Live-Sportkommentare sind die hohe Kunst, Fachkenntnisse und Journalismus zu verbinden: „Sie müssen in der Lage sein, die visuellen Eindrücke sofort in Sprache zu übersetzen – anschaulich formulieren“, reagiert Michael Schaffrath, der an der TU München den Arbeitsbereich „Medien und Kommunikation“ leitet, auf die Kritik an der Live-Olympiaberichterstattung in ARD und ZDF.
Schaffrath erklärt im Gespräch mit SWR Kultur: „Im Fernsehen gilt eigentlich: Reden ist Silber und Schweigen kann goldrichtig sein, denn die verbale Duplizierung des ohnehin Sichtbaren, das ist im Fernsehen kontraproduktiv. Dafür ist die Komponente des Bewertens, des Einordnens, des Erklärens viel wichtiger.“
Kommentare wie vom Pferd selbst
Den enthusiastischen ARD-Reitsport-Experten Carsten Sostmeier lobt er ausdrücklich: „Sostmeier kommentiert so, als ob er früher einmal selbst ein Pferd gewesen sei.“ Er kommentiere mit Leidenschaft, ohne seine journalistische Distanz und Kritikfähigkeit aufzugeben, so Schaffrath.
Schaffrath beobachtet aber auch einen zunehmenden Hang zur Mäkelei an Sportreportern: „Mein Eindruck ist seit Jahren, dass einigen Zuschauern nur wenig gut genug ist.“
Bekannte Sportkommentatoren und -kommentatorinnen
Zeitgenossen Claudia Neumann: „Frauen können Fußball kommentieren!“
Sie will weder eine „Ikone der Frauenbewegung“ sein, noch ein „Opfer“. Die ZDF-Sportjournalistin Claudia Neumann will einfach nur den Job machen, den sie mag und gut kann. Der Shitstorm in den sozialen Medien begann, als sie wichtige Spiele der Nationalmannschaft live kommentierte, als erste Frau in Deutschland. Mit diesem Einbruch in eine Männerdomäne gilt sie anderen jungen Reporterinnen als Vorbild.
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