Wie soll Mannheim mit dem kolonialen Erbe umgehen? Wie gehen ehemalige Kolonien wie das heutige Namibia damit um? Und wie empfinden die Menschen dort die hiesige Diskussion um die Straßennamen? Darüber wurde am Dienstagabend in der Mannheimer Abendakademie diskutiert.
Namibische Expertin: Deutsche wissen zu wenig über koloniale Vergangenheit
Auf dem Podium saß unter anderem Naito Hishoono, Direktorin des Namibian Institute for Democracy in Windhoek. Ihrer Meinung nach wird die koloniale Vergangenheit Deutschlands immer noch zu wenig im Geschichtsunterricht behandelt. Und wenn dann nur als Nebenschauplatz.
Blickpunkt der Namibier wichtig
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Stadt Mannheim und dem Mannheimer Arbeitskreis Kolonialgeschichte. Demnach gehe es vor allem darum, die Sicht der Menschen aus den ehemaligen deutschen Kolonien zu erfahren. Im Mittelpunkt der Diskussion vor Ort steht die Umbenennung von vier Straßen im Stadtteil Rheinau-Süd.
Straßennamen im Mannheimer Stadtteil Rheinau historisch belastet
Konkret geht es um die Leutweinstraße, die Lüderitzstraße, die Gustav-Nachtigal-Straße und den Sven-Hedin-Weg. Drei der Straßen sind nach Personen benannt, die an der Eroberung und Besetzung des Südwesten Afrikas beteiligt waren - auf dem Gebiet des heutigen Namibia. Sven Hedin war nach Angaben des Arbeitskreises Kolonialgeschichte Mannheim ein glühender Verehrer Hitlers, hatte eine antisemitische und rassistische Haltung und unterstützte den Nationalsozialismus.
Mannheimer Gemeinderat: Straßen werden umbenannt
Im Februar vergangenen Jahres hatte der Mannheimer Gemeinderat entschieden, dass diese Straßen umbenannt werden müssen. Seitdem läuft der Prozess zur Namensfindung mit Bürgerbeteiligung und eine starke Debatte darüber.
Thema Kolonialerbe auch in Namibia aktuell
Auch in namibischen Städten stehen solche Namen noch auf Straßenschildern. Neben Vertretern der Stadt und der Zivilgesellschaft Mannheim hat sich an der Diskussion auch der stellvertretende Kurator des Museums der namibischen Hauptstadt Windhoek, Henry Nakale, beteiligt.