Wer in Kusel auf den Windhof fährt, trifft auf zwei Tore, beinahe so gut bewacht, wie zur Bundeswehr-Zeit der ehemaligen Unteroffizier-Krüger-Kaserne. Hinter ihnen befinden sich zwei Welten, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Getrennt durch einen hohen Zaun, ist auf der einer Seite des Geländes seit 2015 eine Aufnahmeeinrichtungen für Asylbegehrende (AfA) in den ehemaligen Soldatenunterkünften und Wirtschaftsbereichen. Auf der anderen Seite schlummert der Technikbereich der ehemaligen Kaserne in einem Dornröschenschlaf.
Auf dem Gelände sind ab 1964 rund 1.500 Soldaten marschiert und haben dort trainiert; sie verbrachten ihr Leben auf dem Windhof, Tag ein Tag aus. "Als alles weg war, das tat in der Seele weh", sagt Thomas Danneck. 33 Jahre war er als Soldat auf dem Bundeswehr-Gelände. 2014 verschloss er dann als Kasernenoffizier die Tore.
Lost Place: Der verlassene Teil auf dem Windhof in Kusel
Seitdem sind mehr als zehn Jahre vergangen. Für Thomas Danneck ist jeder Besuch auf dem Gelände ein Stich ins Herz. Die breiten Panzerstraßen, einst glatt und robust, sind nun von Rissen durchzogen, aus denen sich Wildblumen ihren Weg bahnen. Auf der Waschanlage für Einsatzfahrzeuge breitet sich Moos aus. Und die Anzeige an der Tankstelle quält sich nur noch mühsam nach oben, wenn der Zapfhahn aus der Zapfsäule genommen wird. Die verlassenen Gebäude wirken eher wie stumme Zeugen einer vergangenen Ära, zunehmend rostig. Wo früher Maschinen dröhnten, ist heute nur noch der Wind in den leeren Hallen zu hören.
Hier hat man als Soldat sein Leben verbracht.
"Wenn man sich heute hier umschaut und sieht, wie alles vergammelt, wie alles verkommt, und kein weiterer Nutzen in Sicht ist, fragt man sich schon, wie es hier weitergeht", so der ehemalige Soldat. Weil ihm das Gelände am Herzen liegt und er inzwischen Ansprechperson für das Areal bei der Kreisverwaltung ist, hat Danneck während der Pandemie wenigstens ein Impfzentrum dort untergebracht. Die dafür aufbereitete Halle nutzt der Kreis auch jetzt noch. Außerdem übt die Feuerwehr laut Danneck hin und wieder auf dem Gelände.
Dennoch wird dieser Teil des Geländes immer mehr zu einem vergessenen Ort, ein sogenannter "Lost Place". Dabei gäbe es Interessenten, die den Windhof gerne wach küssen würden. Allen voran Danneck. Er setzt sich für eine Wiederbelebung ein und wünscht sich die Rückkehr der Bundeswehr oder eine Nutzung durch die Hochschule Kaiserslautern. Auch die Bevölkerung würde bevorzugen, wenn das gesamte Gelände wieder den umliegenden Kommunen zugute käme.
Kusel möchte ehemalige Bundeswehr-Kaserne Windhof gerne nutzen
Denn auch Kreis, Verbandsgemeinde und Stadt Kusel möchten den Windhof wieder nutzen. "Als Kommunen planen wir eine Entwicklungsgesellschaft, da eine gewerbliche Nutzung des Geländes für die kommunale Seite um Kusel die sinnvollste wäre", sagt Landrat Otto Rubly (CDU). Um diese Entwicklung voranzutreiben, benötige Kusel die Hilfestellung des Landes, wie sie auch bei den anderen aufgelösten Militärstandorten in Pirmasens, Zweibrücken oder beispielsweise auch Birkenfeld vorhanden sei.
Land verlängert AfA auf dem Windhof in Kusel
Das Land wiederum hat jüngst sein eigenes Interesse am Windhof bekräftigt, um dort weiterhin die AfA zu betreiben. "Die AfA in Kusel ist nicht zuletzt aufgrund der über die Jahre gewachsenen Strukturen ein wichtiger Baustein der rheinland-pfälzischen Fluchtaufnahme", heißt es dort auf Anfrage. Auch wenn derzeit die Zugangszahlen niedriger seien als in den vergangenen zwei Jahren, so müsse das Land auch im Falle steigender Zahlen kapazitätsmäßig weiterhin gewappnet sein.

Kuseler Landrat Rubly unglücklich über Warteposition
Dafür hat der Landrat Verständnis. Gleichzeitig bemängelt er, dass weder die Kuseler Kommunen noch die Bürgerinnen und Bürger seitens das Landes gehört werden. "Wenn das Land Rheinland-Pfalz auf dem Windhof den AfA-Standort aufrecht erhalten möchte", so Rubly, "dann sollte es anderseits auch den Kuselern bei der Förderung zur Entwicklung das gewerblichen Teils des Windhof Areales entgegen kommen."
Allerdings spielt ein weiterer Akteur eine Rolle in der Frage nach der Zukunft des ehemaligen Bundeswehrgeländes. Das US-Militär hat schon lange mitgeteilt, das gesamte Gelände gerne übernehmen zu wollen. Wann es eine Entscheidung darüber gebe, sei derzeit jedoch nicht abzusehen. Aktuell würden andere Dinge Priorität haben, heißt es von Seiten der Army.
Kommt die US-Army auf den Windhof in Kusel?
Der Kreis würde es begrüßen, wenn die Amerikaner übernehmen. Denn die jetzige Situation bezeichnet der Landrat als "immer wieder befürchtet" für Kusel: Warten! Warten bis andere sich entschieden haben und bis dahin übernehmen weiterhin die Wildblumen den Windhof...