DIY-Fails im Advent

Schiefe Strohsterne und grausige Nikoläuse: Weihnachtliche Bastel-Dilemmas

Stand
Autor/in
Mareike Gries
Mareike Gries, Autorin und Moderatorin bei SWR Kultur
Onlinefassung
Dominic Konrad

Der Advent ist nicht nur die Zeit der Lichter und Besinnlichkeit, auch die DIY-Community werkelt auf Hochtouren. Es werden Sterne gebastelt, Kerzen gezogen und Salzteige geknetet – bei manch einem werden bei so viel Kreativität Erinnerungen wach an gescheiterte Bastel-Projekte aus Kindertagen. Ein Blick zurück auf Unfälle mit Ton, Laubsäge und Schmirgelpapier.

Basteln für Weihnachten: Salzteig
Salzteig ist beliebt für Christbaumschmuck. Mit natürlichen Farben bemalt, lässt er sich auch diskret im Biomüll entsorgen.

Beim Basteln kann so viel schiefgehen! Tadellose, maschinell gefertigte Tannenbaumanhänger und akkurate Strohsterne erinnern schmerzlich daran, wie man im Kindergarten oder spätestens in der Schule bei all dem scheiterte. Manch einer spricht gar vom Bastel-Trauma, das kurz vor Weihnachten wieder aufbricht.

Schiefer Aschenbecher statt gerader Vase

Denken wir zum Beispiel ans Töpfern. Im Kunstunterricht kommt früher oder später der braune Ton-Klops zum Einsatz. Während die Lehrerin an einer Töpferscheibe ohne Mühe Vasen so groß wie Tannenbäume hochzieht, fingern die Kinder an einem unförmigen Gebilde herum.

Basteln für Weihnachten: Töpferarbeiten im Katholischen Bildungsforum in Duisburg
Vielleicht nicht immer schön, aber selten: Ton hat schon unsere Vorfahren in der Steinzeit zu DIY-Projekten animiert. Wenn das Werk nicht unmittelbar seinen Zweck preisgibt, freuen sich immerhin Schlüssel oder Zigarettenkippen über ein neues Zuhause.

Das Endergebnis wird immer „Aschenbecher“ genannt, mit einer gnädigen 4 benotet und in der hintersten Schublade der Nichtraucher-Eltern verstaut. 

Laubsägearbeit: Dank Blutflecken erkennbar handgemacht

Schmerzhaft – nicht nur im übertragenen Sinne – auch die Laubsägearbeit. Schon beim Auswählen der Vorlagen für die Weihnachtsbaum-Anhänger ist den abgeklärten Realisten in der Schulklasse klar: Das kann nichts werden.

Basteln für Weihnachten: Laubsägen mit Kindern
Achtung, die Finger nie zu nah ans Sägeblatt! Wir wollen ja nicht, dass die Laubsägearbeit am Verbandskasten endet.

Selbst das simpelste Motiv, ein schlichter Stern, hat naturbedingt fünf Ecken. Spitze Winkel, für die man filigranes Zahnarztwerkzeug bräuchte, aber doch keine Laubsäge. Wie immer in der Geschichte der Laubsägearbeiten, reißt das Sägeblatt an der unpassendsten Stelle, sorgt für kleine oder größere Wunden. Laubsägearbeiten ganz ohne Blutflecken sind garantiert nicht handgemacht.

Bei anderen sieht es immer so einfach aus...

Schmirgeln, als gäbe es kein Morgen

Bevor es an die Laubsäge geht, werden die Kinder oft dazu ermutigt, aus einem unförmigen Stück Holz einen Brieföffner zu schmirgeln. Erst mit der groben Feile, dann mit der feinen, schließlich mit Schmirgelpapier. Holzspäne und Staub finden sich noch Wochen danach in allen Hosentaschen und Kapuzen.

Aber irgendwann haben die Kinder den Bogen raus. Sie schmirgeln, als gäbe es kein Morgen, manche wie im Wahn. Denen droht dann die ultimative Schmach: Das Ergebnis sieht nicht aus wie ein Brieföffner, sondern wie ein Streichholz. 

Backen statt Basteln

Wo Werkzeug zum Einsatz kommt, da sollte der Erste-Hilfe-Koffer nicht weit sein. Sehr viel ungefährlicher scheint da der klassische Salzteig. Dumm nur, das man den auch nicht nach Gutdünken anrühren sollte. Im Zweifelsfall bleibt er weich oder wird bröckelig.

Basteln für Weihnachten: Hunde aus Salzteig
Mehl, Öl, Wasser und natürlich Salz. Die Zutaten für Salzteig hat jeder zu Hause. Falls die Kunstwerke zu viel Interpretationsspielraum bieten, hilft eine Beschriftung.

Und Achtung: Salzteig heißt Salzteig, weil er hauptsächlich aus Salz besteht. Salz und winterlich angegriffene Handflächen passen nicht unbedingt zusammen. Im Gegenteil: Durch Salzlake geschädigte Haut schmerzt mindestens so sehr wie jede Heißklebepistolen-bedingte Brandblase. Die Autorin dieser Zeilen spricht aus Erfahrung.

Trendet im Netz: Baumschmuck aus Tomatenmarktuben

DIY ist nicht für jedermann

Eigentlich ist Selbermachen doch so schön. Wer selbermacht, schenkt von Herzen und gönnt sich dabei eine große Portion Entschleunigung. So der vielzitierte Mythos der Do-It-Yourself-Jünger, die das Netz mit ihren kreativen Ideen und perfekten Ergebnissen fluten.

Basteln für Weihnachten: Papierstern
Erfolgserlebnis garantiert ist bei dem Weihnachtsstern aus Butterbrottüten: Einfach aneinanderkleben, Muster reinschneiden, auffalten, fertig.

Wer dem Glauben schenkt, probiert es gerne erstmal mit vermeintlich einfachen Projekten: „Malen nach Zahlen“ oder Bügelperlen eignen sich angeblich besonders gut für Bastel-Einsteiger. Dumm nur, dass die degenerierten Smartphone-Finger solch Fummelarbeiten kaum noch gewohnt sind.

Das Ergebnis: Der Staubsaugerbeutel voller Plastikperlen und das Regal voll fleckiger Leinwände, die nicht mal annähernd an das Bild erinnern, das eigentlich entstehen sollte. Kann doch jeder? Nein, eben nicht!

Basteltipps für Mutige

Weihnachtsbaumschmuck selbst basteln: 6 Ideen für Ihren Christbaum

Alten Kugeln einen neuen Anstrich verpassen, Ornamente aus Papier kleben oder mit Kindern basteln: In der Adventszeit können Sie mit unseren Ideen Christbaumschmuck selber machen.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Kreativ kneten: So einfach lässt sich Salzteig herstellen, trocknen und bemalen

Salzteig ist genial zum Basteln: leicht herzustellen, kreativ zu bearbeiten, fix zu trocknen und einfach zu bemalen. Mit diesem einfachen Rezept für Teig werden viele Ideen wahr.

SWR4 RP am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Grünes Fest Schenken mit gutem Gewissen: Zehn Tipps für nachhaltige Weihnachtsgeschenke

Eine Masse an Geschenken überflutet viele jedes Jahr an Weihnachten. Der Nachhaltigkeitsgedanke geht dabei oft flöten. Hier sind zehn Ideen für nachhaltige Weihnachtsgeschenke.

Stand
Autor/in
Mareike Gries
Mareike Gries, Autorin und Moderatorin bei SWR Kultur
Onlinefassung
Dominic Konrad