Erkrankung, erste Diagnose, Arbeitsunfähigkeit, Therapieversuche mit weiteren Diagnosen, Reha-Bemühungen, Gutachten von Therapeuten, Gutachten von Amtswegen, Ablehnungen, Widersprüche, Gegengutachten, Gerichtsverfahren mit möglicherweise neuen Gutachten und Widersprüchen. Eine solche oft jahrelange Odyssee ist kein Einzelfall. Wer wegen grundlegend gesundheitlicher Einschränkungen eine Erwerbsminderungsrente beantragt, um zumindest die finanziellen Belastungen zu mindern, macht oft erstmals in seinem Leben Erfahrungen mit den Fallstricken der Sozialversicherung.
Sackgasse Krankheit
Das reibungsreiche Zusammenwirken von Kranken-, Renten-, Arbeitslosen- und evtl. auch Unfallversicherung degradiert, so Kritiker*innen, viele anspruchsberechtigte Hilfsbedürftige zu Bittsteller*innen. Von jährlich etwa 340 000 Anträgen werden 40 Prozent abgelehnt. Viele Betroffene – die mit Abstand größte Gruppe hat eine psychische Diagnose – resignieren irgendwann. Ihnen fehlt die Kraft für weitere Kämpfe.
Existenz auf niedrigem Niveau
Autor Jörn Klare spricht mit Anwälten und Richtern, Vertreter*innen der großen Sozialverbände, der Deutschen Rentenversicherung, Mediziner*innen, Politker*innen und Wissenschaftler*innen, die einen Blick ins europäische Ausland werfen, wo einiges, insbesondere die Wiedereingliederung teilerwerbsgeminderten Menschen in den Arbeitsmarkt, besser läuft. Und er trifft verzweifelt und wütend kämpfende Antragsteller*innen.
Betroffene: Zwischen Anspruch und Wut
“Irgendwas läuft hier komplett falsch“, sagt eine anonyme Frau, die ihren Antrag vor zwei Jahren aufgrund der gravierenden Folgen einer schweren Viruserkrankung gestellt hat: „Das ist Kafka, das ist schrecklich.“
(Produktion: NDR 2024)