Die Rechnung sieht sehr einfach aus. Keine Smartphones mehr in den Schulen gleich weniger Mobbing unter den Schülerinnen und Schülern und weniger Störungen des Unterrichts. Großbritannien plant deshalb ein komplettes Handyverbot an Schulen. In Rheinland-Pfalz zweifeln jedoch viele daran, dass diese Rechnung tatsächlich aufgeht.
Bildungsministerium in RLP: Handyverbot nicht umsetzbar
"Ein generelles Verbot von Handys und Smartphones halten wir weder für zielführend noch für praktisch umsetzbar", heißt es aus dem rheinland-pfälzischen Bildungsministerium. Wirkungsvoller sei ein verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Geräten, so Staatssekretärin Bettina Brück (SPD) auf SWR-Anfrage. Den missbräuchlichen Einsatz von Smartphones im Unterricht könnten Lehrkräfte schon jetzt unterbinden oder bestrafen.
So können Lehrerinnen und Lehrer Handys beispielsweise einziehen, wenn Schülerinnen und Schüler diese unerlaubt benutzen. Ein allgemeines Handyverbot ist in der rheinland-pfälzischen Schulordnung nicht vorgesehen. Die bisherigen Regelungen in den Schulen haben sich laut Brück bewährt, "so dass es eines generellen Verbotes nicht bedarf".
GEW: Mobbing findet meist außerhalb der Schulzeit statt
Aus Sicht der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Rheinland-Pfalz ist ein Handyverbot in Schulen ungeeignet, um Cybermobbing unter Schülerinnen und Schülern zu verhindern. "Denn dies findet meist außerhalb der Schulzeit statt", sagte der GEW-Landesvorsitzende Klaus-Peter Hammer dem SWR. Mobbing könne man deshalb durch ein Handyverbot in der Schule nicht unterbinden.
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Auch Hammer ist der Meinung, dass klare Regeln zur Handynutzung in den Schulen im Land weiterhin ausreichen. "Ein Verbot wird aus meiner Sicht nicht viel bringen, sondern könnte den Stress für Lehrkräfte sogar verstärken", weil sie ständig kontrollieren müssten, ob das Verbot auch eingehalten werde.
Landeselternbeirat: Jede Schule sollte individuelle Regelung finden
Der Landeselternbeirat (LEB) Rheinland-Pfalz fordert, andere Wege zu finden, um den Schutz der persönlichen Rechte aller zu gewährleisten, die am Schulleben beteiligt sind. Gleichzeitig sollte es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht werden, den zeitgemäßen Umgang mit digitalen Endgeräten und sozialen Medien zu lernen. Der LEB sei "gegen pauschale Verbote", so Landeselternsprecherin Kirsten Hillert. Schülerschaft, Lehrkräfte, Fachkräfte sowie Eltern sollten individuell für jede Schule Regelungen für den Umgang mit Smartphones und Handys finden.
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"Viele Eltern wollen, dass Kinder sich per Handy melden können"
Der deutsche Lehrerverband ist ebenfalls gegen ein absolutes Handyverbot für alle Altersgruppen und den gesamten Schulbereich. Das sei "nicht durchsetzbar". Laut Verbandspräsident Stefan Düll wollen viele Eltern, dass ihre Kinder ein Smartphone oder Handy mit in die Schule nehmen können, unter anderem damit sie sich für kurzfristige Absprachen etwa im Fall von Unterrichtsausfällen melden können. Düll ist davon überzeugt: "Ein flächendeckendes Komplettverbot führt nur zu Umgehung und in der Folge zur Drangsalierung junger Menschen."