Staatsschutz ermittelt

Unbekannte schmieren judenfeindliche Parolen an Kirche und Rathaus in Langenau

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Torsten Blümke
Torsten Blümke

"Boycott Israel" und "Juden vergasen" ist am Sonntagmorgen am Portal der Martinskirche und am Rathaus in Langenau (Alb-Donau-Kreis) zu lesen. Laut Polizei ermittelt inzwischen der Staatsschutz wegen der Schmierereien.

Mittlerweile ist durch einen Bauzaun abgedeckt, was Polizei und Pfarrer Ralf Sedlak am frühen Sonntagmorgen links vom Eingang der Martinskirche in Langenau entdeckt haben: "Boycott Israel" und "Juden vergasen" ist mit roter Farbe auf die Mauer gesprüht worden. Wie ein Polizeisprecher dem SWR sagte, ermittelt der Staatsschutz wegen der volksverhetzenden Schmiererei. Pfarrer Sedlak wurde bereits als Zeuge vernommen.

Hubschrauber kreist am Sonntagmorgen über Langenau

Der evangelische Pfarrer wurde am Morgen durch den Lärm eines kreisenden Hubschraubers geweckt. Der war im Einsatz, weil in der Nacht an fünf Stellen Altpapiercontainer in Brand gesetzt wurden. Außer an der Kirche wurden auch am Rathaus und am Mehrgenerationenhaus in der Bahnhofstraße antisemitische Schmierereien entdeckt. Die Täter sind bislang nicht bekannt. Zudem ist offen, ob zwischen den Bränden und den Graffiti ein Zusammenhang besteht, so die Polizei.

Auch ans Rathaus in Langenau wurden in der Nacht zum Sonntag die volksverhetzenden Parolen gesprüht.
Auch ans Rathaus in Langenau wurden in der Nacht zum Sonntag die volksverhetzenden Parolen gesprüht.

Hasstiraden gegen den Pfarrer auf Pro-Palästina-Demo

Seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 werden Pfarrer Sedlak und seine Gemeinde von Israel-Feinden beschimpft und attackiert. Sedlak hatte damals in einem Gottesdienst sein Entsetzen über den Angriff geäußert. Seitdem wird er als "Zionist" und "Faschist" beschimpft. Vor der Kirche gab es Kundgebungen und israelfeindliche Plakate. Die Anfeindungen beschäftigen schon seit Monaten die Polizei. Landesbischof Ernst-Wilhelm Gohl kam zu einem Gottesdienst nach Langenau, um seine Solidarität mit der Gemeinde zu bekunden.

An diesem Wochenende erlebten Pfarrer Ralf Sedlak und seine Kollegin Rebekka Herminghaus nun erneut Hasstiraden. Auf einer Pro-Palästina-Demo, die am Samstag durch Langenau zog, wurden sie als "Zionisten" und "Kriegsverbrecher" bezeichnet. Ein Demonstrant behauptete laut Sedlak, er würde "israelische Gräuelpropaganda von der Kanzel predigen".

Rund 100 Teilnehmer der Pro-Palästina-Demo zogen am Samstag durch Langenau (Alb-Donau-Kreis). Ob sie in Zusammenhang mit den judenfeindlichen Schmierereien stehen, ermitteln jetzt Polizei und Staatsschutz.
Rund 100 Teilnehmer der Pro-Palästina-Demo zogen am Samstag durch Langenau (Alb-Donau-Kreis). Ob sie in Zusammenhang mit den judenfeindlichen Schmierereien stehen, ermitteln jetzt Polizei und Staatsschutz.

Aufruf zur Demo in Langenau in sozialen Medien

Auf Instagram hatten eine Gruppe "ulm_fur_palastina" zu der Demo am Samstagnachmittag in Langenau aufgerufen. Rund 100 Menschen beteiligten sich mit Palästina-Flaggen und israelfeindlichen Plakaten an dem Demonstrationszug. Pfarrer Sedlak sprach zunächst von einer aufgeheizten Stimmung, sagte aber am Montag dem SWR, es sei friedlich gewesen. Nach zwei Stunden löste sich die Versammlung auf.

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Evangelische Gemeinde in Langenau will sich nicht einschüchtern lassen

Im Adventsgottesdienst zeigten sich viele Langenauer entsetzt über die neue Eskalation und die volksverhetzenden Schmierereien. Laut Pfarrer Sedlak will sich die Gemeinde aber nicht einschüchtern lassen. Man werde alle Veranstaltungen in der Vorweihnachtszeit wie geplant durchführen. Gleichzeitig sei Anzeige wegen Sachbeschädigung und Volksverhetzung erstattet worden. Die Polizei untersucht nun mögliche Zusammenhänge der nächtlichen Schmierereien mit der Demo am Samstag.

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