In Riedlingen (Kreis Biberach) ist außerhalb der Stadt auf einem Feld ein urgeschichtliches Relikt entdeckt worden: eine rund 2.600 Jahre alte Grabkammer aus massiven Eichenhölzern - komplett erhalten und damit eine archäologische Rarität, wie es in einem Schreiben des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen heißt. Vier mal fünf Meter groß ist die Kammer.
Laut dem Landesarchäologen Dirk Krausse hat man in Mitteleuropa zuvor erst einmal eine solche Kammer entdeckt, 1890 in Villingen im Schwarzwald. Der Fundort liegt nahe den bekannten Keltenorten Heuneburg und Bussen.
Fund ist eine Sensation
Gräberfunde gibt es in Baden-Württemberg viele, aus ganz verschiedenen Epochen der Menschheitsgeschichte. Eine ganze Grabkammer aus der Keltenzeit im fünften und sechsten Jahrhundert vor Christus sei aber viel mehr, das sei eine "kleine Sensation", sagte Landesarchäologe Dirk Krausse dem SWR.
Grabkammer wurde bereits in der Antike geplündert
Im August haben die Archäologen angefangen, die Deckenbalken abzutragen. Damals konnte man schon die Wände der Grabkammer sehen. Über die Jahresringe an den Holzstämmen erhofft sich die Wissenschaft eine genaue Datierung des Fundes. Ein Artefakt aus der Kammer konnte bereits auf das Jahr 585 vor Christus datiert werden.
Auch die Keltenfürstin wurde damals bestattet
Für den Landesarchäologen Krausse ist das ein höchst interessantes Datum. Denn auf dieselbe Zeit, 583, wurde das 2010 gehobene Fürstinnengrab am Bettelbühl bei der Heuneburg (Kreis Sigmaringen) datiert. Und gut hundert Meter weiter hat man zehn Jahre später ein weiteres Fürstengrab aus der Stadt "Pyrene", wie die Heuneburg auch genannt wird, geborgen. Für den Experten bedeutet der Riedlinger Fund, dass die keltische Oberschicht ihre Toten nicht nur im nahen Umfeld der Heuneburg bestattet hat, sondern auch etwas weiter weg, wie im acht Kilometer entfernten heutigen Riedlingen. Von dort ist auch der Bussen nicht weit weg, man sieht ihn sogar. Auch dort gab es eine keltische Siedlung.
Siedlungen entlang der Donau
Wie waren diese Orte verbunden? Eine Frage, die Krausse umtreibt. Er geht von einer Verbindung aus, die auch mit den dortigen Wasserwegen - allen voran der Donau - zusammenhängt. Für ihn ist es immer wieder ein ganz besonderes Gefühl, neue und noch geheimnisvolle Spuren der Kelten zu entdecken:
Hölzer müssen jetzt konserviert werden
Frisch freigelegt nach über 2.500 Jahren, dürfen die Eichenbalken nicht lange an der Luft bleiben, erklärte Krausse dem SWR. Denn sonst gingen sie ganz schnell kaputt. Erst einmal müssen sie deshalb in chemischen Bädern getränkt werden. Direkt an der Ausgrabungsstelle in Plastikwannen, dann in der Restaurierungswerkstatt des Landesdenkmalamtes in der Nähe von Fellbach (Rems-Murr-Kreis). Anschließend werden sie gefriergetrocknet und werden dadurch haltbar gemacht. Dieser Prozess dauert rund drei Jahre.