Fußballfans seien nicht einfach nur eine mal laute, mal eher kleinlaute Masse von passiven Sportbegeisterten – sie verkörperten eine eigene Kultur, die Fan-Kultur, sagt Ilija Trojanow.
Buchautor Ilija Trojanow unterscheidet im Interview mehrere Typen von Fans: „Erbfolge-Fans“, die aufgrund ihrer familiären Sozialisation in den Bann eines Teams geraten, oft genug für ein ganzes Fan-Leben.
Andere würden „verzaubert“ durch eine regelrechte „Initiation“ beim ersten Stadionbesuch – und wieder andere entwickeln nach Trojanows These aus einem grundsätzlichen Lokalpatriotismus, aus Heimatverbundenheit eine Affinität zu einer Mannschaft.
Fan-Sein bedeute Kreativität, erklärt Trojanow: Der Fan stehe nicht für passiven Konsum, sondern für „selbst organisierte Beteiligung am Spektakel“.
Als Beispiele verweist der Autor auf Kostümierungen, Gesänge und Choreographien, auf Tagesabläufe, die speziell auf das Sportereignis hin ausgerichtet würden.
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Rezension von Mario Scalla (Übernahme vom HR).
S. Fischer Verlag, 528 Seiten, 30 Euro
ISBN 978-3-10-397339-6