"Wir werden nicht so schnell arbeitslos"

80 Jahre Bombardierung Mainz - Kampfmittelräumdienst immer noch gefragt

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Von Autor/in Christiane Spohn

Am 27. Februar 1945 erlebten die Mainzerinnen und Mainzer die Hölle auf Erden. Die britische Royal Air Force flog einen Bombenangriff auf Mainz. Mehr als 1.200 Menschen starben. Viele von den Bomben liegen immer noch unter der Erde in Mainz.

"Es war eine Unmenge von Spreng- und Brandbomben, die die Briten auf Mainz abgeworfen haben", sagt Alexander Schäfer, ein Truppenführer des rheinland-pfälzischen Kampfmittelräumdienstes. Mehr als 700 Sprengbomben und über eine halbe Million Stabbrandbomben seien damals auf Mainz innerhalb von 16 Minuten abgefeuert worden.

Die länglichen Stabbrandbomben entzündeten sich, als sie auf dem Boden oder auf Dächer aufschlugen und sorgten für verheerende Feuerstürme. Die Sprengbomben zerstörten mit ihrer Sprengkraft ganze Häuser und Straßenzüge.

Bombardierung sollte Mainzerinnen und Mainzer demoralisieren

80 Prozent der Mainzer Innenstadt war danach zerstört. "Das war das "Moralbombing" der Briten, erklärt Schäfer. Die Briten bombardierten gezielt die deutsche Zivilbevölkerung, um sie zu demoralisieren und zum Aufgeben zu zwingen.

Eine zerstörte Straße und Ruinen von Häusern in Mainz nach dem Bombenangriff der Briten im Februar 1945.
Ganze Straßenzüge in Mainz haben die Briten bei ihrem Luftangriff am 27. Februar 1945 weggebombt.

Experten wie Alexander Schäfer vom Kampfmittelräumdienst schätzen, dass etwa 20 Prozent der abgeworfenen Bomben nicht explodiert sind. Sie liegen bis heute unter der Erde in der Mainzer Innenstadt. Und sie beschäftigen immer noch jeden, der in Mainz bauen will.

Weltkriegsbomben liegen immer noch unter der Erde in Mainz

Der Ingelheimer Bauunternehmer Tim Gemünden zum Beispiel muss sich immer wieder mit Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg beschäftigen. Die Ingelheimer Firma hat in Mainz große Baustellen. Sie baut zum Beispiel einen Biotech-Campus am Europakreisel neben dem Mainzer Stadion.

Mainz

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Erst im April vergangenen Jahres ist dort ein 500 Kilo schwerer Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden, den Alexander Schäfer und seine Männer vom Kampfmittelräumdienst entschärfen mussten.

Suche nach Weltkriegsbomben auf jeder Baustelle in Mainz

Aber bevor der staatliche Kampfmittelräumdienst anrückt, lässt Bauunternehmer Gemünden seine Mitarbeiter in den Archiven nach Hinweisen auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg suchen.

Zuerst recherchieren seine Mitarbeiter, was sich auf dem Grundstück befand, wie tief unterkellert wurde und ob im Zweiten Weltkrieg Bomben auf das Gelände gefallen sind. Um Antworten darauf zu bekommen, benutzen sie Luftbilder des Landesamtes für Vermessung und Geobasisinformation oder Karten aus dem Mainzer Stadtarchiv.

Der stellvertretende Leiter des Mainzer Stadtarchivs Dr. Frank Teske zeigt die Karte der Zerstörung von Mainz aus dem Jahr 1946.
Der stellvertretende Leiter des Mainzer Stadtarchivs, Dr. Frank Teske, zeigt eine Karte von 1946, auf der zu sehen ist, dass fast alle Gebäude der Mainzer Innenstadt nach dem Bombenangriff zerstört waren.

Der stellvertretende Leiter des Mainzer Stadtarchivs hat immer wieder Anfragen von Unternehmen, die wissen wollen, welche Häuser und Straßenzüge in Mainz von Bomben zerstört worden sind. Er verschickt dann eine digitalisierte Karte von 1946, in der das genau eingezeichnet ist.

Blindgänger werden per Hand ausgegraben

Falls Bomben auf das Grundstück gefallen sind, beauftragen Bauunternehmer wie Tim Gemünden private Kampfmittelräumdienste. Diese Firmen suchen das Gelände mit Metallsonden ab. Schlägt eine Sonde an, graben sich die Experten per Hand mit Schaufeln bis zum verdächtigen Objekt durch.

Stellt sich heraus, dass es eine Weltkriegsbombe ist, dann erst übernimmt der staatliche Kampfmittelräumdienst. Truppenführer Alexander Schäfer kommt mit seinen Mitarbeitern und entschärft den Blindgänger.

Ich glaube nicht, dass wir es erleben, dass wir arbeitslos werden.

Ein Ende ist nicht in Sicht, sagt Alexander Schäfer. Die Überreste des Bombeninfernos vom 27. Februar 1945 werden ihn noch den Rest seines Lebens beschäftigen, so Schäfer.

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