Am 9. August 1943 verabschiedete der Kreisauer Kreis – Widerstandskämpfer*innen gegen das Naziregime um Helmuth-James von Moltke – auf dessen Schloss im schlesischen Kreisau, Grundsätze einer demokratischen Neuordnung für die Zeit nach Hitler. Die meisten der Beteiligten wurden später hingerichtet. Zum 80. Jahrestag erinnern Mitglieder der Moltke-Stiftung an die Bedeutung der Kreisauer Grundsätze für die Verfassung der Bundesrepublik.
Unverletzliche Würde, Selbstverwaltung, Überwindung des Nationalismus
Es seien drei Themen, die die Grundsätze bestimmten, sagt die Historikerin Dr. Ulrike Möllney. „Als erstes würde ich die zukünftige Verfassungsordnung auf der Grundlage der unverletzlichen Würde des Menschen und unveräußerlicher individueller Rechte nennen wollen. Als zweites sollte der Aufbau von Gesellschaft und Staat von unten und auf der Basis von überschaubaren Selbstverwaltungseinheiten, sogenannten Gemeinschaften vonstatten gehen.“
Fürsorgepflicht des Staates, Recht auf Arbeit und Wohnung
Und das dritte Grundprinzip bezog sich auf die Einbindung Deutschlands in das europäische Staatensystem. „Der Nationalismus wurde als überkommenes Prinzip betrachtet.“ Also weg von der bedingungslosen Unterwerfung des Bürgers vor seiner Nation. Eher umgekehrt wurde es gesehen: „Der Staat hat eine Fürsorgepflicht, was das Recht auf Arbeit und auf Wohnung angeht!“
Das Foto zeigt Helmuth von Moltke, Gründer des Kreisauer Kreises, am 20. Juli 1944 vor dem Volksgerichtshof Berlin
Widerstand im Nationalsozialismus
Buchkritik Wolfgang Benz - Im Widerstand. Größe und Scheitern der Opposition gegen Hitler
"Charakteristika" des deutschen Widerstandes gegen das NS-Regime, so Wolfgang Benz, waren seine Zersplitterung, die daraus resultierende Erfolglosigkeit sowie eine "trostlose Einsamkeit" der Widerstandskämpfer.
Rezension von Thomas Moser.
Verlag C. H. Beck München 2019
ISBN 978-3-406-73345-1
556 Seiten
27 Euro
NS-Widerstand Vor 80 Jahren wurden Sophie und Hans Scholl hingerichtet
Sie sind Ikonen des Widerstands gegen die Nationalsozialisten: Hans und Sophie Scholl. Als Mitglieder der Weißen Rose zahlten sie für ihren unerschütterlichen Mut mit dem Leben. Vor 80 Jahren wurden sie gemeinsam mit dem Freund und Mitstreiter Christoph Probst hingerichtet.