Opfer des NS-Regimes

Zwangsarbeit in Zweibrücken: Eine Stolperschwelle erinnert an vergessenes Leid

Stand
Autor/in
Viktoria Machleidt
Reporterin Viktoria Machleidt aus dem SWR-Studio in Kaiserslautern.

In Zweibrücken wurden während des Nationalsozialismus 4.500 Menschen zu Arbeit gezwungen. Eine Stolperschwelle erinnert nun an ihr Leid und mahnt, dieses dunkle Kapitel nicht zu vergessen.

Sie stammten aus fast allen besetzten Ländern Europas. Drei Viertel waren Männer, ein Viertel Frauen. Ingesamt wurden 4.500 Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus in Zweibrücken zu Arbeit gezwungen, erklärt Dr. Gertrud Schanne-Raab vom Bündnis Buntes Zweibrücken. Während einige bei Industrieunternehmen wie der Heinrich Lenz AG - heute John Deere - unter anderem Granaten herstellen mussten, wurden andere verpflichtet, U-Boot-Teile für die Firma Dingler anzufertigen. Heute heißt Dingler Tadano. Das Bündnis Buntes Zweibrücken hat sich dafür stark gemacht, für die unterdrückten Arbeiterinnen und Arbeiter ein Denkmal zu schaffen.

Vor dem Helmholtz-Gymnasium in Zweibrücken liegt die Stolperschwelle als Mahnmal für Zwangsarbeiter zur NS-Zeit.
Dr. Gertrud Schanne-Raab hat sich dafür eingesetzt, dass vor dem Helmholtz-Gymnasium in Zweibrücken eine Stolperschwelle als Mahnmal für Zwangsarbeiter zur NS-Zeit verlegt wird.

Der Künstler Gunter Demnig verlegt neben dem Zweibrücker Helmholtz-Gymnasium eine Stolperschwelle. Statt wie bei Stolpersteinen an einzelne Personen oder Familien zu erinnern, sollen Stolperschwellen ganzen Opfergruppen des NS-Regimes gedenken. In diesem Fall widmet sich eine goldene Messingplatte den Gräueltaten der Nazis an Zwangsarbeitern.

Turnhalle einer Schule in Zweibrücken war Lager für Zwangsarbeiter

Während des 2. Weltkrieges war das heutige Helmholtz-Gymnasium die Ludwigsschule. Auf dem Schulhof dahinter diente eine Turnhalle als Lager, in dem die Zwangsarbeiter untergebracht waren, erzählt Schanne-Raab.

Gemeinsam mit anderen Bündnismitgliedern hat sie über vier Jahre lang zu der Geschichte von Zwangsarbeitern in Zweibrücken recherchiert. Dafür haben sie die Bevölkerung über einen Zeitungsaufruf um Hinweise gebeten, Archive durchforstet und Sterbeurkunden durchgeschaut. Sie fanden heraus, dass damals mehr als 350 Menschen als Zwangsarbeiter gestorben sind.

Überlebende Zwangsarbeiter in Zweibrücken wurden nach dem Krieg staatenlos

Wer den Krieg als Zwangsarbeiter überlebt hat, litt nicht selten an einer Identitätskrise. Nach Kriegsende wurden die Menschen von den Amerikanern als "displaced person" erfasst, erzählt Schanne-Raab. Displaced person wurden Menschen genannt, die nicht in der Region beheimatet waren. Die Behörden versuchten herauszufinden, wohin es die Menschen zieht. Viele mussten lange auf ihre Auswanderungen warten. Sie galten als Staatenlose. Sollten die Zwangsarbeiter deutsche Ehepartnerinnen gehabt haben, gehörten auch sie folglich keinem Staat mehr an.

Neue Stolperschwelle soll an Zwangsarbeiter in Zweibrücken zur Zeit des Nationalsozialismus erinnern.
Das Bündnis Buntes Zweibrücken ist im Zuge der Recherchen zu Zwangsarbeitern auch auf alte Personalkarten gestoßen.

Die goldene Stolperschwelle soll von nun an daran erinnern, wie vielen Menschen die Heimat genommen wurde und wie Tausende zu Arbeit in Zweibrücken gezwungen wurden.

Kaiserslautern

Seit zehn Jahren Stolpersteine erinnern in Kaiserslautern an jüdische Opfer der Nazis

Auf goldenen Steinen im Gehweg sind die Menschen verewigt, die die Nationalsozialisten umgebracht haben. Dafür haben Ehrenamtliche aus Kaiserslautern lange gekämpft.

Wörrstadt

Erinnerung an getötete Jüdinnen und Juden Jugendliche organisieren Stolpersteine für Wörrstadt

Schülerinnen und Schüler haben die Geschichten von Menschen recherchiert, die im NS-Regime ermordet wurden. Am Freitag wurden die von ihnen vorbereiteten Stolpersteine in Wörrstadt verlegt.

SWR4 am Nachmittag SWR4

Bad Kreuznach

Gedenken an verfolgte jüdische Menschen Jugendliche verlegen in Bad Kreuznach Stolpersteine

Stolpersteine sollen an Jüdinnen und Juden erinnern, die in der NS-Zeit verfolgt oder ermordet wurden. In Bad Kreuznach verlegen jetzt Schüler einer IGS sieben dieser Steine.

SWR4 am Dienstag SWR4

Cochem

Zwangsarbeit im Tunnel zwischen Bruttig und Treis Gedenken an das KZ-Außenlager Cochem

Lange wurde in Bruttig und Treis über die dunkle NS-Zeit geschwiegen: Zwangsarbeit in den dortigen KZ-Lagern. In der Gedenkarbeit wollte man inzwischen schon weiter sein.