Erinnerung an getötete Jüdinnen und Juden

Jugendliche organisieren Stolpersteine für Wörrstadt

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Autor/in
Tjada Huchtkötter

Sie erinnern an Menschen, die im NS-Regime verschleppt und ermordet wurden: Stolpersteine. Am Freitag wurden die ersten Steine in Wörrstadt verlegt. Ein Geschichts-Leistungskurs hatte die Biografien der Wörrstädter Jüdinnen und Juden recherchiert.

14 Schülerinnen und Schüler der Georg-Forster-Gesamtschule (GFG) in Wörrstadt haben anderthalb Jahre im Internet und in Archiven nach Informationen gesucht - zum Beispiel im Bundesarchiv oder im Archiv der Gedenkstätte Yad Vashem, der bedeutendsten Gedenkstätte in Jerusalem, die an die nationalsozialistische Judenvernichtung erinnert.

Zusammengearbeitet haben die Geschichtsschüler unter anderem mit dem Künstler Gunter Demnig. Er hat das Projekt rund um die Stolpersteine vor etwa 30 Jahren ins Leben gerufen. Mit den zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenkplatten aus Messing soll an die Menschen erinnert werden, die durch das NS-Regime verfolgt, deportiert und ermordet wurden. Die Zusammenarbeit mit den Schülern ist ihm wichtig: "Die jungen Leute haben ja auch die Frage, wie das überhaupt passieren konnte."

Der Künstler Gunter Demnig verlegt Stopersteine in Wörrstadt
Der Künstler Gunter Demnig hat das Stolpersetin-Projekt vor rund 30 Jahren ins Leben gerufen. Mittlerweile hat er schon über 105.000 solcher Stolpersteine verlegt, die an die Biografien ermordeter Juden erinnern.

Wörrstädter Schulklasse stellt Projekt selbst auf die Beine

Am Freitag war es dann soweit: Zwölf Stolpersteine wurden in Wörrstadt in den Boden eingelassen - vom Künstler Gunter Demnig persönlich. Er hat mittlerweile schon über 105.000 solcher Stolpersteine in ganz Europa verlegt, unter anderem auch in Mainz.

Im Juni 2022 hatte der Wörrstädter Geschichtslehrer Wolfgang Schader seinem Leistungskurs das Projekt vorgestellt. Aus den Ergebnissen ihrer Recherche haben die Schülerinnen und Schüler die Leben der deportierten Jüdinnen und Juden aus Wörrstadt rekonstruiert und kurze Biografien entwickelt. Gemeinsam mit den Mitgliedern der Arbeitsgruppe "Juden in Wörrstadt" hatte der Leistungskurs dann die Personen und Orte für die zwölf Stolpersteine ausgewählt - die ersten in Wörrstadt überhaupt.

Ich bin wirklich stolz auf meine Schülerinnen und Schüler, dass sie dieses Projekt so eigenständig umgesetzt und bis zum Schluss realisiert haben.

Zwölf Stolpersteine – zwölf Schicksale von Juden in Wörrstadt

An vier verschiedenen Stellen im Ort sind die Stolpersteine verlegt worden. Eine davon ist an der Friedrich-Ebert-Straße 28. Hier lebte die Familie Mayer, ein Ehepaar mit Sohn Paul. Sie betrieben ein Textilgeschäft in Wörrstadt. Ende der 1930er Jahre konnten sie ihre Ware nur noch heimlich im Dunkeln verkaufen - bis sie schließlich von den Nazis deportiert wurden. Die Eltern sind in verschiedenen Vernichtungslagern umgekommen, der Sohn starb in einem Ghetto.

Wir wollen authentisch an diese Menschen erinnern - und auch wirklich als Menschen und nicht nur als Opfer.

Nachkommen von Zeitzeugen des Nationalsozialismus

Zu der Stolpersteinverlegung am Freitag sind auch Menschen angereist, dessen Geschichte eng mit der der Wörrstädter Juden verknüpft ist, wie zum Beispiel Itamar Katz. Seine Urgroßmutter lebte zur Zeit der Nationalsozialisten in Wörrstadt. Sie und ihr Mann schafften es, nach Brasilien zu fliehen - auch Katz wurde in Brasilien geboren. Allerdings sind zwei Kinder sowie sieben Geschwister seiner Urgroßmutter deportiert und ermordet worden. Sich mit seiner Familiengeschichte auseinanderzusetzen, ist für Katz sehr wichtig.

"Wir haben jetzt Namen und Gesichter und kennen die Straßen und die Menschen drum herum. Wir wissen jetzt: Hier gehören wir hin, dieser Ort ist jetzt ein Teil von uns."

Geschichts-Leistungskurs recherchiert Geschichte von Wörrstädter Juden
Ein Geschichts-Leistungskurs recherchiert die Geschichte von Wörrstädter Juden.

Schülerinnen und Schüler setzen ein Zeichen gegen das Vergessen

Die Schülerinnen und Schüler wollen die Steine aber nicht nur verlegen. Sie wollen sich danach auch weiter um sie kümmern. Damit kommen die Jugendlichen ihrer selbst auferlegten Pflicht nach, an die grausamen Taten des Nationalsozialismus zu erinnern, die Opfer nicht zu vergessen und dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt.

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