Zahl der Drogendelikte auf hohem Niveau

Warum die Region Trier eine Transitzone für Drogen ist

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Autor/in
Christian Altmayer
Foto von Christian Altmayer, Redakteur bei SWR Aktuell im Studio Trier

Fünf Männer stehen vor Gericht, weil sie im großen Stil Drogen verkauft haben sollen. Es ist nicht der erste große Drogenprozess, der in der Region Trier für Schlagzeilen sorgt.

Kiloweise sollen fünf Männer Cannabis und Amphetamine verkauft haben. Seit Montag müssen sie sich wegen Handels mit Drogen zwischen Februar 2021 und Dezember 2022 vor dem Landgericht Trier verantworten. Dabei geht es um Betäubungsmittel im Wert von mehr als 100.000 Euro.

Der Kopf der Gruppe ist der Anklage nach ein etablierter Dealer in der Trierer und Schweicher Szene. Mitangeklagt sind auch zwei mutmaßliche Drogenhändler aus Köln sowie eine Frau, die die Männer zu ihren Deals gefahren haben soll.

Immer wieder sorgen große Drogenprozesse in der Region für Schlagzeilen. Seit Juni läuft vor dem Landgericht der Prozess gegen einen 35-Jährigen, der per Flugzeug unter anderem Opium nach Trier geschmuggelt haben soll. Einer anderen Gruppe aus der Eifel wirft die Staatsanwaltschaft vor, bandenmäßig mit Drogen gehandelt zu haben.

Jährlich steigende Drogenfunde an der A60

Die Zahl der Rauschgiftdelikte ist seit Jahren hoch, heißt es beim Polizeipräsidium Trier. 2022 gab es in der Region Trier nach Angaben der Kriminalstatistik 2.878 Drogendelikte, etwas weniger als im Rekordjahr 2020 mit 3.500. Aber das Niveau bleibe hoch, sagt eine Sprecherin der Polizei: "Die Anzahl der Rauschgiftdelikte ist von 2013 bis 2020 stetig angestiegen."

Auch der Bundespolizei Trier, die für die Überwachung der Grenzen zu Belgien und Luxemburg zuständig ist, gehen nach eigenen Angaben immer öfter Drogenkuriere ins Netz. Mehr als 500 haben die Beamten im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben aufgegriffen.

Vor allem die Autobahn 60, die von Wittlich über Prüm nach Belgien führt, sei bei Dealern eine beliebte Schmuggelroute. Die Händler kauften die Ware meist in den Niederlanden und reisten dann über Belgien oder Luxemburg in die Eifel ein, sagt Polizeisprecher Stefan Döhn: "Jedoch nehmen die Drogenfunde auch in der Stadt Trier zu."

Stefan Döhn ist Pressesprecher der Bundespolizei Trier, deren Inspektionsgebäude auf dem Bild im Hintergrund zu sehen ist.
Stefan Döhn ist Pressesprecher der Bundespolizei Trier.

Drogen kommen über Antwerpen und Rotterdam

Dass das Geschäft mit den Drogen in der Region Trier boomt, führen die Ermittler auf die Grenznähe zurück. Einerseits ist Cannabis in den Niederlanden legal und leicht zu erwerben. Zum anderen gibt es dort und im Nachbarland Belgien organisierte Kartelle, die den Handel mit Rauschgift kontrollieren.

Betäubungsmittel wie Heroin, Cannabis oder Kokain würden meist außerhalb Europas angebaut und produziert. Mit Containerschiffen würden sie dann illegal in den großen Hafenstädten wie Rotterdam oder Antwerpen abgeladen, die für die Einfuhr "prädestiniert" seien, wie es beim Polizeipräsidium Trier heißt.

Ermittlungen nach Kontrollen und Auswertung von Chats

Auf dem Weg zu deutschen Abnehmern würden die Kuriere oft durch die Region Trier fahren, die so zur Transitzone für Drogen wird. Dass in jüngster Zeit immer mehr Kuriere gefasst werden, habe mit "intensivierten Fahndungs- und Kontrollmaßnahmen" an den Grenzen zu Luxemburg und Belgien zu tun, heißt es bei der Bundespolizei.

Doch auch Chatnachrichten bringen die Ermittler immer öfter auf die Spur von Kriminellen. Anfang des Jahres gelang es Fahndern des Landeskriminalamtes Rheinland-Pfalz, den Cybercrime-Spezialisten der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz und niederländischen Experten das Programm "Exclu" zu entschlüsseln. Über diese Plattform hatten Dealer jahrelang ihre Geschäfte abgewickelt.

Exclu war beim Cyberbunker Traben-Trarbach eingerichtet

Bei einer Razzia im sogenannten Cyberbunker in Traben-Trarbach stießen die Ermittler 2019 auf die Software, die Kriminelle in dem illegalen Rechenzentrum eingerichtet hatten. Nach der Abschaltung von "Exclu" wurden europaweit 48 verdächtige Personen festgenommen, später auch die Betreiber des sogenannten "DarkMarket".

Auch dieser prominente Fall landete vergangenes Jahr vor dem Landgericht Trier. Ein australisches Paar wurde zu hohen Haftstrafen verurteilt. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die beiden einen Online-Marktplatz betrieben haben, über den eine halbe Million Kunden unter anderem mit Drogen, Falschgeld und gestohlenen Kreditkarten gehandelt haben.

Dealer gehen einer Falle des FBI ins Netz

Auch die fünf mutmaßlichen Dealer, die seit Montag vor dem Landgericht Trier stehen, sollen ein vermeintlich verschlüsseltes Chatprogramm genutzt haben. Sie schrieben miteinander über die App "Anom". Was sie nicht wussten: Hinter dem Dienst standen die amerikanische Bundespolizei FBI und die australische AFP.

Drei Jahre lang überwachten die Behörden die Kommunikation von Kriminellen und konnten die Szene beobachten, die über "Anom" Drogen- und Waffendeals und sogar Morde in Auftrag gab. Bis nach Tipps der Behörden dann 2021 mehr als 800 Verdächtige weltweit verhaftet wurden. So kamen die Ermittler letztlich auch den mutmaßlichen Drogenhändlern aus Trier auf die Schliche. Ein Urteil wird erst im August erwartet.

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