Die Berufsfachschule für Krankenpflege am Ulmer BWK ist deutschlandweit die einzige der Bundeswehr. Jeder zweite Auszubildende macht hier zusätzlich zur pflegerischen auch eine militärische Ausbildung, darunter sind auch viele angehende Krankenschwestern. Das hatte selbst der Chef der Klinik, Oberstarzt Benedikt Friemert, nicht erwartet. Seit Beginn des Angriffskrieges auf die Ukraine wollen wieder mehr junge Menschen Soldat und Pfleger gleichzeitig werden, oder Soldatin und Krankenschwester.
BWK-Chef Friemert: "Das hat mich überrascht"
"Ich hätte gedacht, dass es weniger wird, weil die Leute Ängste entwickeln", berichtet Oberstarzt Friemert. "Aber das Gegenteil ist ganz offensichtlich der Fall." Der Wunsch, bei der Bundeswehr als Pflegekraft oder auch als Arzt tätig zu sein, sei gestiegen. Friemert: "Das hat mich persönlich überrascht."
75 junge Frauen und Männer besuchen derzeit die Berufsfachschule für Krankenpflege am Ulmer BWK. Es ist die einzige der Bundeswehr in Deutschland. Rund die Hälfte macht fünf statt drei Jahre und erhält dafür zusätzlich eine militärische Ausbildung, wird quasi "Pflege-Soldat", wie es Friemert nennt.
Pflege-Soldaten müssen militärisch fit sein
Der medizinische Anteil der Ausbildung ist bei zivilen und militärischen Kräften zunächst identisch. Allerdings machen die Bundeswehr-Angehörigen in den fünf Jahren auch eine soldatische Laufbahn, zum Beispiel zum Feldwebel. "Im Fall der Fälle müssen unsere Pflege-Soldaten auch an der Front kämpfen und deshalb militärisch fit sein", erklärt der Ulmer Oberstarzt.
Außerdem werden die angehenden Krankenschwestern und Pfleger darauf vorbereitet, dass die Arbeit im Kriegseinsatz viel schwieriger sein kann. "Die Rahmenbedingungen für Pflegekräfte sind an der Front völlig andere", erläutert Friemert. Die Ressourcen seien begrenzt. Man müsse auch mit wenig auskommen können. "Sie arbeiten vielleicht unter Angst, weil Gefechte stattfinden. Es ist laut und dreckig."
Kriegsverletzungen pflegen
Die Pflegekräfte müssen sich im Einsatzfall dann auch auf typische Verletzungen und Krankheiten einstellen. "An der Front haben wir viele Kriegsverletzungen, also chirurgische Patienten, und Infektionskrankheiten. Gerade im Winter, wenn man im Schützengraben im Wasser steht, kriegen die Soldaten zum Beispiel Durchfallerkrankungen."
Diese Herausforderung scheinen überraschend viele junge Leute zu suchen. "Wer ein Faible für das militärische Setting im Gelände hat, ist hier genau richtig", meint der Oberstarzt. Und auch als Pflegekraft sollte man bereit sein, Deutschland zu verteidigen. "Denn darum geht es letztendlich."
Minister lobt Pflegeschule am Ulmer BWK
Am Mittwoch hat der baden-württembergische Sozialminister Manfred Lucha (Grüne) die Pflegeschule am Bundeswehrkrankenhaus Ulm besucht. Lucha lobte die Qualität der Ausbildung, sowohl für die zivile als auch für die militärische Hälfte. Er habe einen intensiven Austausch mit den angehenden Pflegerinnen und Pflegern gehabt, erklärte der Minister. Die jungen Leute hätten ihm berichtet, dass sie künftig möglichst eigenständig und selbstverantwortlich in der Pflege arbeiten wollen, egal ob als "normale Krankenschwester" oder "Pflege-Soldat".