Gespräch

Polen setzt Sicherheit ins Zentrum der EU-Ratspräsidentschaft

Stand
Das Interview führte
Frauke Oppenberg
Interview mit
Martin Adam

Polens EU-Ratspräsidentschaft steht unter dem Motto „Sicherheit Europa!“. Das Land setzt dabei auf Verteidigung, Desinformationsbekämpfung und energetische Unabhängigkeit. ARD-Korrespondent Martin Adam berichtet über die ehrgeizigen Ziele Warschaus.

Polen ist der „östliche Schild“

Polen fordert mehr Unterstützung für den Ausbau der militärischen Sicherheit an der EU-Ostgrenze. Laut ARD-Korrespondent Martin Adam sieht Warschau sich als Frontstaat und arbeitet bereits an Panzersperren und Versorgungsinfrastruktur.

Die Herausforderung bleibe, westeuropäische Staaten wie Spanien oder Italien von der Dringlichkeit zu überzeugen.

Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk übernimmt das Amt des EU-Ratspräsidenten.
Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk übernimmt das Amt des EU-Ratspräsidenten.

Hybrider Krieg und Desinformation

Adam beschreibt, wie Polen täglich mit Spionage und Sabotage zu kämpfen hat. Belarus und Russland destabilisieren gezielt die Region. Das geschehe durch Desinformationskampagnen und das Schleusen von Geflüchteten an die EU-Grenze. Polen sieht sich dadurch bereits in einem hybriden Krieg.

Energie für mehr Unabhängigkeit

Unter „Energiewende“ versteht Polen vor allem Atomkraft und die Reduzierung der Abhängigkeit von russischen Energieressourcen. Adam betont, dass Warschau die EU auffordert, ähnliche Schritte zu unternehmen, um langfristig energetisch sicherer zu werden.

21.10. bis 8.11.2021 Belarus benutzt Flüchtlinge an Polens Grenze für politische Zwecke

21.10. bis 8.11.2021 | Im Herbst 2021 lässt Belarus Tausende von Flüchtlingen an die Grenze zu Polen bringen – die zugleich Außengrenze der EU ist. Aus Sicht der EU benutzt Belarus die Flüchtlinge, um Druck auf die Europäische Union auszuüben. Die nämlich erkennt den belarusischen Machthaber Lukaschenko nicht als Staatschef an und hat nach der Niederschlagung der Opposition Sanktionen gegen ihn verhängt. Während die Geflüchteten – die meisten aus Syrien und Afghanistan – in den Wäldern campieren und immer wieder versuchen, mit belarusischer Hilfe über die Grenze zu kommen, verstärkt Polen den Grenzschutz, erklärt den Ausnahmezustand im Grenzgebiet. Auch die Presse darf dort nicht mehr hin. Polen-Korrespondent Jan Pallokat nahm deshalb über Social Media und Telefon Kontakt zu dort lebenden Menschen auf.
Die Zahl der Flüchtlinge nimmt anschließend weiter zu. Sie kommen verstärkt auch in größeren Gruppen von teilweise mehreren hundert Personen. Polen versetzt zusätzlich zu Armee und Grenzschutz sogenannte „Territorialverteidigungsgruppen“, eine Art Freiwilligenarmee, in Alarmbereitschaft. | #jetztschonhistorisch | http://swr.li/belarus-polen-grenze

Stand
Das Interview führte
Frauke Oppenberg
Interview mit
Martin Adam