Der Landwirt Friedrich Hoffmann aus Dresden war gerade 23 Jahre alt, als er ein Angebot der Neuguinea-Kompagnie annahm und als Pflanzer in die Kolonie Deutsch-Neuguinea zog, in den Bismarck-Archipel: Eine tropische Inselgruppe in Ozeanien am anderen Ende der Welt, die so ganz anders war als alles, was der junge Mann aus dem Deutschen Kaiserreich bis dahin kannte.
Das war im Jahr 1908. Hoffmann blieb 13 Jahre lang in der Kolonie Deutsch-Neuguinea. Und dass auch in der Zeit, als in Europa der Erste Weltkrieg tobte.
Ehefrau im Heimaturlaub gefunden
Nur ein Mal fuhr er in dieser ganzen Zeit zurück nach Deutschland, auf "Heimaturlaub". Hoffmann heiratete damals und nahm seine Frau Erna mit zurück ins Bismarck-Archipel. Dort lebte er bis zur Ausweisung im Jahr 1921 mit ihr und den Kindern, die in Neuguinea geboren worden waren. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg übernahm Australien die Kolonie im Jahr 1921 treuhänderisch als zu verwaltendes Mandatsgebiet.
Abenteuer in Neuguinea: Friedrich Hoffmanns Leben in Tagebüchern
Sein ganzes Leben lang führte Friedrich Hoffmann ein Tagebuch. Über seine Zeit in der Kolonie Deutsch-Neuguinea hielt er in drei Kladden fest, was er in der Fremde erlebte und beobachtete: Er beschrieb die tropische Inselwelt, die Kultur und die Sitten der Einheimischen, aber auch das Leben in der Kolonie, die Wirtschaftsstrukturen und den Handel. Das alles mit einem neugierigen und aufmerksamen Blick.
Die handschriftlichen Originale dieser Kladden sind inzwischen von Termiten zerfressen worden. Aber es gibt mehrere Abschriften auf der Schreibmaschine. Nur die Fotoalben ihres Urgroßvaters sind noch erhalten. Aus diesem Material hat Hoffmanns Urenkelin Isa Scholtissek zusammen mit einem Wissenschaftler in jahrelanger Arbeit ein Buch geschrieben. Es trägt den Titel "Tagebuch aus dem Bismarck-Archipel: Friedrich Hoffmann in der deutschen Kolonie Neuguinea 1908 bis 1921".
Verbrechen in der Kolonialzeit werden nicht thematisiert
Jetzt hält die Wachenheimerin es in den Händen und ist darüber mehr als glücklich. "Ich bin jetzt so froh, dass wir diese Bücher, diese Tagebücher, gerettet haben, dass sie nicht verloren sein werden für die Nachwelt. Das ist eigentlich das Hauptziel das ich jetzt erreicht habe, dass das Buch vorliegt, und das macht mich auch sehr stolz."
Mögliche Verbrechen deutscher Kolonialherren stehen nicht im Mittelpunkt dieses Buches. Es gibt heutzutage aber Berichte über entsprechende Taten von Deutschen in Papua-Neuguinea. Dass ihr Urgroßvater irgendwie beteiligt war – dafür hat die Urenkelin keine Hinweise.
Aber damals wurden Kolonien offenbar überhaupt nicht kritisch gesehen, sagt sie: "Ich denke, es war eine komplett andere Perspektive, schon allein die Tatsache, dass das eigene Land Kolonien auf der anderen Seite der Welt hatte und sich diese Länder ja letztlich einverleibt hatte. Das wurde als normal gesehen damals, das war eben so, das waren die Rahmenbedingungen."
Friedrich Hoffmann lebte auch in Ostafrika und später noch in Südamerika
Vor viereinhalb Jahren ist Isa Scholtissek mit ihrer amerikanischen Cousine nach Papua-Neuguinea gereist – sozusagen auf den Spuren des Urgroßvaters. Es war eine Reise, die sie bewegt hat, erzählt sie: "Für mich persönlich war das ein sehr emotionaler Moment, dieses Stückchen Erde, das er sein Leben lang eigentlich als das verlorene Paradies bezeichnete, tatsächlich mit eigenen Augen gesehen zu haben."
Auch nach seiner Zeit in Papua-Neuguinea lebte Friedrich Hoffmann ein bewegtes Leben: Erst in Ostafrika und danach bis zu seinem Tod bei seinem Sohn in Südamerika.