Viele Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister sind frustriert: Das ist das Ergebnis einer Umfrage des SWR im vergangenen Herbst. Eine Reihe von ihnen wirft das Handtuch und tritt zur Kommunalwahl am 9. Juni nicht mehr an. Auch Andreas Setz, der amtierende Ortsbürgermeister in Heimweiler im Kreis Bad Kreuznach, hat lange überlegt.
Setz ist seit zehn Jahren Ortsbürgermeister in Heimweiler bei Kirn und weiß manchmal nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Heimweiler ist ein kleiner Ort mit gerade mal 400 Einwohnerinnen und Einwohnern. Dennoch hat Setz sehr viel zu tun. Zu viel, sagt er. Zwar werde er für das Amt stundenweise von der Arbeit freigestellt. Doch trotzdem investiere er seine komplette Freizeit in die Gemeinde und sei nun am Limit.
Rat in Heimweiler will Ortsbürgermeister entlasten
Deshalb hat Setz vor seinem Entschluss, sich nochmal zur Wahl zu stellen, mit seinem Gemeinderat gesprochen. Seine Idee ist, die Verantwortung künftig zu teilen. "Wenn wir das auf mehreren Schultern und nicht nur Schultern, sondern auch Köpfen verteilen, können wir vielleicht genauso gut vorankommen," sagt Setz.
Trotz Bürokratie und Finanzproblemen Viele Bürgermeister in Rheinhessen-Nahe treten wieder zu Kommunalwahl an
Die meisten der Ortsbürgermeister in Rheinhessen haben sich entschieden, nochmal zu kandidieren – doch ihre Kritik an den kommunalen Strukturen bleibt.
Mehrere Ratsmitglieder haben ihm zugesagt, künftig komplette Aufgabenbereiche zu übernehmen. Der Erste Beigeordnete Klaus Wöllstein sagt, für den Bürgermeisterposten habe er selbst weder die Zeit noch die Geduld: "Ich würde mir das auch nicht antun." Auf seine Unterstützung aber könne der Ortsbürgermeister nach der Wahl fest setzen. Er will dann alles übernehmen, was bei den beiden Friedhöfen im Ort anfalle.
Auch die Grünflächen in Heimweiler, Instandhaltungsarbeiten oder einzelne Projekte möchte Setz gerne künftig in andere Hände geben. Von seinen Mitbürgerinnen und Mitbürgern wünsche er sich Unterstützung, von der Verwaltung fordere er sie, so der Ortschef.
Ortsbürgermeister kritisiert mangelnde Unterstützung der Verwaltung
In den Verbandsgemeinden und Kreisen würde man es sich allzu oft einfach machen, findet Setz. Den Ortsbürgermeistern und Ortsbürgermeisterinnen werde zu viel aufgebürdet. "Es ist halt am einfachsten, wenn das der Bürgermeister macht. Aber das ist nicht der richtige Weg," sagt Setz. Vieles könne stattdessen in den Fachabteilungen der Verwaltung erledigt werden.
Andreas Setz will sich dafür stark machen, dass die Verwaltungen mehr in die Pflicht genommen werden. Es wäre schön, sagt er, wenn wieder mehr Leute bereit wären, das Ehrenamt als Ortsbürgermeister zu übernehmen und zu sagen: "Okay, das ist doch ein spannender Job!" - und das nicht nur in Heimweiler.
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Die Menschen in Rheinland-Pfalz treiben vor der Kommunalwahl unterschiedliche Themen um. Wir haben "Zugehört". Und uns nach Lösungen umgeschaut.