Die Zahlen sprechen deutlich für sich: Im vergangenen Jahr haben die Ärzte am Westpfalz-Klinikum gerade einmal drei Organspenden durchgeführt. Im Klartext also drei Patienten das Leben gerettet, nachdem jeweils ein anderer Mensch gestorben war - und sich zuvor zur Organspende bereit erklärt hatte. Der Transplantationsbeauftragte in Kaiserslautern, Felix Kindel, sagt dazu: "Leider Gottes ist die Bereitschaft, ein Organ zu spenden, bundesweit sehr niedrig. Auch hier bei uns in der Westpfalz".
Mehr als hundert Menschen warten in Kaiserslautern auf neues Organ
Allein am Klinikstandort in Kaiserslautern ist das für 120 Menschen ein lebensbedrohliches Problem. Denn sie stehen auf der langen Warteliste derer, die auf das gesunde Organ eines anderen Menschen angewiesen sind. Die jüngsten dieser wartenden Patienten sind laut Klinik 30 Jahre alt.
Tag der Organspende Zu wenig Organspenden in Deutschland
Mehr als 8500 Menschen warten in Deutschland derzeit auf ein Spendeorgan - viele davon vergeblich. Wie kann man die Spendenbereitschaft erhöhen?
Irrglaube: Organspender bekommen im Notfall keine Hilfe
Was aber hält so viele Menschen davon ab, sich zur Organspende bereit zu erklären? "Die Angst", sagt der Transplantationsbeauftragte Felix Kindel. Verbreitet sei etwa die Annahme, dass man im Notfall nicht ordentlich medizinisch versorgt werde, wenn man einen Organspendeausweis besitze. Dass so etwas passiere, weil die Ärzte scharf auf die Organe des potentiellen Spenders seien, stimme aber schlichtweg nicht. Es werde immer als allererstes versucht, das Leben des Organspenders zu retten.
Klinik in Kaiserslautern versucht Vorurteile zu entkräften
Auch einem weiteren Irrglauben widerspricht Kindel energisch: Bei einer Organspende werde eben nicht unsauber gearbeitet. Vielmehr würden Organe ausschließlich im Rahmen einer regulären Operation entnommen. Dabei laufe alles nach den gleichen hyghienischen und ethischen Regeln wie bei jeder anderen Operation ab.
Der Experte des Westpfalz-Klinikums spricht aber auch einen Vorbehalt an, der nur schwer zu entkräften sei - denn er spielt auf einer höchst emotionalen Ebene. Dass ein Mensch hirntot und damit klinisch tot sei, während das Herz dank einer medizinischen Maschine noch schlage und der Körper warm sei, könne kaum jemand nachvollziehen.
Menschen im Westen der Pfalz von Organspende überzeugen
Um trotz allem mehr Menschen für die Organspende zu gewinnen, sieht der Transplantationsbeauftragte Felix Kindel mehrere Möglichkeiten:
- Die Widerspruchslösung: Dabei wäre ausnahmslos jeder Bundesbürger Organspender, solange er oder sie nicht widerspricht.
- Aufklärungsarbeit in allen Altersgruppen: Beispielsweise in der Schule, in der Fahrstunde und bei betrieblichen Untersuchungen.
- Hausärzte sensibilisieren: Sie sollten die Orgenspende bei Check-up-Untersuchungen ansprechen.