Endlich legal Cannabis anbauen und es am besten noch verkaufen. Diesen Traum haben vermutlich viele Kiffende seit der Legalisierung von Cannabis am 1. April dieses Jahres. Doch so einfach ist das alles gar nicht, erklären Adriano Holatz und Nikolai Klenovsky, zwei Gründungsmitglieder des Cannabis-Clubs "High Society Donau Iller". Wo genau der Club ist? Geheim.
Licht, Lüfter: Wachsen! - Viel Technik für den Cannabis-Anbau
In einem Kellerraum steht ein grob zweieinhalb Quadratmeter großes Zelt, innen mit Alu ausgekleidet, wie der Sonnenschutz für eine Windschutzscheibe. Sobald der Reißverschluss von außen aufgezogen wird, dringt grelles Licht aus dem Inneren des Zeltes. Das sind die "Grow-Lampen", gebaut für genau diesen Zweck. Helles Licht, das auch Wärme spendet.
Im Zelt herrschen knackige 28 Grad. Es surrt und dampft. Was man zuerst für Cannabis-Rauch hält, ist ein Luftbefeuchter, der seinen Dampf mit Hilfe eines Ventilators durch das Zelt bläst. Währenddessen wackeln die Pflanzen im Wind. Das soll echten Wind in der Natur imitieren. Dieses Schauspiel der auf das letzte Detail abgestimmten Hobbygärtnerei wird vom Surren der Klimaanlage untermalt. Der erste Eindruck: Die Jungs wissen, was sie tun.
Noch riecht im Cannabis-Club nichts nach Gras
Das Zweite, was rund um die zwölf Pflanzen auffällt, aus denen vielleicht später die Stecklinge für den Club werden könnten: Es riecht weder im Raum noch in dem Zelt nach Cannabis. Eher nach muffigem Keller. "Das kommt noch", erklärt Adriano Holatz, kurz Adri. Die Pflanzen seien noch sehr jung und in der Wachstumsphase, der Geruch breite sich erst so richtig in der Blütephase aus.
Auf dem Gelände des Clubs wird es später also ordentlich nach Gras duften. Aber auch nur innen. "Wir werden in unserem Vereinsgebäude eine sehr gute Belüftungsanlage einbauen. Da dringt nichts von dem Geruch nach außen. Die Nachbarn sollen ja nicht gestört werden", beteuert Adri.
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Gesetz verbietet mehrere Cannabis-Clubs in einem Gebäude
Das ist tatsächlich auch schon die größte Hürde für Cannabis-Clubs: die richtige Location finden. Clubs dürfen nämlich nicht in Wohngebäuden ansässig sein. Es braucht eine gewerbliche Immobilie, die mindestens 100 Meter von Spielplätzen oder Schulen entfernt liegen muss. Außerdem dürfen nicht mehrere Clubs im selben Gebäude sein.
"Daran haben sich schon ein paar Ulmer Clubs die Zähne ausgebissen", meint Nikolai, kurz Niko. Er kennt sich in der Ulmer Cannabis-Szene aus. Einige Ulmer wollten wohl mehrere Clubs in einem Gebäude ansiedeln. Aber: Das Gesetz sagt Nein.
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Gründung eines Cannabis-Clubs kostet mindestens eine halbe Million
"Um einen Cannabis-Club auf die Beine zu stellen, braucht es viel Wissen und vor allem viel Geld", erklärt Adri. Man muss nicht nur wissen, wie man die Pflanzen richtig aufzieht. Sprich: Wann man welchen Dünger verwenden muss und wie viel Licht die Pflanzen wann und bei welcher Temperatur brauchen.
Man muss auch ordentlich Rücklagen haben. "Mit weniger als 500.000 Euro braucht man gar nicht rechnen. Wir haben eine Immobilie für 350.000 Euro gekauft. Jetzt brauchen wir aber noch das ganze Equipment: Lampen, Dünger, Erde, eine Umluftanlage. Dazu kommen die monatlichen Kosten für Wasser, Strom und für Mitglieder, die als 500 Euro-Jobber arbeiten und sich um die Pflanzen kümmern."
