Offensichtlich mochten sie Schweinefleisch

Ein Tor und viele Tierknochen in Kelten-Siedlung Althayingen gefunden

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Andrea Schuster
Andrea Schuster arbeitet in der aktuellen Redaktion des SWR in Tübingen

Bei archäologischen Grabungen in der Nähe von Hayingen (Kreis Reutlingen) ist ein Tordurchgang freigelegt worden. Die Funde helfen, die Anlage aus der Keltenzeit besser zu verstehen.

Den ganzen Sommer über wurde gegraben. In der letzten Woche dann der Fund: Reste eines Mauertores. "Ein schöner Befund, ein Erfolg", sagt dazu Landesarchäologe Dirk Krausse. Denn bisher habe man nur vermuten können, wie die Siedlung angelegt war. Jetzt seien diese Annahmen bestätigt. Die gefundenen Holzstücke wurden inzwischen schon datiert: auf das Jahr 705 vor Christus. Sicher ist damit auch, dass die historische Stätte aus der sogenannten Hallstattzeit stammt, also zum Siedlungsbereich der Heuneburg bei Herbertingen (Kreis Sigmaringen) gehörte.

Tor war fast drei Meter hoch

Mauerreste, die man bisher in Althayingen gefunden hat, zeigen, dass dort eine sieben Hektar große Siedlung war. Die Ringwälle der Befestigungsanlage kann man noch heute gut in der Landschaft erkennen. Zur jetzt gefundenen Tor-Anlage gehören sechs massive Pfosten und jede Menge Steine - viele übrigens mit Brandspuren. Der Durchgang war fast drei Meter breit, man konnte also mit Wagen durchfahren. Die Funde wurden am Donnerstag präsentiert; auch Andrea Lindlohr, Staatssekretärin im zuständigen Ministerium für Landesentwicklung, hat sich die Grabung angeschaut.

Laut dem Landesarchäologen Krausse kann man die bisherigen Funde nun kombinieren und wisse, wie die Siedlung angelegt war und wo Wälle, Gräben und Mauern waren. Und es sieht so aus, als ob die Mauerbefestigung in vier bis fünf Reihen angelegt war.

Auffallend viele Schweine-Knochen

Die Grabung, die für diese Saison abgeschlossen ist, brachte aber noch andere Überraschungen ans Tageslicht. Neben Resten von Keramik lagen auch viele Tierknochen in der Erde. Und zwar besonders viele Knochen von Schweinen: Fast 90 Prozent der Knochenfunde stammen von den Tieren, die in der damaligen Zeit als Delikatesse, ja als Luxus galten. Die Archäologen schließen daraus, dass man in Althayingen nicht nur Wildschweine gefangen, sondern auch Schweine gehalten hat, um ausreichend Fleisch zu haben.

Der Tübinger Grabungsleiter Lennart Brandstätter steht auf dem Rest der nördlichen Mauer, die den Tordurchgang begrenzt.
Der Tübinger Grabungsleiter Lennart Brandstätter steht auf dem Rest der nördlichen Mauer, die den Tordurchgang begrenzt.

Kelten hinterließen nichts Schriftliches

In Althayingen wird schon länger gegraben. Das Landesamt für Denkmalpflege beauftragt damit Archäologen, die den Sommer über von vielen freiwilligen Helfern unterstützt werden. Vor rund 2.600 Jahren lebten Kelten auf und an der Schwäbischen Alb. Am bekanntesten sind hier die Heuneburg bei Herbertingen-Hundersingen, der Heidengraben bei Grabenstetten (Kreis Reutlingen) und eben Althayingen, eine Anhöhe über dem Lautertal bei Hayingen-Indelhausen. Um mehr über die Kelten und ihre Lebensweise zu erfahren, ist man auf Grabungsfunde angewiesen, weil diese Volksgruppe der Eisenzeit keine Schriften hinterlassen hat.

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