Gender Pay Gap

Equal Pay Day: Frauen in RLP verdienten 15 Prozent weniger

Stand

Noch immer bekommen Frauen auch in Rheinland-Pfalz für vergleichbare Arbeit weniger Geld als ihre männlichen Kollegen. Im vergangenen Jahr waren es 15 Prozent weniger.

Auf diese Lohnungerechtigkeit (Gender Pay Gap) will der "Equal Pay Day" am 7. März aufmerksam machen, damit sich etwas ändert.

Ende Januar veröffentlichte das statistische Landesamt die neuen Zahlen. Demnach lag der durchschnittliche Brutto-Stundenverdienst von Frauen in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr bei 19,68 Euro und der von Männern bei 23,19 Euro. Frauen verdienten also im Schnitt 3,51 Euro pro Stunde weniger als Männer.

Für ganz Deutschland errechneten die Statistiker übrigens eine Lohnlücke zwischen Frauen und Männern von 18 Prozent.

Unterschiedliche Gründe für Lohnlücken

Für die Lohnlücke gibt es viele Gründe. Jutta Rump, unter anderem Direktorin des Instituts für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen sagt, das habe unter anderem damit zu tun, dass Frauen anders verhandelten, dass in Unternehmen der Lohn nicht nur festgelegt werde über die Qualifikation oder die fachliche Thematik, sondern auch über zum Beispiel vermeintliches Erfahrungswissen. Oft hätten Arbeitgeber auch Rollenbilder oder Stereotypen im Kopf, so Rump.

Auskunftsanspruch nur für Betriebe mit mehr als 200 Mitarbeitern

Von den Lohnlücken, die sich aus diesen Gründen ergeben, wissen Frauen oft nichts, da ihnen der Vergleich fehlt. Eigentlich können sich Frauen in diesem Punkt auf das Entgelttransparenzgesetz berufen. Darin steht, dass man einen Anspruch hat zu erfahren, wie man selbst einsortiert ist, beziehungsweise, wie viel Geld andere mit vergleichbarer Arbeit bekommen. Allerdings gibt es da ein Problem.

Dieser Auskunftsanspruch gilt nur für Unternehmen mit mehr als 200 Beschäftigten. Zu wenig, sagt Bezirksfrauensekretärin Susanne Wagner vom DGB Rheinland-Pfalz/Saarland. Da es in Rheinland-Pfalz viele kleine und mittlere Unternehmen gebe, hätten viele Frauen nichts von dieser Regelung, so Wagner.

Mehr Frauen kümmern sich

Mittlerweile kümmern sich mehr Frauen um eine gerechte Bezahlung, nehmen es nicht mehr einfach hin, sondern ziehen auch vor Gericht. Erst jüngst hatte ein Frau damit vor dem Bundesarbeitsgericht Erfolg:

Susanne Wagner vom DGB nennt das Urteil einen "Meilenstein für die Entgeltgerechtigkeit". "Ich glaube, dass viele Unternehmen und viele Arbeitgeber sich das ganz genau angucken und wir verbinden damit die Hoffnung, dass die Entgeltpraxis in mehreren Unternehmen jetzt überprüft wird."

DGB: "Tarifbindung und Mindestlohn helfen Lohnlücke zu verringern"

Damit die Lohn-Unterschiede künftig geringer werden, setzt der DGB Rheinland-Pfalz/Saarland vor allem auf Tarifbindung. Wagner sagt, "Tarifbindung ist ein wichtiger Punkt, vor allem in den Branchen, in denen vorwiegend Frauen arbeiten." Ebenso wichtig sei der gesetzliche Mindestlohn - der trage auf jeden Fall nachweislich zur Verringerung der Entgeltlücke bei.