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Es muss erstmal richtig viel Geld in den Club fließen, bis er sich irgendwann refinanziert. "Daran werden die meisten Clubs scheitern. Aber wir packen das. Wir haben das Geld und sind super aufgestellt", erklärt Adri mit einem Schmunzeln im Gesicht. Die Jungs geben sich selbstbewusst. Die verschiedenen Clubs in der Region tauschten sich untereinander aus und unterstützten sich gegenseitig, sagen sie. Es gebe kein Konkurrenzdenken.
Cannabis-Clubs dürfen keinen Gewinn machen
Erstmal liegt das daran, dass die Clubs nicht profitorientiert arbeiten. Alle Einnahmen werden nur für die Refinanzierung verwendet. Außerdem sind pro Club nur 500 Mitglieder erlaubt. Sie werden ohnehin voll sein, schätzt Niko.
Die Pflanzen an dem geheimen Ort, die übrigens derzeit noch vier Mitgliedern gehören, sind noch recht klein, vielleicht 20 bis 30 Zentimeter hoch. Wenn die "High Society" Glück hat, können sie diese als "Mutterpflanzen" für den Club verwenden. So könnten die Hobbygärtner aus 12 bis zu 600 Pflanzen machen. Ob das allerdings erlaubt ist oder ob sie die Samen aus dem Ausland importieren müssen, ist noch nicht ganz klar. Niko meint: "Es wird immer wieder etwas am Gesetz geändert. Ob das, was jetzt erlaubt ist, im Juli noch gilt, wissen wir nicht."
Die künftigen Clubbetreiber haben zwar schon eine Location, können aber am 1. Juli noch nicht direkt loslegen. Sie dürfen voraussichtlich von diesem Tag an den Club anmelden. Dann kann es bis zu drei Monate dauern, bis sie eine Genehmigung bekommen. Von welchem Amt? Ja, gute Frage! Das ist bis jetzt auch noch nicht klar.
Weitere Vorschriften und Dokumentationspflichten für Clubs
Was die zwei Cannabis-Freunde jetzt allerdings schon wissen, ist, dass sie in ihrem Club sehr viel Wert auf Jugendschutz legen müssen. Bisher gilt: Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren bekommen nur 30 statt 50 Gramm pro Monat und der THC-Gehalt des Cannabis muss unter zehn Prozent liegen. Für Personen unter 18 Jahren ist der Besitz von Cannabis verboten.
Qualität und THC-Gehalt müssen sie ohnehin überprüfen und dokumentieren. Einer der Gründe der Legalisierung ist ja, dass man auf diese Weise reines Cannabis erwerben kann und kein verunreinigtes vom Schwarzmarkt. Außerdem ist eines der Gründungsmitglieder für die Suchtprävention verantwortlich. Dafür muss das Mitglied eine Schulung besuchen.
Der Club muss sowieso genau dokumentieren, welche Person wann wie viel Gras von welcher Sorte und mit wie viel THC-Gehalt bekommen hat. "Man würde sich wünschen, bei anderen Drogen gäbe es so strenge Regeln", meint Niko.
Apropos Regeln und Pflichten: "Wer Angst hat, dass er oder sie jeden Tag zum Club kommen muss, um beim Gießen zu helfen, den können wir beruhigen", scherzt Adri. Wer in den Club will, muss 50 Euro Monatsbeitrag bezahlen. Dafür sind für die Mitglieder fünf Gramm Cannabis inklusive. Jedes weitere Gramm kostet dann, je nach Sorte, ungefähr zehn Euro. Aber wie Adriano Holatz und Nikolai Klenovsky meinen: Fünf Gramm im Monat sollten für durchschnittliche Gelegenheitskiffer mehr als genug sein.