Antisemitische Straftaten nehmen zu

Antisemitismusbeauftragter Blume warnt vor Bedrohungen gegen Jüdinnen und Juden

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Janey Schumacher

Hass gegen Jüdinnen und Juden breitet sich aus. Der Antisemitismusbeauftragte der baden-württembergischen Landesregierung, Michael Blume, mahnt aus Anlass eines historischen Datums.

Anlässlich des 86. Jahrestags der Pogromnacht hat der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung Baden-Württembergs, Michael Blume, auf Hass und Hetze gegen Jüdinnen und Juden vor allem im Internet hingewiesen. Der Antisemitismus sei in Baden-Württemberg nie verschwunden gewesen, schreibt Blume in einem Gastbeitrag für die "Badischen Neuesten Nachrichten" am Samstag. "Er kehrt jetzt als Antizionismus mit digitaler Wucht zurück. Daher möchte ich an diesem 9. November nicht nur an die Schrecken der Vergangenheit erinnern, sondern auch auf die Bedrohungen hinweisen, die Jüdinnen und Juden heute im neuen Gewand erfahren müssen", so Blume.

Verdreifachung antisemitischer Straftaten

Unter Antisemitismus versteht man feindselige oder hasserfüllte Einstellungen und Verhaltensweisen gegenüber den Juden und Jüdinnen. Der Antizionismus ist eine politische Ideologie, die sich letztlich gegen den Staat Israel als jüdischen Staat wendet. "Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: Angriffe gegen Jüdinnen und Juden und gegen jüdische Einrichtungen steigen rasant an", schreibt Blume. "Im Internet werden sie täglich beleidigt und bedroht. Und immer wieder schwappt dieser Hass auch auf die Straße." Die Feindschaft gegen Jüdinnen und Juden sei nicht einfach mit dem Ende der Naziherrschaft 1945 verschwunden. Antisemitismus gebe es bis heute, hält Blume fest.

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"Seit dem 7. Oktober sind antisemitische Straftaten geradezu explodiert", teilt Innenminister Thomas Strobl (CDU) mit. Das setzt sich nach Angaben des Innenministeriums im ersten Halbjahr 2024 fort. Bei den antisemitischen Straftaten gebe es eine Verdreifachung im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023. "Deshalb dürfen wir im Kampf gegen Antisemitismus nicht nachlassen, im Gegenteil, wir müssen den Kampf intensivieren. Das ist eine unserer wichtigsten Aufgaben, hier in Baden-Württemberg und weltweit", sagt Strobl. Der Antisemitismus sei nie weg gewesen und "mit seiner hässlichen Fratze" wieder voll da - auch auf deutschen Straßen und Plätzen, in Parlamenten und Universitäten und jeden Tag tausendfach im Netz, so der CDU-Politiker.

Antisemitismus in Universitätsstädten in BW

Das Judentum sei mit der Entwicklung eines Alphabets vor fast 4.000 Jahren zur ersten Religion mit Heiliger Schrift in Alphabetzeichen geworden, erläutert Blume. Es sei religiöse Pflicht gewesen, dass auch die Kinder aus ärmeren Familien Lesen und Schreiben lernen. "Das Judentum wurde so zur ersten Bildungsreligion und konnte fortan auch ohne Tempel und sogar fast zwei Jahrtausende ohne eigenes Land überleben." Doch nachfolgende Religionen und Weltanschauungen hätten dem Judentum seine bedeutende Rolle kaum gedankt.

"Aus diesem Bildungsneid entstanden die antike Judenfeindlichkeit, der mittelalterliche Antijudaismus und schließlich der rassistische und massenmörderische Antisemitismus", schreibt Blume. Heute eskalierten auch in Baden-Württemberg antisemitische Bedrohungen und Gewalttaten, besonders betroffen seien Universitätsstädte. "Das erinnert daran, dass formale Bildung alleine nie vor Verschwörungsglauben geschützt hat."

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Zuerst in Washington oder Berlin, inzwischen aber auch etwa in Mannheim und Heidelberg, erlebten unter anderem jüdische Studierende den Vormarsch des Antisemitismus in ihrem Alltag, betont Blume. "Sie werden digital mit Hamas-Zeichen markiert und der barbarische Terror des 7. Oktober wird vor ihren Augen als Befreiungskampf gefeiert." Einige jüdische Studierende versteckten inzwischen religiöse Symbole und Kleidungsstücke, manchen falle die Fortsetzung des Studiums zunehmend schwer.

Gedenken zum Jahrestag der Pogromnacht in BW

Am 9. November wird an die Opfer der nationalsozialistischen Pogrome und an die systematische Ermordung der europäischen Juden erinnert. So beteiligt sich in Baden-Württemberg unter anderem die Initiative "Stolpersteine für Konstanz - Gegen Vergessen und Intoleranz" an einer bundesweiten Mahnwache. In Laupheim im Kreis Biberach wird im Rahmen der "Schalomtage" der Vernichtung der jüdischen Gemeinde in der Zeit des Nationalsozialismus gedacht.

In der Nacht auf den 10. November 1938 hatten im Deutschen Reich Synagogen gebrannt. Zudem begannen unter den Nationalsozialisten direkte und gezielte Gewaltaktionen gegen die jüdische Bevölkerung. Solche gewalttätigen Verfolgungen, die sich gegen Minderheiten in einem Staat richten, bezeichnet man laut der Bundeszentrale für politische Bildung als Pogrome. Das Wort komme aus dem Russischen und bedeute Verwüstung, Unwetter.

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