Veronika Wilhelm aus der Nähe von Trier ist 66 Jahre alt. Sie arbeitet gerne im Garten und genießt das Leben. Das ist möglich durch gespendete Organe. Vor einigen Jahren brauchte Veronika Wilhelm wegen einer chronischen Krankheit eine neue Lunge. Bei der Transplantation, sagt sie, seien ihr beide Nieren ausgefallen. Also brauchte sie auch eine neue Niere. Zwei Jahre lang war sie anschließend auf Dialyse angewiesen.
"Old for old": Europäisches Programm für ältere Organspender
Dann erfuhr sie vom "European Senior Program Transplantation", das umgangsprachlich auch "Old for Old" genannt wird. Bei diesem Programm werden Organe von Spendern, die über 65 Jahre alt sind, an Empfänger in der gleichen Altersgruppe vermittelt und transplantiert.
Veronika Wilhelm ließ sich auf diese spezielle Warteliste setzen und bekam nach nur drei Monaten nachts einen Anruf, dass es eine geeignete Spenderniere für sie gebe: "Da sind wir dann hin nach Homburg in die Klinik, OP und am anderen Tag konnte ich schon wieder vors Bett gehen. Mir wurde gesagt, dass das ein älteres Organ ist. Aber mir war das egal, es war ja funktionstüchtig und ich bin ja auch keine 20 mehr."
Andreas Molitor: "Ältere Organe sind keine Organe zweiter Klasse"
"Drei Menschen sterben jeden Tag in Deutschland, weil sie kein Spenderorgan bekommen", sagt Dr. Andreas Molitor. Er ist Oberarzt und Transplantationsbeauftragter am Evangelischen Stift in Koblenz. Der Mediziner ist froh, dass es das "European Senior Programm Transplantation" gibt".
Mit Hilfe dieses Sonderprogramms für Senior-Patienten könne viel mehr Menschen geholfen werden. Insgesamt sei das Programm ein Erfolg, die Transplantation älterer Organe sei durchaus sinnvoll und effektiv.
"Es gibt keine Altersgrenze bei der Organspende. Viele Menschen denken, ich bin schon 65 und von mir will eh keiner mehr ein Organ haben, das ist aber nicht so. Das richtet sich nicht nach dem Alter primär, sondern nach der Funktion der Organe," sagt Molitor. Das habe nichts mit Organen zweiter Klasse zu tun, sagt der Mediziner Molitor. Für viele sei es vielmehr die einzige Chance, überhaupt an ein Spenderorgan zu kommen.
Koblenzer Arzt: Ältere Spenderorgane werden nur regional vermittelt
Nach Angaben des Mediziners müssen ältere Organe sehr viel schneller vom Spender zum Empfänger gelangen als Organe von jungen Menschen. Denn ihre Durchblutung sei schlechter als bei einem jüngeren Organ, sobald es entnommen wurden. Deshalb werden ältere Organe auch nicht international, sondern regional vermittelt. Über eine spezielle Warteliste.
So wie bei Veronika Wilhelm. Sie ist überglücklich mit ihrer neuen Niere: "Ich bin für meine Verhältnisse gesund, was ich seit vielen Jahren schon nicht mehr war. Das war die beste Entscheidung meines Lebens!"