Dank des Industriellen Walther Groz hat Albstadt (Zollernalbkreis) die wahrscheinlich größte private Sammlung von Arbeiten des bekannten Künstlers Otto Dix. Zum 50. Geburtstag der Stadt und des Kunstmuseums gibt es sie erstmals komplett in einer Retrospektive zu sehen. Die zweiteilige Ausstellung heißt "Otto Dix Alpha - Omega. Der komplette Bestand".
Monatelange Planung für die bisher größte Otto-Dix-Schau
Es ist keine Kleinigkeit, die sich Kai Hohenfeld und Melanie Löckel vom Kunstmuseum Albstadt vorgenommen haben. Monatelang hat das kleine Museumsteam geplant und bis zuletzt Original-Arbeiten von Otto Dix über zwei Stockwerke verteilt im Kunstmuseum aufgehängt. Fast 450 Dix-Werke sind dort in den nächsten Monaten zu sehen.

Kriegszyklus ist Teil der 450 Arbeiten von Otto Dix
Damit die Kuratoren und ihr kleines Team die große Ausstellung stemmen können, ist sie zweigeteilt. Beide Teile zeigen laut Museumsdirektor Kai Hohenfeld die kompletten Schaffensphasen des Malers und Grafikers. Beide hätten ihre Highlights: den Kriegszyklus von Otto Dix zum Beispiel. In 50 Radierungen zeigt der Künstler, was er im Ersten Weltkrieg an der Front erlebt hat. Er hatte sich freiwillig für den Kriegseinsatz gemeldet.
Otto Dix hat die menschlichen Abgründe in den Schützengräben am eigenen Leib erlebt. Das hat ihn geprägt - als Mensch und auch als Künstler.
Auch Porträts von Prostituierten und religiöse Motive
Es gibt nicht nur Arbeiten, die vom Krieg handeln, in der Albstädter Ausstellung zu sehen. Sie zeigt auch Selbstporträts des Künstlers und andere Porträts - von Prostituierten beispielsweise und von Otto Dix' Frau und seinen Kindern. Außerdem wichtig für ihn als Maler: religiöse Motive.

Zwei Meter große Zeichnungen in Albstadt
Im Kunstmuseum sind auch sogenannte Kartons ausgestellt, die über zwei Meter hoch sind. Das sind Vorstudien zu Dix' großen Gemälden wie "Der heilige Lukas malt die Madonna". Anhand dieser Zeichnungen kann man nachvollziehen, wie der Künstler gearbeitet hat. Grundsätzlich sind in Albstadt ausschließlich Arbeiten auf Papier zu sehen: Zeichnungen, Drucke und Vorstudien von Otto Dix (1891 - 1969).
Schau zeigt gesamte Schaffensphasen
Die Ausstellung ist mit "Alpha Omega" nach dem ersten und dem letzten Buchstaben des griechischen Alphabets benannt - also dem Anfang und dem Ende. Entsprechend ist Otto Dix' Arbeit von den Anfängen - etwa einem Holzschnitt von 1913 - bis hin zu seinem Tod nach einem zweiten Schlaganfall zu sehen.
Es gibt keinen Ort auf der Welt, an dem man so tief einsteigen kann in das künstlerische Werk von Otto Dix, vor allem als Zeichner und Druckgrafiker.
Erster Direktor des Kunstmuseums war unentdeckter NS-Täter
Dass Albstadt so eine große grafische Otto-Dix-Sammlung hat, verdankt die Stadt ihrem einstigen Bürgermeister, dem Industriellen Walther Groz. Laut Hohenfeld hat er in der unmittelbaren Nachkriegszeit angefangen, Kunst zu sammeln - vor allem Druckgrafik seit dem Expressionismus. Groz habe einen bedeutenden Dix-Bestand aufgebaut. Als die Stadt Albstadt und das dortige Kunstmuseum im Jahr 1975 gegründet wurden, stiftete Groz diese Sammlung.
Erster Direktor des Museums wurde Groz' Berater Alfred Hagenlocher, ein zunächst unentdeckter NS-Täter. Um ihn und die Entstehung des Kunstmuseums geht es auch in einem Vortrag im Begleitprogramm der Ausstellung zu Otto Dix.