Auf einem Acker bei Riedlingen (Kreis Biberach) ist eine keltische Grabkammer gefunden worden. In einem riesigen Grabhügel, der einen Durchmesser von 65 Meter hat und heute noch knapp zwei Meter hoch ist. Die Kammer aus massiven Eichenhölzern ist 2.600 Jahre alt und vollständig erhalten. Ein Glücksfall für die Archäologie. Denn laut dem Landesarchäologen Dirk Krausse hat man in Mitteleuropa zuvor erst einmal eine solche Kammer entdeckt, 1890 in Villingen im Schwarzwald. Der Fundort liegt nahe den bekannten Keltenorten Heuneburg und Bussen.
Keltische Grabkammer ist noch vollständig erhalten
Über drei Meter breit und vier Meter lang ist die Grabkammer. Sie liegt geschützt unter einem weißen Zelt. Die dunkle Decke der Kammer aus massiven Eichenhölzern ist bereits abgetragen worden. Fast zwei Tonnen schwer war allein die Decke, so Roberto Tarpini, der die Ausgrabungen bei Riedlingen leitet.
Alte Bodenbretter der Grabkammer sind noch gut erhalten
Zurzeit kann man an der Grabungsstelle noch den kompletten Boden der Grabkammer sowie einige Seitenwände sehen. Die Wände sind teilweise eingebrochen. Der dunkle Boden aus Eichenholz ist aber noch komplett erhalten. Bis Ende des Jahres wollen die Archäologen alle Eichenholzbretter freigelegt und geborgen haben.
Frisch freigelegt nach über 2.600 Jahren, dürfen die Eichenbalken nicht lange an der Luft bleiben, erklärte Krausse dem SWR. Denn sonst würden sie ganz schnell kaputt gehen. Erst einmal müssen sie deshalb in chemischen Bädern getränkt werden. Direkt an der Ausgrabungsstelle in Plastikwannen, dann in der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes in der Nähe von Fellbach (Rems-Murr-Kreis). Anschließend werden sie gefriergetrocknet und dadurch haltbar gemacht. Dieser Prozess dauert rund drei bis vier Jahre.
Schweineknochen und Ziernägel waren auch im Keltengrab
Im August haben die Archäologen angefangen, die Deckenbalken abzutragen. Damals konnte man schon die Wände der Grabkammer sehen. Über die Jahresringe an den Holzstämmen erhofft sich die Wissenschaft eine genaue Datierung des Fundes. Ein Artefakt aus der Kammer konnte bereits auf das Jahr 585 vor Christus datiert werden.
Große Schätze hat man in der Kammer nicht gefunden. Bislang haben die Archäologen nur Schweineknochen ausgegraben. Sie waren wahrscheinlich Speisebeigaben für den Toten. Wer dort in dem Grab beerdigt worden ist, weiß man nicht.
In der Antike ist die Grabkammer geplündert worden. Das zeigt auch ein Raubgräbertunnel, den man gefunden hat. In ihm haben die Archäologen zahlreiche Bronzeziernägel gefunden - auch ein Zeichen, dass die Grabkammer ursprünglich reiche Beigaben enthielt.
Weitere Bestattungen gab es auf dem Grabhügel
Bei ihren Grabungen haben die Archäologen dicht unter der Oberfläche am Rand des Grabes auch Menschenknochen gefunden. Und zwar das Skelett eines 25 bis 30 Jahre alten Mannes. Zwei Gewandspangen aus Bronze und einen kleinen Bergkristall hat man bei den Knochen gefunden. Es handelt sich hier wahrscheinlich um eine sogenannte Nachbestattung außerhalb der Grabkammer.
Keltische Grabkammer soll restauriert werden
In drei bis vier Jahren soll die Sanierung der Grabkammer dann abgeschlossen sein. "Die Kammer soll 1:1 wieder aufgebaut werden, so dass auch der Laie eine Vorstellung bekommt, wie sah denn die Kammer einmal aus, wie hoch war die und wie haben die das gebaut," so Landesarchäologe Krausse. Der Plan: Die Kammer soll dann, wenn alles klappt, zur Eröffnung des neuen Besucherzentrums an der Heuneburg gezeigt werden.
Kommenden Freitag großer Besuchertag bei keltischer Grabkammer
Schon am kommenden Freitag (25.10.) darf jeder, der will, einen Blick auf die keltische Grabkammer werfen - bei einem Tag der offenen Tür. Von 10 bis 15 Uhr ist die Grabungsstelle auf dem Acker bei Riedlingen für jeden zugänglich.