Sie stammten aus fast allen besetzten Ländern Europas. Drei Viertel waren Männer, ein Viertel Frauen. Ingesamt wurden 4.349 Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus in Zweibrücken zu Arbeit gezwungen, erklärt Dr. Gertrud Schanne-Raab vom Bündnis Buntes Zweibrücken. Während einige bei Industrieunternehmen wie der Heinrich Lenz AG - heute John Deere - unter anderem Granaten herstellen mussten, wurden andere verpflichtet, U-Boot-Teile für die Firma Dingler anzufertigen. Heute heißt Dingler Tadano. Das Bündnis Buntes Zweibrücken hat sich dafür stark gemacht, für die unterdrückten Arbeiterinnen und Arbeiter ein Denkmal zu schaffen.
Der Künstler Gunter Demnig verlegt neben dem Zweibrücker Helmholtz-Gymnasium eine Stolperschwelle. Statt wie bei Stolpersteinen an einzelne Personen oder Familien zu erinnern, sollen Stolperschwellen ganzen Opfergruppen des NS-Regimes gedenken. In diesem Fall widmet sich eine goldene Messingplatte den Gräueltaten der Nazis an Zwangsarbeitern.
Turnhalle einer Schule in Zweibrücken war Lager für Zwangsarbeiter
Während des 2. Weltkrieges war das heutige Helmholtz-Gymnasium die Ludwigsschule. Auf dem Schulhof dahinter diente eine Turnhalle als Lager, in dem die Zwangsarbeiter untergebracht waren, erzählt Schanne-Raab.
Gemeinsam mit anderen Bündnismitgliedern hat sie über vier Jahre lang zu der Geschichte von Zwangsarbeitern in Zweibrücken recherchiert. Dafür haben sie die Bevölkerung über einen Zeitungsaufruf um Hinweise gebeten, Archive durchforstet und Sterbeurkunden durchgeschaut. Sie fanden heraus, dass damals mehr als 350 Menschen als Zwangsarbeiter gestorben sind.
Überlebende Zwangsarbeiter in Zweibrücken wurden nach dem Krieg staatenlos
Wer den Krieg als Zwangsarbeiter überlebt hat, litt nicht selten an einer Identitätskrise. Nach Kriegsende wurden die Menschen von den Amerikanern als "displaced person" erfasst, erzählt Schanne-Raab. Displaced person wurden Menschen genannt, die nicht in der Region beheimatet waren. Die Behörden versuchten herauszufinden, wohin es die Menschen zieht. Viele mussten lange auf ihre Auswanderungen warten. Sie galten als Staatenlose. Sollten die Zwangsarbeiter deutsche Ehepartnerinnen gehabt haben, gehörten auch sie folglich keinem Staat mehr an.
Die goldene Stolperschwelle soll von nun an daran erinnern, wie vielen Menschen die Heimat genommen wurde und wie Tausende zu Arbeit in Zweibrücken gezwungen wurden.