Zwei Jahre schon dauert der Krieg in der Ukraine. Eine der Firmen, die Ausrüstung zur Unterstützung der Ukraine liefert, ist die Rüstungsfirma HENSOLDT in der Ulmer Weststadt. HENSOLDT-Radare zur Luftraumüberwachung kommen seit Herbst im Kriegsgebiet zum Einsatz. Im Gegensatz dazu demonstriert die "Ulmer Ärzteinitiative" für einen Waffenstillstand in der Ukraine und für Abrüstung. Seit Kriegsbeginn werden beide – die Rüstungsfirma und die Friedensaktivisten - anders wahrgenommen.
In dem Fernsehbeitrag bei SWR Aktuell geht es um das Unternehmen VALLON, einen Hersteller von Minendetektoren aus Eningen, außerdem um das Rüstungsunternehmen HENSOLDT aus Ulm sowie Friedensaktivisten der "Ulmer Ärzteinitiative".
Auch HENSOLDT profitiert vom Krieg gegen die Ukraine
Seit dem russischen Überfall auf die Ukraine ist die Aktie der Rüstungsfirma HENSOLDT mit einem Standort in Ulm um rund 150 Prozent gestiegen. Auch andere Rüstungskonzerne in Deutschland verzeichnen Gewinne durch den Ukrainekrieg. Der Betriebsratsvorsitzende von HENSOLDT, Armin Maier-Junker, beobachtet inzwischen mehr Stolz bei den Beschäftigten. "Ich werde jetzt nicht sagen, dass die Leute sich früher versteckt haben," erklärt Maier-Junker. Es gebe aber mehr gesellschaftliche Akzeptanz für die Verteidigungsindustrie.
"Ulmer Ärzteinitiative" fordert Waffenstillstand
Der Arzt und Friedensaktivist Reinhold Thiel aus Ulm will die Waffenlieferungen der Firma HENSOLDT nicht akzeptieren. Er ist Mitglied der "Ulmer Ärzteinitiative".
Die Gruppe setzt sich seit 1982 für den Frieden ein. Dass sich die Friedensaktivisten gegen Waffenlieferungen an die Ukraine aussprechen, führt laut Thiel immer wieder zu Kritik. Sobald man sage: "Wir sind dafür, in Verhandlungen zu treten", werde man verteufelt und zum Putin-Freund erklärt.
Der Arzt lehnt jeglichen Angriff ab, auf beiden Seiten. Sein Statement: "Hört auf mit dem Töten, sofort. Hört auf Waffen zu liefern. Hört auf Waffen zu produzieren."
Traum von einer Gesellschaft ohne Waffen
"Ich bin auch ein ganz normaler Mensch, ich finde Krieg nicht toll," sagt HENSOLDT-Betriebsratsvorsitzender Armin Maier-Junker. Auch er träume davon, in einer Gesellschaft zu leben, in der Waffen und Überwachung keinen Sinn mehr haben. "Aber ich glaube, die Realität ist im Moment Lichtjahre davon entfernt."
Neben Ausrüstung für die Ukraine beliefert HENSOLDT auch die Bundeswehr. Von den vom Bundeskanzler ausgelobten 100 Milliarden Euro für die Bundeswehr sei aber bislang nur sehr wenig bei HENSOLDT angekommen, so Maier-Junker.
Verlierer im Ukraine-Krieg
Dass die Rüstungsunternehmen vom Krieg profitieren, liegt nach Überzeugung von Friedensaktivist Thiel auf der Hand. Abgesehen davon gebe es im Krieg nur Verlierer, vor allem viele Tote und Verletzte auf beiden Seiten. Laut Thiel kommt durch den Krieg aber auch die Umwelt zu Schaden. Damit sei auch Deutschland indirekter Verlierer des Krieges. "Die einzigen Gewinner sind die Rüstungsfirmen, deren Bilanzen in die Höhe schnellen."
Kriegstüchtig oder friedensfähig
Laut Armin Maier-Junker gebe es seit Kriegsbeginn wieder mehr Menschen, die sagen: "Wir müssen das, was wir an Werten hier in der Bundesrepublik haben, auch zur Not verteidigen können". Damit ist für ihn die Rüstungsproduktion in Deutschland logisch. Reinhold Thiel hingegen will weg von der "Kriegstüchtigkeit" und hin zur "Friedensfähigkeit".
Friedensfähigkeit definiert er so: "Die Fähigkeit zwischen mir und dir, sich offen auseinanderzusetzen, auch wenn wir unterschiedlicher Meinung sind." Man solle versuchen, auf Augenhöhe einen Dialog zu führen und die gemeinsame Lösung eines Konflikts anzustreben.