Projekt in der JVA Wittlich

Musik im Knast: Klavierspiel gegen Langeweile

Stand
Autor/in
Sebastian Grauer
Foto von Sebastian Gauer, Redakteur bei SWR Aktuell im Regionalbüro Traben-Trarbach

In der JVA Wittlich lernen Häftlinge Piano spielen. Das soll vom tristen Gefängnisalltag ablenken und den Gefangenen auch nach der Haft helfen.

Der Gefangene Vladi sitzt am elektronischen Klavier und spielt den Titel l'après-midi aus dem Film "Die fabelhafte Welt der Amelie". Seine Hände bewegen sich gekonnt über die Tasten. Dass das so gut klappt, freut den 26-Jährigen. "Ich kann schon mehrere Lieder spielen. Wird gut."

Wegen Drogenhandels verurteilt

Vladi wurde wegen Drogenhandels zu mehr als vier Jahren Gefängnis verurteilt. Eine lange Zeit, die er jetzt nutzt, um Klavierspielen zu üben. Er sagt, dass er vier Stunden am Tag übt. "Immer dann, wenn im Fernsehen Werbung kommt."

Musik machen, sorgt bei ihm auch für Ablenkung. "Man vergisst die Zeit. Dann ist das nicht mehr so eintönig", sagt er. "Ich habe hier auch was von. Ich sehe, dass ich was schaffen kann."

Musiklehrer kommt wöchentlich in die JVA

Genau darum geht es bei dem Projekt, das von einer Trierer Stiftung finanziert wird. Das Programm gibt es seit vergangenem Herbst.

Die Gefangenen haben auf ihren Zellen elektronische Pianos, mit denen sie jederzeit üben können. Wöchentlich - jeden Donnerstag - bekommen fünf Gefangene Unterricht von Musiklehrer Bernd Oster.

Musiker Bernd Oster (links) bringt Häftling Vladi das Klavierspielen in der JVA Wittlich bei.
Musiker Bernd Oster (links) bringt Häftling Vladi in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich das Klavierspielen auf einem Keyboard bei.

Der Musiker macht die Arbeit gerne und freut sich über den Fortschritt, den die Häftlinge machen - insbesondere über die von Vladi. "Dann macht das unheimlich Spaß", sagt er. "Und wenn ich sehe, dass die Schüler was können, dann übe ich mit ihnen auch schwerere Stücke."

Gefangene sollen Erfolgserlebnisse haben

Das Ziel des Projektes: Die Gefangenen sollen Erfolgserlebnisse haben. Das Selbstwertgefühl soll gesteigert werden, sagt der Anstaltsleiter der JVA Wittlich, Jörn Patzak.

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"Die Gefangenen sehen, dass sie was können, dass sie zu einem Ergebnis kommen." Dadurch würde sich das Selbstwertgefühl entwickeln was wichtig sei, sagt Patzak. "Denn fehlendes Selbstwertgefühl ist das, was oft dazu beiträgt, dass Straftaten begangen werden."

Vladi will weiter spielen

Es ist ja auch wieder eine andere Beschäftigung als ein kriminelles Dasein.

Vladi jedenfalls hat aus dem Klavierspielen für sich schon einiges mitgenommen. Er will damit auch nach seiner Zeit im Gefängnis weitermachen. "Es ist ja auch wieder eine andere Beschäftigung als ein kriminelles Dasein. Es ist ja schon wieder ein Schritt in die richtige Richtung."

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