1. Weiblichen Kunstschaffenden wird weniger zugetraut
Weniger verantwortungsvolle Positionen bringen weniger Geld. Im Fernsehen sind Frauen nur halb so oft zu sehen wie Männer. Als Expert*innen treten sie in Funk und Printmedien viel seltener in Erscheinung. Wenn Frauen an Aufträge kommen, sind diese oft weniger erfolgsversprechend oder an stereotype Rollen gebunden.
Beispiel Film: Erst kürzlich beklagte eine Initiative namhafter Schauspielerinnen in Deutschland, dass es für Frauen ab 45 kaum noch Rollenangebote gebe – und wenn, dann seien das solche als Großmütter oder betrogene Ehefrauen. Klischeerollen eben, die wenig Prestige und letztendlich weniger Einkommen bringen.
Oder im Orchester: Solistinnen oder Stimmführerinnen sind überall deutlich unterrepräsentiert, obwohl der Frauenanteil im Orchester bei durchschnittlich 40 Prozent liegt. Das gilt auch für vermeintlich weibliche Instrumente, außer natürlich bei der Harfe, dem Fraueninstrument schechthin.
2. Kunst von Frauen ist weniger wert
Das muss man leider so knallhart sagen. Die teuersten Kunstwerke, ob historisch oder zeitgenössisch, stammen ausschließlich von Männern. Wirtschaftswissenschaftlerinnen haben herausgefunden, dass es auf dem internationalen Kunstmarkt einen „Gender Discount“ gibt. Kunst von Frauen wird demnach für 47,6 Prozent weniger Geld versteigert als Kunst von Männern.
Das gilt auch für KI-generierte Bilder: Wenn die Betrachtenden annehmen, dass das computergenerierte Bild von einem Künstler stammt, schätzen sie dessen Wert höher ein. Künstlerinnen bekommen also weniger Geld für ihre Werke – nur weil sie Frauen sind.
3. Familie und Freiberuf: Mehr Stress geht kaum
Künstler*innen, Schauspieler*innen, Autor*innen: Sie alle arbeiten überwiegend freiberuflich. Doch auf dem freien Markt basieren Honorarzahlungen selten auf Tarifverträgen oder Lohnempfehlungen. Auftraggebende entscheiden nach eigenem Ermessen – oft zum Nachteil von Frauen.
Noch ein Aspekt von Freiberuflichkeit: Networking ist überlebenswichtig. Ohne Kontakte keine Aufträge. Doch Netzwerktreffen wie Veranstaltungen, Premieren, Vernissagen finden im Kunstsektor in der Regel abends statt. Für Frauen, die Kinder zuhause haben, ist das ein echtes Problem.
Der Kunstmarkt verlangt von Künstlerinnen und Künstlern Präsenz. Wenn Frauen wegen der Kinderbetreuung für einige Zeit zuhause bleiben, fallen sie aus dem Fokus. Für Freiberuflerinnen gibt es für die entgangenen Aufträge keine finanzielle Kompensation und zweitens schadet der Rückzug ins Private dem eigenen Marktwert auch langfristig.
All das gilt natürlich auch für betroffene Väter. Doch wir müssen uns nichts vormachen: Auch bei den Kunstis sind es die Frauen, die ihre Karriere für die Kinder zurückstecken.
4. Es gibt zu wenig Sichtbarkeit von weiblicher Kunst
Nur 13 Prozent der zeitgenössischen Musik, die von öffentlich finanzierten Orchestern gespielt wird, stammt von Frauen, nur 24 Prozent der Stücke, die auf die Bühne kommen.
Autor*innen und Komponist*innen sind finanziell darauf angewiesen, dass ihre Werke besprochen oder aufgeführt werden. Nur wer im Gespräch bleibt, kann Einkommen generieren. Die Unterrepräsentanz von Frauen führt zu deutlichen Einkommenseinbußen gegenüber den männlichen Kollegen.
5. Die „gläserne Decke“ ist erbarmungslos
Der heiß diskutierte Oscar-Anwärter „Tár“, ein Hollywood-Streifen über eine manipulative Star-Dirigentin, führt uns gerade vor, wie dünn die Luft ganz oben auf der Kunst-Karriereleiter werden kann. Es gibt wenige Frauen, die es im Kulturbusiness bis an die Spitze schaffen. Verglichen mit anderen Branchen gilt die „gläserne Decke“ als besonders undurchlässig.
Besonders bitter ist die Situation im Orchester. Der Frauenanteil in Führungspositionen liegt bei 8 Prozent. 4 von 129 Generalmusikdirektoren sind Frauen, sowie 10 von 63 Künstlerischen Leitungen.
Porträts Lernen Sie die Kulturfrauen im Südwesten kennen!
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Dass es in den gut bezahlten Kaderpostionen von Theatern, Museen oder Orchestern zu wenig Frauen gibt, hat nicht nur Auswirkungen auf die Lohndifferenz. Sondern auch auf Repräsentanz auf den Bühnen. Denn die Männer, die die Aufträge vergeben, sind tendentiell eher mit anderen Männern Buddies. Da beißt sich die Katze in den Schwanz.