Für junge Menschen gehören sie zum öffentlichen Raum dazu, manchen älteren Menschen waren sie einst suspekt: 100.000 Stolpersteine sind auf Gehwegen im In- und Ausland verbaut worden, um der Opfer des Nationalsozialismus zu gedenken. Und zwar dort, wo die – meist jüdischen – Menschen früher gewohnt haben. In Kaiserslautern feiert die Stolperstein-Initiative nun zehnjähriges Jubiläum: am Dienstag um 16 Uhr im Union-Kino.
182 Stolpersteine in Kaiserslautern verlegt
In den Neunzigern hatte der Künstler Gunter Demnig die Idee zu den Stolpersteinen aus der Traufe gehoben. Daraufhin setzten sich Ehrenamtliche in verschiedenen Städten für die kleinen goldenen Gedenksteine ein. Auch in Kaiserslautern, doch zunächst ohne Erfolg, berichtet Georg Emme von der Stolperstein-Initiative.
Er grub sich bereits zu Studienzeiten in die Biografien der Opfer des Holocaust ein und war auch bei der Initiative in Kaiserslautern von Anfang an mit dabei. Motiviert hatte ihn die Aufforderung einer Holocaust-Überlebenden, die ihn am Rande einer Veranstaltung fragte: "Was tun Sie, damit so etwas nie wieder vorkommt?"
Ehrenamtliche stießen bei der Stadt Kaiserslautern zunächst auf Gegenwind
Doch die Kaiserslauterer Initiative erfuhr zunächst Gegenwind. Zum einen stieß die Idee, goldene Steine vor den früheren Wohnhäusern der Betroffenen einzulassen, nicht bei allen heutigen Hausbesitzern auf Gegenliebe. Zum anderen gab es erst einmal wenig Unterstützung von offizieller Seite, erinnert sich Georg Emme, der hauptberuflich für die Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern arbeitet.
Letztlich gelang es der Initiative 2013 den ersten Stolperstein in Kaiserslautern zu verlegen. Seitdem haben die Ehrenamtlichen 182 Steine auf Gehwegen vor Lauterer Häusern in den Boden eingelassen, berichtet Emme bei einem Rundgang entlang der Stolpersteine. Die Steine erinnern an Juden, politisch Verfolgte, Homosexuelle, Sinti, Roma oder Zeugen Jehovas, die unter den Nationalsozialisten verfolgt wurden.
Die Ehrenamtlichen erzählen bei Veranstaltungen und bei Besuchen in Schulklassen von ihrem Projekt, den aufwendigen Recherchen nach den Biografien der Opfer und dem Kontakt mit den Nachfahren dieser Menschen. So sei das Thema heute deutlich präsenter in den Köpfen, sagt Georg Emme. Als vor zehn Jahren der ersten Stein verlegt wurde, war die Zustimmung groß, so der Ehrenamtliche.
Doch diese Zeit sei vorbei. Einige Ehrenamtliche, die als "Motor" der Initiative galten, sind in den vergangenen Jahren gestorben, berichtet Emme. Heute besteht die Initiative aus etwa zehn aktiven Ehrenamtlichen. Daher suchen sie wieder Nachwuchs – junge Menschen, die die Erinnerung an die Kaiserslauterer wachhalten, die die Nazis aus der Stadtgesellschaft verbannten.