Reutlingen sorgt seit geraumer Zeit nicht nur für Hochwasser an Bächen und Flüssen vor, sondern auch für Überschwemmungen durch Starkregen. Denn Starkregen kann zu erheblichen Schäden führen, etwa in Kellern oder Tiefgaragen. So wird seit 2015 an 17 Stellen die Niederschlagsmenge gemessen. Außerdem überwacht Reutlingen per Video 82 Stellen, an denen Wasser abfließt. Dazu gehören etwa Gitter, an denen Regenwasser in den Untergrund abläuft.
So kann frühzeitig erkannt werden, falls ein Ablauf verstopft ist. Das ist bei Starkregen sehr wichtig, denn er kommt meist überraschend. Es bleibt in der Regel nur wenig oder gar keine Zeit, die Bevölkerung zu warnen.
Stadtverwaltung: Erweiterung der Kanalisation keine Lösung
Die Kanalisation zu erweitern, sei keine Lösung, so die Stadtverwaltung Reutlingen. Das wäre zum einen sehr teuer und aufwendig, zum anderen auch nicht sinnvoll. Es bestünde die Gefahr, dass die Abwasserkanäle bei normalen Regenmengen nicht mehr durchgespült werden und allmählich verstopfen. So bleibt nur, die Stadt so umzugestalten, dass Regen abfließen oder versickern kann, ohne größeren Schaden anzurichten.
Das sieht das Starkregenmanagementkonzept vor
Zunächst hat man in Reutlingen analysiert, wo Gefahr bei Starkregen besteht und ein Konzept erstellt, was man tun kann. Dazu gehört es, Flächen zu entsiegeln, damit Regenwasser versickern kann. Begrünte Dächer sollen Regenwasser speichern. Plätze können so umgestaltet werden, dass sich das Wasser dort sammelt und nicht in Keller läuft.
In Betzingen wurde viel gegen Überschwemmungen gemacht
Die Stadt hat im Stadtteil Betzingen das Ufer der Echaz teilweise renaturiert und im "Gaasgarten", wo früher Gänse geweidet wurden, sogenannte Retensionsflächen geschaffen. Die können überschwemmt werden. An anderer Stelle wurden Schutzwände hochgezogen. Im Bezirksrathaus in Betzingen wurde ein Hochwasserschott eingebaut. Das besteht aus Alu-Balken, die bei Hochwasser eingesetzt werden und das Gebäude vor Überschwemmungen schützen.
Das ist noch geplant
Künftig soll noch eine Brücke über die Echaz ersetzt werden, an deren Mittelpfeiler sich Äste und Gestrüpp verfangen könnten und den Abfluss des Wassers blockieren. Außerdem muss noch eine Engstelle an dem Fluss beseitigt werden, damit das Wasser besser ablaufen kann. Denn die Echaz schwillt bei Starkregen innerhalb kurzer Zeit an, weil von den Hängen an beiden Seiten das Regenwasser in den Fluss strömt, der wiederum schon durch den Regen auf der Alb viel Wasser führt.
Bei den Reutlinger Planungen und Umgestaltungen kommt erschwerend hinzu, dass sie nicht dafür sorgen dürfen, dass die Echaz flussabwärts mehr Wasser führt und dadurch Wannweil (Kreis Reutlingen) oder Kirchentellinsfurt (Kreis Tübingen) überschwemmt. Das wird bereits bei den Planungen vom Landratsamt überprüft.
OB Keck: Bürger müssen mithelfen
Auch die Hausbesitzer in Reutlingen sind gefordert, selbst für Schutz zu sorgen. Es genüge nicht mehr, einfach den Notruf zu wählen, sagte Oberbürgermeister Thomas Keck (SPD) dem SWR. Die Bürgerschaft sei verpflichtet, Vorsorge zu treffen - zum Beispiel indem sie dafür sorge, dass durch Türen und Fenster kein Wasser ins Haus komme. Auch könnten Gräben ums Haus gezogen werden, sodass das Wasser nicht den Weg ins Haus findet.
Die Stadtverwaltung unterstützt die Bürger mit Informationen, wo bei Starkregen Gefahr droht. Dazu hat die Stadtverwaltung Starkregen-Gefahrenkarten erarbeitet. Auf ihnen sieht man, wo sich Regen oftmals staut und auf welchen Wegen er abfließt.