Eine Frau gerät nach einem One-Night-Stand in Konflikt mit der Polizei
Heinrich Böll war immer an den Themen der Zeit dran. Paradebeispiel: „Die verlorene Ehre der Katharina Blum", die am 29. Juli 1974, zwei Jahre nach Bölls Literaturnobelpreis, in einem Vorabdruck erschien.
Böll dokumentiert und rekonstruiert fiktiv vier entscheidende Tage im Leben einer jungen, freiheitsliebenden Frau. In der Wirklichkeit einer von den Terroranschlägen der RAF aufgeschreckten Bundesrepublik gerät sie nach einem One-Night-Stand mit einem des Terrorismus verdächtigtem Mann in Konflikt mit der Polizei.
Die Springer-Presse schlägt Profit aus dem Fall
Vor allem aber ins Fadenkreuz der Springer-Presse, von Böll schlicht die Zeitung genannt, die aus dem Fall einen kapitalen Sensationsprofit schlägt. Die junge Frau wird zum Freiwild für hemmungslose Paparazzi, greift in ihrer Bedrängnis schließlich zur Pistole und erschießt einen der übelsten Reporter.
Das Buch brachte Böll in konservativen Kreisen den Ruf ein, „geistiger Sympathisant“ des Terrorismus zu sein. Es folgten Hausdurchsuchungen bei ihm und seinen Söhnen. Und die Springer-Presse entfachte nach allen Regeln der Kunst eine Hetzkampagne gegen ihn.
Heute ist „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ Bölls wohl bekanntestes Werk. Es wurde in über 30 Sprachen übersetzt, von Volker Schlöndorff und Margarethe von Trotta verfilmt, bis 2017 wurden weltweit 2,7 Millionen Exemplare verkauft: Bölls Bestseller.