Wovor haben Menschen Angst?

Klinik in Kaiserslautern besorgt: Lange Warteliste bei Organspende

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Autor/in
Susanne Kimmel
Bild von Susanne Kimmel, Redakteurin im SWR Studio Kaiserslautern
Helen Roth
Helen Roth

Mit einer Organspende kann man einem anderen Menschen das Leben retten. Das Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern schlägt allerdings Alarm.

Die Zahlen sprechen deutlich für sich: Im vergangenen Jahr haben die Ärzte am Westpfalz-Klinikum gerade einmal drei Organspenden durchgeführt. Im Klartext also drei Patienten das Leben gerettet, nachdem jeweils ein anderer Mensch gestorben war - und sich zuvor zur Organspende bereit erklärt hatte. Der Transplantationsbeauftragte in Kaiserslautern, Felix Kindel, sagt dazu: "Leider Gottes ist die Bereitschaft, ein Organ zu spenden, bundesweit sehr niedrig. Auch hier bei uns in der Westpfalz".

Mehr als hundert Menschen warten in Kaiserslautern auf neues Organ

Allein am Klinikstandort in Kaiserslautern ist das für 120 Menschen ein lebensbedrohliches Problem. Denn sie stehen auf der langen Warteliste derer, die auf das gesunde Organ eines anderen Menschen angewiesen sind. Die jüngsten dieser wartenden Patienten sind laut Klinik 30 Jahre alt.

Irrglaube: Organspender bekommen im Notfall keine Hilfe

Was aber hält so viele Menschen davon ab, sich zur Organspende bereit zu erklären? "Die Angst", sagt der Transplantationsbeauftragte Felix Kindel. Verbreitet sei etwa die Annahme, dass man im Notfall nicht ordentlich medizinisch versorgt werde, wenn man einen Organspendeausweis besitze. Dass so etwas passiere, weil die Ärzte scharf auf die Organe des potentiellen Spenders seien, stimme aber schlichtweg nicht. Es werde immer als allererstes versucht, das Leben des Organspenders zu retten.

Ärzte im OP-Saal: Eine Organspende ist eine reguläre Operation.
Die Organspende erfolgt während einer regulären Operation. Trotzdem haben laut Westpfalz-Klinikum viele Menschen Angst, Organspender zu werden.

Klinik in Kaiserslautern versucht Vorurteile zu entkräften

Auch einem weiteren Irrglauben widerspricht Kindel energisch: Bei einer Organspende werde eben nicht unsauber gearbeitet. Vielmehr würden Organe ausschließlich im Rahmen einer regulären Operation entnommen. Dabei laufe alles nach den gleichen hyghienischen und ethischen Regeln wie bei jeder anderen Operation ab.

"Die Diskrepanz zwischen einem irreversiblen Hirnfunktionsausfall und dem warmen Körper an medizinischen Geräten auf der Intensivstation mit noch schlagendem Herz ist für weite Teile der Bevölkerung nicht nachzuvollziehen."

Der Experte des Westpfalz-Klinikums spricht aber auch einen Vorbehalt an, der nur schwer zu entkräften sei - denn er spielt auf einer höchst emotionalen Ebene. Dass ein Mensch hirntot und damit klinisch tot sei, während das Herz dank einer medizinischen Maschine noch schlage und der Körper warm sei, könne kaum jemand nachvollziehen.

Menschen im Westen der Pfalz von Organspende überzeugen

Um trotz allem mehr Menschen für die Organspende zu gewinnen, sieht der Transplantationsbeauftragte Felix Kindel mehrere Möglichkeiten:

  • Die Widerspruchslösung: Dabei wäre ausnahmslos jeder Bundesbürger Organspender, solange er oder sie nicht widerspricht.
  • Aufklärungsarbeit in allen Altersgruppen: Beispielsweise in der Schule, in der Fahrstunde und bei betrieblichen Untersuchungen.
  • Hausärzte sensibilisieren: Sie sollten die Orgenspende bei Check-up-Untersuchungen ansprechen.

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