Der zweite Teil einer Trilogie, der Julia Schoch den Titel „Biographie einer Frau“ gegeben hat. Im ersten Teil, dem Roman „Das Vorkommnis“, liest eine Autorin in einer norddeutschen Stadt aus ihrem neuen Roman vor. Im Anschluss an die Veranstaltung tritt eine Frau an den Signiertisch und sagt lapidar: „Wir haben übrigens denselben Vater.“ Eine Begegnung, die das Leben der Autorin auf den Kopf stellt.
Nun also „Das Liebespaar des Jahrhunderts“. Dass es so sein könnte, ist ein Gedanke, den die Ich-Erzählerin zu Beginn einmal hat, als alles euphorisch ist und schwebend. Das ist lange her. Denn der Roman beginnt so spektakulär wie niederschmetternd: „Im Grunde ist es ganz einfach: Ich verlasse dich.“ Es sind auch nur drei Wörter. Wie auch die Wörter, die man sagt, wenn man sich gegenseitig der Liebe versichert.
Was Julia Schoch nun minutiös und mit soziologischer wie psychologischer Genauigkeit rekonstruiert, ist eine Liebesgeschichte in all ihren Phasen und Erscheinungsformen: Das Kennenlernen an einer Universität in Ostdeutschland unmittelbar nach dem Fall der Mauer. Das Versprechen von Freiheit und Leichtigkeit: Feiern, sich lieben, unterwegs sein, eine Zeitlang im Ausland, Kinder bekommen.
31 Jahre lang geht das so, entwickelt eine Selbstverständlichkeit, die in Entfremdung umschlägt. Am Ende steht eine nüchterne Bilanz, zu der auch die Anschaffung von vier Küchen im Laufe der Jahre zählt. Vieles bleibt angedeutet. Die Sprache des Romans ist die Mechanik der Erinnerung.