Zwischen Rakel, Beleuchtungstisch und Siebdruck-Karussell können Anfänger und Anfängerinnen durchaus ins Schwitzen geraten. Und genau dafür ist die offene Siebdruckwerkstatt in Ulm da: zum einfach mal machen. Jeden Freitagnachmittag laden Adela Knajzl und Patrick Nicolas zum Ausprobieren in die Griesbadgalerie in Ulm ein.
Siebdruck für ein Schulprojekt
Jonas Falk ließ sich anlocken. Jetzt steht er an einem Tisch in der Galerie, mit einem Föhn in der Hand. Der Zwölfjährige arbeitet an einem Schulprojekt. Sein Motiv: Eine Zeichnung des Schulgeländes.

Jonas ist mitten drin im Druckprozess: Mit dem Föhn trocknet er den Siebdruckrahmen. Auf das Sieb im Rahmen hat er kurz zuvor mit Hilfe von Patrick Nicolas das Motiv belichtet. Für ein sauberes Druckergebnis ist es nun wichtig, jede kleine Stelle des Siebes gut zu trocknen.
Griesbadgalerie: Vom Ausstellungsraum zur Siebdruckwerkstatt
Die Räume der Werkstatt erinnern an ein Gewölbe. Die Wände sind dick, durch die niedrigen Türen kommen die meisten nur gebeugt. In der Griesbadgalerie, in einem Altstadtviertel Ulms, hat die Kunst schon seit Jahrzehnten eine Heimat. Mit der Siebdruckwerkstatt ist hier ein kreatives Chaos ausgebrochen. In den drei kleinen Räumen stehen Siebdrucktische, eine große Belichtungsmaschine, Rahmen, Farben und ein Waschtisch. Es gibt Platz zum Zeichnen und fertige Werke an den Wänden.

Jonas hat die Karte seiner Schule mit Unterstützung von Organisatorin Adela so gestaltet, dass sie gut auf ein T-Shirt passt. Hilfe bekommt er auch in Geschmacksfragen, wie bei der Auswahl der Farbe. Grüner oder blauer Aufdruck für ein blaues T-Shirt? Die Wahl fällt auf blau.

Am Siebdruck-Karussell, einem Drucktisch mit vier Armen, spannen beide zusammen den Siebdruckrahmen ein. Das Motiv muss an der richtigen Stelle über dem T-Shirt sein. Das Blau wird dick an einem Rand aufgetragen. Dann kann Jonas die Farbe mit der Rakel, einer Gummilippe mit Holzgriff, langsam durch das Sieb auf das T-Shirt drücken. Beim Siebdruck, so Adela Knajzl, kann man auch als Anfänger recht schnell ein greifbares Ergebnis erzielen.
Der Lernerfolg ist ziemlich schnell. Man hat innerhalb von ein paar Stunden, wenn man schon das Motiv hat, ein fertiges Produkt.

Zwei Ulmer Künstler, die Laien bei Projekten helfen
Die Siebdruckmaschinen hat Patrick Nicolas schon vor Jahren von einer Ulmer Berufsschule bekommen und wieder fit gemacht. Auch er hilft bei Probedrucken, Belichtungslängen und beim Auswaschen der Fotoemulsion.
Ihr Wissen geben beide Künstler gern an die Anfänger und Anfängerinnen weiter. Seit ein paar Monaten gibt es die Werkstatt nun und der Andrang nimmt zu. Langsam müssen Zeitpläne her, um alle unterzubringen, erzählt Adela Knajzl. Unter den Siebdruck-Anfängern sind Schüler wie Jonas, ein Tätowierer, Illustratoren und Autoren.

Wenn die Leute hier mit strahlenden Augen rauslaufen, ist das auch für uns toll.
Jonas ist an dem Nachmittag nicht der einzige Nachwuchs-Siebdrucker. Zwei weitere Künstler arbeiten an ihren Werken - und lassen sich zwischendurch gern in ein Gespräch verwickeln. Der Austausch ist wichtig, sagt Adela Knajzl. Gerade von Laiinnen und Laien lerne sie viel. "Die haben gar nicht diese theoretischen Abläufe - 'das darfst du, das darfst du nicht' - und die kommen immer auf die tollsten Ideen, experimentieren zu können."

Eine Siebdruckwerkstatt als Ort der Begegnung
Die offene Siebdruckwerkstatt in der Griesbadgalerie soll für alle ausdrücklich auch ein Treffpunkt sein. Verschiedenste Menschen sollen sich hier begegnen und ins Gespräch kommen. Die Werkstatt ist als Verein angelegt. Wer regelmäßig kommen möchte, sollte Mitglied werden. So finanziert sich das Angebot. Doch auch Gäste können gerne ihre Projekte verwirklichen, erklärt Adela Knajzl.
So wie Jonas. Beim ihm klappt es gut. Auch die feinen Linien des Motivs sind klar auf dem T-Shirt zu erkennen. Jetzt geht es noch einmal ans Föhnen. Die Farbe muss gut trocknen.