Gastronomie in BW: Schwache Wirtschaft spürbar
Die schwächelnde Konjunktur wirkt sich laut Deutschem Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) immer mehr auf die Gastronomie in Baden-Württemberg aus. "Wir spüren die wirtschaftliche Lage zunehmend", sagte DEHOGA-Landeschef Fritz Engelhardt der Deutschen Presse-Agentur. In Baden-Württemberg sei man sehr von der Autoindustrie abhängig und gerade diese Betriebe haben große Sparprogramme aufgerufen, so Engelhardt. "Erste Kollegen melden bereits, dass zum Beispiel Tagungen storniert werden."
Grundsätzlich machen die Inflation, Krisen und wirtschaftliche Unsicherheiten gerade vielen Menschen zu schaffen - weshalb sie eher sparen als zu konsumieren oder Essen zu gehen. Laut Engelhardt spüre man eine gewisse Zurückhaltung beim Verzehr. Viele Gäste bestellten etwas günstiger oder ließen Vorspeise und Kaffee weg. Auch die Abstände zwischen den einzelnen Besuchen würden länger.
Wirte machen weniger Umsatz - trotz guter Nachfrage
Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum sank der Gastgewerbe-Umsatz nach Daten des Statistischen Landesamtes von Januar bis Oktober 2024 preisbereinigt um 4,6 Prozent. Für die Hotellerie wies die Statistik ein Minus von 2,5 Prozent aus. In der klassischen Speisegastronomie, dazu gehören Restaurants, Gaststätten, Cafés, Imbisse und Eisdielen, lag das Umsatzminus bei 7,5 Prozent.
Und das, obwohl die Nachfrage Engelhardt zufolge in manchen Regionen gar nicht schlecht ist. Das Problem sind die deutlich gestiegenen Kosten zum Beispiel für Lebensmittel, Personal und Energie. Dadurch werde die Ertragssituation immer kritischer. "Wer einen reinen Gastronomiebetrieb hat, also ohne Betten, die das quersubventionieren, ist wirklich ein geplagter Mensch im Augenblick", so Engelhardt.
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Bei den Preisen auf den Speisekarten in Restaurants muss man inzwischen Schlucken. Essen gehen ist teuer. Zu Weihnachten ist trotzdem wieder in der Gastronomie viel los.
Gastronomie: Gäste müssen mit Einschränkungen rechnen
Durch die angespannte Situation könnte es sein, dass sich Gäste beim Essen gehen in Zukunft auf Einschränkungen einstellen müssen. Dazu gehören kürzere Öffnungszeiten und ein reduziertes Angebot. Speisekarten würden nach "betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten optimiert", sagte Engelhardt. Ein großes Angebot auf der Speisekarte habe auch eine große Vorratshaltung und komplizierte Prozesse zur Folge. Neben dem Punkt, was der Gast mögen könnte, müsse auch die Frage gestellt werden, was in der Küche dafür passieren muss.
Engelhardt stellte klar: "Das Angebot wird sich verändern, verändern müssen, weil vieles nicht mehr in der Art und Weise angeboten werden kann, wie es bisher war." Das werde auch zur Folge haben, dass einige Betriebe verschwinden werden. Seit 2019 haben in BW dem DEHOGA zufolge fast 4.000 Gastronomie-Betriebe aufgegeben - viele davon im ländlichen Raum.
Restaurant-Betreiber: Mehrwertsteuer ist ein Problem
Neben den gestiegenen Kosten und der Konsumflaute mache Wirtinnen und Wirten auch die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer zu schaffen. Nur knapp 15 Prozent der Betriebe im Land schafften es, die Preiserhöhungen, die notwendig seien, auch am Markt durchzusetzen. Der Rest zahle darauf oder streiche zum Beispiel nötige Investitionen.
Für Speisen in Restaurants oder Cafés war der Mehrwertsteuersatz während der Corona-Pandemie zur Entlastung der Branche vorübergehend von 19 auf 7 Prozent gesenkt worden. Die Ausnahmeregelung wurde wegen der Energiekrise mehrmals verlängert. Seit Januar gilt wieder der höhere Satz. Bei Getränken war dieser Steuersatz über die Jahre gleich geblieben. Der DEHOGA setzt sich für eine erneute Senkung ein.
Für den Fall, dass es bei 19 Prozent Mehrwertsteuer bleibt, warnte Engelhardt vor einer Spaltung der Branche: "Und zwar zwischen hochpreisigen Restaurants und den Take-away-Betrieben. Alles zwischendrin - wie der kleine Gasthof, wo man auch mal so etwas essen geht - wird verschwinden."
DEHOGA wollte dauerhaft 7 Prozent Zurück auf 19 Prozent: Gastro-Mehrwertsteuer nicht länger reduziert
Der Restaurantbesuch dürfte 2024 wieder teurer werden, weil die gesenkte Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie ausläuft. Die Branche befürchtet in BW weitere Betriebsschließungen.
DEHOGA-Chef vorsichtig optimistisch
Trotz der Probleme zeigte sich DEHOGA-Chef Engelhardt vorsichtig optimistisch für das kommende Jahr. Eine gewisse Nachfrage sei immer da und er wolle die Flinte nicht ins Korn werfen. Von der neuen Bundesregierung erhoffe er sich stabilere Rahmenbedingungen. Mit den "Hiobsbotschaften" dürfe es so allerdings nicht weitergehen. "Vor allem, wenn noch mehr Firmen kommen, die Arbeitskräfte freisetzen wollen oder müssen. Das würde die Situation verschärfen."