit verliere.
Durchweg gelobt wurden die autofiktionalen Erzählungen der zweifachen Booker-Preisträgerin Hilary Mantel (Platz 2). „Sprechen lernen“ heißt der Band aus dem Dumont-Verlag, den Werner Löcher-Lawrence ins Deutsche übertragen hat. Das Buch enthält sieben beunruhigende und „sprachlich makellose“ Geschichten, die von einer Kindheit und Jugend im Norden Englands, und zwar in den 1950er und 1960er Jahre erzählen.
Genauso positiv reagierte die Jury auf die Spitzenreiterin der SWR Bestenliste im November: „Muna oder Die Hälfte des Lebens“ heißt der aktuelle Roman der Büchner-Preisträgerin Terézia Mora, der im Luchterhand Verlag erschienen ist. Erzählt wird die Geschichte von Muna, die als Schülerin Ende der 1980er Jahre in einer DDR-Kleinstadt den Französischlehrer Magnus kennenlernt und sich in ihn verliebt. Doch der begehrte Mann, der vor seinen eigenen Dämonen flieht, entwickelt sich in der Beziehung zu einem rücksichtslosen Schläger. Die Jury lobte insbesondere die Form der Erzählung, die nicht zuletzt auf ästhetischer Ebene die Entwicklung einer Schriftstellerin zu ihrem ersten Buch zeige.

SWR Bestenliste SWR2

Weitere persönliche Empfehlungen

Persönliche Empfehlung von Gregor Dotzauer Federico Garcia Lorca: Juego y teoría de duende. Spiel und Theorie des Duende

„Tener duende“ heißt auf Spanisch so viel wie „das gewisse Etwas haben“. Aber was ist das gewisse Etwas? Und was ist es in der Kunst?

SWR Bestenliste Die Jury

Die Jury

Stand
Autor/in
Martin Ebel