Bei den Restauratoren-Tagen auf Burg Hohenzollern, dem Stammsitz des preußischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern, bei Hechingen (Zollernalbkreis) zeigen acht verschiedene Gewerke ihre Restaurations-Arbeiten. Ob Holz, Stein, Metall, Textil, Ölgemälde, Wandgemälde oder Stuck, die Besucher können sich über die Handwerkstechniken informieren und den Experten beim Reparieren, Sanieren, Retuschieren, Klopfen, Knüpfen, Schleifen, Schnitzen, Modellieren, Leimen, Ausbessern und Malen über die Schulter schauen.
Marie-Elaine Boos ist Steinmetzin. Die zierliche Frau bearbeitet mit Muskelkraft die Steine. Auch wenn heutzutage moderne Maschinen und Werkzeuge die Steinbearbeitung enorm erleichtern, bleibt Handarbeit erforderlich, um die historisch korrekte Reproduktion von Mauersteinen oder Ornamenten zu gewährleisten. Deshalb greift die Steinmetzin nach wie vor zum klassischen Hammer und Meißel, um etwa einem Steinquader auf der Sichtseite eine Bosse, die typische Oberflächenstruktur, anzuhauen.
Gleich daneben erklärt die Gemälde-Restauratorin Susanne Kleindienst, wie Blattgold auf Bilderrahmen aufgetragen wird. Sie versteht sich auf die Reinigung, Reparatur und Retusche von Gemälden auf verschiedenen Materialien. So entfernt Kleindienst zum Beispiel Schichten auf Bilderrahmen, befestigt abblätternde Farbschichten, retuschiert beschädigte Stellen und verschließt Risse und Löcher in der Leinwand. Die Restauratorin ist begeistert, dass die Kinder großes Interesse an ihrem Gewerk haben. Sie seien fasziniert von den bunten Farbpaletten und dem schimmernden Blattgold.
Im Inneren der Burg wird das Inventar aufgehübscht. In der Bibliothek arbeitet Holzrestauratorin Anja Bachmann am Gehäuse einer Uhr. Mit einem feuchten Wattestäbchen, das mit einer speziellen Tinktur getränkt ist, trägt sie vorsichtig einen dunkelbraunen Lack ab. Der gehört nicht auf das Holz. Alte Archiv-Unterlagen zeigen: Das Holz war ursprünglich heller.
Auch Teile der feinen Schnitzereien sind kaputt. Manche Teile können angeklebt werden, andere wird sie nachgeschnitzen. Die Uhr, die auch gerade restauriert wird, und das Gehäuse sollen einmal wieder ihren angestammten Platz auf einem Sekretär bekommen.
Burg Hohenzollern: Restauratoren-Treffen einmalig
Dass alle Restauratoren vor Ort sind gibt es nur an diesen vier Tagen im Jahr, so Burgverwalterin Anja Hoppe. Die Restauratoren-Tage gibt es erst zum zweiten Mal. Sie kommen besonders gut an, so Hoppe. Die Gäste letztes Jahr hätten rückgemeldet, dass sie es spannend finden, die Restauratoren aus nächster Nähe arbeiten zu sehen. Ansonsten seien Handwerker und andere Helfer einzeln das ganze Jahr über auf der Burg beschäftigt, erzählt Hoppe im Interview.
Neben den eigentlichen Reparaturarbeiten gibt es im Burghof den Hofgaukler, der riesige Seifenblasen in den sonnigen Himmel steigen lässt. Außerdem können Kinder im Kutschenhof selbst handwerkliches Geschick beweisen, indem sie ihre eigenen Helme und Krönchen basteln oder ein eigenes Hüpfseil drehen. Der Freundeskreis der Burg Hohenzollern e.V. präsentiert sich ebenfalls bei dieser Veranstaltung. Er finanziert zahlreiche Restaurierungen. Die Restauratoren-Tage können bis einschließlich Sonntag, 12. Mai 2024, jeweils von 10:00 bis 18:30 Uhr besucht werden.