Ob mit der Garnisonskirche in Potsdam oder mit dem neu gebauten Berliner Stadtschloss: „Man will eine idealisierte Vergangenheit präsentieren“, meint der Architekturprofessor Philipp Oswalt in SWR2.
Der Wiederaufbau historischer Symbolbauten ziele oftmals nicht nur auf Schönheit oder Stadtreparatur, sondern auf eine Änderung unseres Geschichtsverständnisses. Das beschreibt Oswalt in seinem neuen Buch „Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik“.
Reaktionäre Geschichtsklitterung
Der Architekt und Publizist Philipp Oswalt sorgte schon rund um die Rekonstruktion des Berliner Stadtschlosses für Aufsehen. Er machte öffentlich, dass einige private Spender*innen aus dem rechten Spektrum kamen. Immer wieder seien Rechtsradikale an ähnlichen Bauprojekten beteiligt, als Initiatoren oder Großspender. Hier sickerten, meint Oswalt, reaktionäre Geschichtsbilder in die zeitgenössische Stadtplanung.
Brüche der Geschichte ausgeblendet
Auch bei anderen Rekonstruktionen sollen, meint Oswalt, die Brüche der deutschen Geschichte, etwa der Zivilisationsbruch der NS-Zeit, überschrieben und ausgeblendet werden. „Ich will weg von den Idealisierungen und ein Verständnis für die Widersprüche der Geschichte“, fordert Oswalt. Sein Buch „Bauen am nationalen Haus. Architektur als Identitätspolitik“ erscheint am 8.12.23 im Berenberg Verlag.
Mehr zur Geschichte Preussens
Lesenswert Kritik Tim Blanning - Friedrich der Große. König von Preußen
Friedrich der Große sei die kontroversteste Gestalt der deutschen Geschichte, so der englische Historiker Tim Blanning.
So widmet er sich als erster Fachhistoriker ausführlich der vermuteten Homosexualität Friedrichs II., die für ihn eine Tatsache ist.
Rezension von Konstantin Sakkas.
Aus dem Englischen übersetzt von Andreas Nohl
C.H. Beck Verlag
ISBN 978-3-406-71832-8
718 Seiten
34 Euro
Diskussion Hitlers adlige Helfer – Die Hohenzollern und die Nazis
Über viele Jahre hat die Dynastie der Hohenzollern mit den Nationalsozialisten kollaboriert und zu ihrem Aufstieg beigetragen. Das schreibt der Historiker Stephan Malinowski in seinem neuen Buch über „Die Hohenzollern und die Nazis. Geschichte einer Kollaboration“. In welchem Maße ist die Adelsfamilie also mitverantwortlich für die dunkelsten Jahre in der deutschen Geschichte? Und kommt jetzt Bewegung in den Streit um Entschädigung, die die Nachfahren des letzten deutschen Kaisers gerichtlich einfordern? Gregor Papsch diskutiert mit Prof. Dr. Jörn Leonhard – Historiker, Universität Freiburg, Dr. Stephan Malinowski – Historiker, Universität Edinburgh, Prof. Dr. Stefanie Middendorf – Historikerin, Universität Jena