BigTech-Unternehmer Mark Zuckerberg will die Fakten-Überprüfung auf den Meta-Plattformen Instagram und Facebook einstellen, zumindest in den USA. Der Kölner Medienwissenschaftler Martin Andree sieht das als Teil einer besorgniserregenden Entwicklung.
Seit Jahren nähmen polarisierende Äußerungen, die zu einer Spaltung der Gesellschaft führen, auf solchen Plattformen zu, sagt Martin Andree.
Ankündigung gegen europäische Regulierungen
Schwerer als die Abschaffung des Fakten-Checks wiegt für ihn allerdings die Einschränkung von Moderationen durch die Plattform. Bedrohlich findet er Zuckerbergs Ankündigung, gemeinsam mit Trump gegen europäische Regulierungen sozialer Plattformen vorgehen zu wollen – etwa den „Digital Services Act“ der EU.
„Die Plattformen machen seit Jahren Geld mit strafbaren, schlimmen Inhalten – mit Rassismus, Diskriminierung, Beschimpfung oder Holocaust-Leugnung“, so Andree. Dafür müsse sie wirtschaftlich zur Verantwortung gezogen werden.
Koalition aus Demokratiefeinden
Bedenklich findet Andree, dass Zuckerberg sich dem künftigen US-Präsidenten und dessen Vertrauten Elon Musk offenbar unterordne. Es gebe eine Koalition aus Demokratiefeinden zwischen Trump, Big-Tech-Unternehmern und rechtspopulistischen Politikern, auch in Europa. „Die agieren schon längst gemeinsam, und diese Symbiose sollte uns wirklich Angst machen.“
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Prof. Dr. Martin Andree, Medienwissenschaftler, Universität Köln
Charlotte Freihse, Projektmanagerin Digitalisierung und Gemeinwohl, Bertelsmann Stiftung, Hamburg
Dr. Hendrik Wieduwilt, Rechtsanwalt und politischer Kommunikationsberater, Berlin
International Fact-Checking-Day Recherchekollektiv correctiv startet Faktencheck-Plattform zum Mitmachen
Am internationalen Tag des Faktenchecks ruft das Recherchekollektiv correctiv.org Bürgerinnen und Bürger dazu auf, beim „Correctiv.Faktenforum“ mitzumachen, um gemeinsam Desinformation zu entlarven. „Die grundsätzliche Idee ist, dass wir eine Plattform aufbauen, wo sich jede und jeder, der Interesse hat, sich an dem Thema zu beteiligen, anmelden kann“, sagt Caroline Lindekamp vom Recherchekollektiv.
Netzkultur eXit - immer mehr verlassen die Plattform
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