Beim Basteln kann so viel schiefgehen! Tadellose, maschinell gefertigte Tannenbaumanhänger und akkurate Strohsterne erinnern schmerzlich daran, wie man im Kindergarten oder spätestens in der Schule bei all dem scheiterte. Manch einer spricht gar vom Bastel-Trauma, das kurz vor Weihnachten wieder aufbricht.
Schiefer Aschenbecher statt gerader Vase
Denken wir zum Beispiel ans Töpfern. Im Kunstunterricht kommt früher oder später der braune Ton-Klops zum Einsatz. Während die Lehrerin an einer Töpferscheibe ohne Mühe Vasen so groß wie Tannenbäume hochzieht, fingern die Kinder an einem unförmigen Gebilde herum.
Das Endergebnis wird immer „Aschenbecher“ genannt, mit einer gnädigen 4 benotet und in der hintersten Schublade der Nichtraucher-Eltern verstaut.
Laubsägearbeit: Dank Blutflecken erkennbar handgemacht
Schmerzhaft – nicht nur im übertragenen Sinne – auch die Laubsägearbeit. Schon beim Auswählen der Vorlagen für die Weihnachtsbaum-Anhänger ist den abgeklärten Realisten in der Schulklasse klar: Das kann nichts werden.
Selbst das simpelste Motiv, ein schlichter Stern, hat naturbedingt fünf Ecken. Spitze Winkel, für die man filigranes Zahnarztwerkzeug bräuchte, aber doch keine Laubsäge. Wie immer in der Geschichte der Laubsägearbeiten, reißt das Sägeblatt an der unpassendsten Stelle, sorgt für kleine oder größere Wunden. Laubsägearbeiten ganz ohne Blutflecken sind garantiert nicht handgemacht.
Bei anderen sieht es immer so einfach aus...
Schmirgeln, als gäbe es kein Morgen
Bevor es an die Laubsäge geht, werden die Kinder oft dazu ermutigt, aus einem unförmigen Stück Holz einen Brieföffner zu schmirgeln. Erst mit der groben Feile, dann mit der feinen, schließlich mit Schmirgelpapier. Holzspäne und Staub finden sich noch Wochen danach in allen Hosentaschen und Kapuzen.
Aber irgendwann haben die Kinder den Bogen raus. Sie schmirgeln, als gäbe es kein Morgen, manche wie im Wahn. Denen droht dann die ultimative Schmach: Das Ergebnis sieht nicht aus wie ein Brieföffner, sondern wie ein Streichholz.
Backen statt Basteln
Wo Werkzeug zum Einsatz kommt, da sollte der Erste-Hilfe-Koffer nicht weit sein. Sehr viel ungefährlicher scheint da der klassische Salzteig. Dumm nur, das man den auch nicht nach Gutdünken anrühren sollte. Im Zweifelsfall bleibt er weich oder wird bröckelig.
Und Achtung: Salzteig heißt Salzteig, weil er hauptsächlich aus Salz besteht. Salz und winterlich angegriffene Handflächen passen nicht unbedingt zusammen. Im Gegenteil: Durch Salzlake geschädigte Haut schmerzt mindestens so sehr wie jede Heißklebepistolen-bedingte Brandblase. Die Autorin dieser Zeilen spricht aus Erfahrung.
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DIY ist nicht für jedermann
Eigentlich ist Selbermachen doch so schön. Wer selbermacht, schenkt von Herzen und gönnt sich dabei eine große Portion Entschleunigung. So der vielzitierte Mythos der Do-It-Yourself-Jünger, die das Netz mit ihren kreativen Ideen und perfekten Ergebnissen fluten.
Wer dem Glauben schenkt, probiert es gerne erstmal mit vermeintlich einfachen Projekten: „Malen nach Zahlen“ oder Bügelperlen eignen sich angeblich besonders gut für Bastel-Einsteiger. Dumm nur, dass die degenerierten Smartphone-Finger solch Fummelarbeiten kaum noch gewohnt sind.
Das Ergebnis: Der Staubsaugerbeutel voller Plastikperlen und das Regal voll fleckiger Leinwände, die nicht mal annähernd an das Bild erinnern, das eigentlich entstehen sollte. Kann doch jeder? Nein, eben nicht!