Gender Pay Gap unbereinigt und bereinigt

Jutta Rump vom Institut für Beschäftigung und Employability in Ludwigshafen weist darauf hin, dass die 15 Prozent Gender Pay Gap der sogenannte unbereinigte Anteil sind. Da vergleiche man die Gehälter aller Männer und Frauen auf dem Arbeitsmarkt, egal welche Branche und so weiter. Das bedeute, dass strukturelle Unterschiede wie Teilzeit von Frauen aufgrund Familie, Auszeiten wegen der Kinder, die Tatsache, dass Frauen generell mehr soziale Berufe wählen als Männer, unberücksichtigt blieben. Ebenso werde da nicht berücksichtigt, dass Frauen deshalb in andere Lohngruppen kämen.

"Frauen verwenden durchschnittlich täglich etwa 87 Minuten mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit, also für Haushalt und Familie, als Männer."

Susanne Wagner vom DGB sagt, Frauen verwendeten statistisch durchschnittlich täglich etwa 87 Minuten mehr Zeit für unbezahlte Sorgearbeit, für Haushalt und Familie, als Männer - fast ein Fußballspiel lang. Das sei ein Grund, warum Frauen viel öfter in Teilzeit arbeiteten.

Wichtig ist deshalb auch der Blick auf die bereinigte Zahl des Gender Pay Gap. Dort würden die Gehälter von Frauen und Männern in gleichen Berufsgruppen verglichen, so Jutta Rump. Danach bliebe noch ein Lohnunterschied von 5 Prozent in Rheinland-Pfalz.

"Rechtsstreitwelle geht jetzt erst los"

Die Rechtsstreitwelle bezüglich Gender Pay Gap gehe jetzt erst richtig los, meint Stefan Fritz, Unternehmensberater und Geschäftsführer der mit-unternehmer.com Beratungs-GmbH. Erste Verfahren kämen jetzt zum Bundesarbeitsgericht, das werde jetzt immer schneller gehen, die Schlagzahl werde sich auf jeden Fall erhöhen.

Auf die Frage, was er in Sachen Lohngerechtigkeit besser findet, ob Tarifbindung oder nicht, sagt er: "Ich habe bisher wenig Unternehmen gefunden, die super glücklich waren mit ihren Tarifverträgen. Weil die immer gesagt haben, es gibt hier und da Probleme, dass unser Unternehmen nicht so richtig auf den Tarifvertrag passt." Das liege daran, dass Betriebe der gleichen Branche sich zum Beispiel immer mehr spazialisierten und Nischen suchten, aber trotzdem dem gleichen allgemeinen Tarifvertrag angehörten.

Eine eigene Lohn-Struktur könne deshalb gerechter sein, so Fritz. Man könne flexibler sein und werde nicht in die vorgegeben Schubladen eines Tarifvertrags gepresst. Aber weniger Tarifbindung bedeute auch mehr Flexibilität - und damit müsse man auch umgehen können, so Fritz.

Thompson: "Kein Bewerbungsfoto, kein Alter, kein Geschlecht"

Was brauchen wir für mehr Lohngerechtigkeit in Zukunft? Heike Thompson, 1. Vorsitzende des Business Professional Women Kaiserslautern (BPW) sagt, für die Zukunft wünsche sie sich, dass sogenannte Frauenberufe in ihrer Entgeltstruktur angehoben und dadurch attraktiver würden - für jeden. Und weiter sagt sie, es wäre gut, wenn die Bewerbungsschreiben nicht mehr das Geschlecht abfragen würden und wenn es kein Passbild mehr geben müsste und auch die Angabe des Alters entfallen würde, wenn es um Qualifikation gehe. Thompson wäre dafür, stattdessen andere Kriterien anzusetzen.

Generell müsse man ernsthaft über Arbeitszeitmodelle nachdenken, die besser mit Familie vereinbar seien. Neben arbeitsmarktpolitischen Veränderungen brauche es auch gesellschaftliche Veränderungen.

"Frauen müssen Initiative ergreifen, unbequem sein!"

Jutta Rump appelliert an die Frauen. "Abgesehen von Rahmenbedingungen, brauchen wir mehr Initiative von den Frauen. Wir reden auch darüber, dass Frauen selbst ihre Stimme erheben müssen und wirklich auch mutig sein müssen, um zu sagen, ich will es jetzt aber wissen und ich kümmere mich um Lohngerechtigkeit."

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SWR