Das Morden begann am 6. April 1994, als der damalige ruandische Präsident Juvénal Habyarimana unter bis heute ungeklärten Umständen bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kam. Extremistische Hutu ermordeten innerhalb von nur 100 Tagen über 800.000 Menschen. Tutsi und gemäßigte Hutu wurden regelrecht abgeschlachtet. Und die Welt schaute tatenlos zu.
Auswärtiges Amt - Kenntnis vom geplanten Genozid?
Dass dieser Völkermord akribisch geplant war, ist heute erwiesen. Aber schon vor dem Genozid gab es Hinweise auf ein Massenmorden. Dies belegen Rundbriefe des evangelischen Pfarrers Jörg Zimmermann, der damals in Ruanda lebte und arbeitete. Auch die deutsche Botschaft in Kigali hatte Kenntnisse über Massaker. 1993 gab es sogar erste Planungen für den Krisenfall. Das belegen Akten des Auswärtigen Amtes. Doch Deutschland, als einer der größten Entwicklungshilfe-Geber damals, schwieg.
Brisante Einblicke in die Archive
Bislang gab es keine politische Aufarbeitung der deutschen Rolle vor dem Genozid in Ruanda. Autorin Sabine Wachs hat erstmals Akten eingesehen, die 30 Jahre gesperrt waren. Zusammen mit Zeitzeugen aus Deutschland, Frankreich und Ruanda und deren Dokumenten geht sie der Frage nach: War es ein bewusstes Wegschauen oder eine völlig falsche Einschätzung der Lage?
Aufarbeitung des Völkermords in Ruanda
Die Recherche führt sie auch nach Frankreich. Dort hat ein Historiker-Bericht aus dem Jahr 2021 dem Land eine „Mitverantwortung am Völkermord“ zugeschrieben. Bis heute leben allerdings viele der Täter (Génocidaires) unbehelligt in Frankreich. Die französische Justiz tut wenig, um sie zu verfolgen. Ein ehrenamtliches Team um das franko-ruandische Ehepaar Alain und Dafroza Gauthier sammelt seit fast 30 Jahren Beweise, reicht Klagen ein, bringt Täter vor Gericht.
(Produktion: SR 2024)