Von der Munitions- zur Kulturfabrik
Mit seinen zehn Lichthöfen galt der Hallenbau A, 312 Meter lang und 54 Meter breit, bei seiner Errichtung deutschlandweit als innovativster Industriebau. Die Halle wurde vom Stuttgarter Architekten Philipp Jakob Manz als Waffen- und Munitionsfabrik geplant und mitten im Ersten Weltkrieg, zwischen 1915 und 1918, erbaut. Bis zu 4.500 Arbeiter produzierten hier während beider Weltkriege Waffen und Munition.
Mehrere Jahrzehnte liegt das denkmalgeschützte Industriegebäude brach, dann entscheidet die regionale Politik, den Hallenbau A für die neu gegründete Hochschule für Gestaltung (HfG), die Städtische Galerie Karlsruhe und das neue Zentrum für Kunst und Medien (ZKM) zu nutzen.
Die Leitidee des ZKM
1986 bildet sich die Projektgruppe ZKM. Ihr gehören Vertreter der Kommunalpolitik, der Universität, der Staatlichen Hochschule für Musik, des Kernforschungszentrums sowie Mitglieder der Karlsruher Kunstszene. Sie erarbeiten zusammen das „Konzept ’88“, das die Grundlage für das neue ZKM bildet.
Dieses Konzept dient als Grundlage für die Satzung des ZKM, die im August 1989 in Kraft tritt. Heinrich Klotz, Gründungsdirektor des ZKM, sieht damals eine große Chance darin, die unterschiedlichen Disziplinen miteinander zu verweben:
Neben dem Zentrum für Medien und Kunst sind auch die von Heinrich Klotz gegründete Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) und das zum ZKM gehörige Museum für Neue Kunst im ehemaligen Munitionsfabrikgebäude untergebracht. Mit dem Einzug im Jahr 1997 wird das einzigartige Konzept auf einen Blick sicht- und spürbar.
Als Institution weltweit einzigartig
Von der Ölmalerei bis zur App, von der klassischen Komposition bis zum Sampling: Das ZKM ist ein Haus aller Medien und Gattungen. Hier finden raumbasierte Künste wie Malerei, Fotografie und Skulptur als auch zeitbasierte Künste wie Film, Video, Medienkunst, Musik, Tanz, Theater und Performance statt. Das ZKM soll dazu dienen, die klassischen Künste ins digitale Zeitalter fortzuschreiben.
Medienkunst wird hier präsentiert und gelehrt – und es wird geforscht. Medienkunst wird hier aber auch, und das ist besonders in Karlsruhe, produziert und bewahrt. Deshalb wird es nicht Museum, sondern Zentrum genannt.
Durch die interdisziplinäre und breitaufgestellte Arbeitsweise des ZKM - forschen, produzieren, ausstellen, vermitteln und dokumentieren - ist es das wohl wichtigste Archiv der Kunst des 20. Und 21. Jahrhunderts.
Es gleicht einer riesigen digitalen Spielwiese: Für Kunstschaffende, um spannende Projekte mit neuster Technologie umzusetzen, für Besucher*innen, um Medienkunst kennen zu lernen und zu testen und für Technik-Nerds mit kreativen Neigungen und für Wissenschaftler, um sich bei ihrer Forschungsarbeit von Kunstschaffenden inspirieren zu lassen.
ZKM unter den TOP 5 der Weltmuseen
Mit seiner Vielfalt und Einzigartigkeit zählt das ZKM weltweit zu den wichtigsten und bedeutendsten Kulturstätten und landet immer wieder unter den Top 5 der internationalen Museen.
Im internationalen Ranking der weltweit größten Datenbank „ArtFacts“ belegt es den vierten Platz nach dem Museum of Modern Art in New York, der Biennale di Venezia und dem Centre Pompidou in Paris.
Klotz, Weibel und Hudson – Die Köpfe des ZKM
Der in Worms geborene Heinrich Klotz war bis 1989 Professor am Kunstgeschichtlichen Institut der Universität Marburg. 1979 baute er parallel dazu in Frankfurt am Main das Architekturmuseum und das Museumsufer mit auf. Während seiner Professur in Marburg wirkte er am „Konzept ’88“ mit und brachte so das ZKM mit auf den Weg.
Zwei Jahre lang konnte er sich als Gründungsdirektor an dem entstandenen ZKM erfreuen, er verstarb 1999. Sein Wunsch-Nachfolger, den Wiener Medienkünstler, Kurator und Medientheoretiker Peter Weibel, folgte ihm an der Spitze des Karlsruher Zentrums nach.
Peter Weibel wurde 1999 neuer CEO und Direktor des ZKM, das er zusammen mit Christiane Riedel bis 2023 leitete. In diesen 24 Jahren entwickelte er es zu einem der weltweit führenden Zentren für Medienkunst, einem „Mekka der Medienkunst“, wie er es einst nannte.
Der Vordenker der digitalen Kunst sah in der Digitalisierung einen Zugang zum Weltwissen für alle. Durch seine vielfältigen Aktivitäten als Künstler, Kurator, Theoretiker und Nomade zwischen Kunst und Wissenschaft galt er als eine zentrale Figur der europäischen Medienkunst. Peter Weibel verstarb im März 2023 und hinterließ große Fußstapfen.
Ihm folgte im April 2023 der Brite Alistair Hudson an die Spitze des ZKM nach. Hudson möchte mit seinem Konzept des „useful museum“ neue Impulse setzen. Er versteht Kunst- und Kulturinstitutionen als Orte für gesellschaftliche Verantwortung und Veränderung, schreibt das ZKM in der Vorstellung des neuen Direktors.
Hudson ist als Kurator und Museumsleiter international tätig und verfügt über eine zeitaktuelle kuratorische Expertise sowie ein fundiertes Wissen über die Beziehung zwischen Kunst, Technologie und Gesellschaft.