200 Winzerfamilien betroffen

Ärmel hoch nach dem Großbrand: Weinlese bei der Winzergenossenschaft Schliengen

Stand
Autor/in
Klara Gaßner
Christof Gerlitz

Eine Woche nach dem Brand sind die Mitglieder der Winzergenossenschaft Schliengen immer noch fassungslos. Trotzdem packen alle mit an - und es gibt auch gute Nachrichten.

Gut eine Woche ist es her, dass das Gebäude der Winzergenossenschaft Schliengen (Kreis Lörrach) lichterloh gebrannt hat. Ein Millionen-Schaden ist entstanden, eine halbe Million Liter Wein in der Lagerhalle wurde vernichtet - ein Drittel der Jahresproduktion. Die Polizei schließt Brandstiftung inzwischen aus. Die Ermittlungen konzentrieren sich nun auf eine mögliche technische Ursache.

Aber die 200 Winzerfamilien können es sich nicht leisten, darüber groß nachzudenken. Denn: Die Rebstöcke hängen voll und die Weinlese steht an. Also werden die Ärmel hochgekrempelt und man schaut nach vorne - obwohl der Schrecken nach dem Brand immer noch groß ist.

SWR-Reporter Christof Gerlitz berichtete in SWR Aktuell am 20.9.2023 (19:30 Uhr):

Lichtblicke inmitten der Verwüstung

Es gibt auch Lichtblicke: Die Anlage, in der die Trauben angenommen werden, blieb dank der Feuerwehr verschont und kann noch verwendet werden. Schon nach wenigen Tagen konnten die Winzerinnen und Winzer ihre Trauben wieder in der Winzergenossenschaft abgeben. Und zwar ist das prall gefüllte Flaschenlager den Flammen zum Opfer gefallen. Die wertvollen Fässer mit dem prämierten Barrique-Wein aber haben überlebt - das 'Herzblut' der Kellermeister.

Ich habe noch nie so viele Kollegen auf einmal weinen sehen.

Die Brandnacht steckt noch in den Knochen 

Heiko Schapitz, Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, steht in fast knöcheltiefem Löschwasser. Unter seinen Füßen knirschen die Scherben bei jedem Schritt. Für Schapitz ist der Blick auf die eingestürzte Decke, die Berge von Scherben und mit Ruß überzogenen Flaschen noch immer schwer: "Diese Nacht werde ich so schnell nicht vergessen, das begleitet mich bestimmt  
noch eine Weile", sagt er und muss kräftig schlucken.

Das Dach der Winzergenossenschaft ist schwer beschädigt

Die Decke der Halle, in der die Flaschen gelagert ist eingestürzt: "Die war mal sechs Meter hoch, jetzt liegt die Decke deutlich tiefer." Eigentlich halten dicke Stahlträger die Decke, aber der Hitze des Feuers konnten sie nicht standhalten. Jetzt, nach dem Brand, sind sie verbogen und können die Last des Dachs nicht mehr tragen. Durch die Decke fallen Sonnenstrahlen - die Flammen haben Löcher durch das Dach gebrannt. 

Gebäude der Winzergenossenschaft Schliengen dem nach Großbrand
Winzer Maximilian Grainer ist froh, dass er trotz des Brandes seine Trauben anliefern kann. Bild in Detailansicht öffnen
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Hoffnungsschimmer: Schliengener Winzer können Trauben anliefern  

In der Brandnacht hat die Feuerwehr intensiv um die Traubenannahme gekämpft, erzählt Schapitz. Und das erfolgreich: Schon nach wenigen Tagen konnten Winzerinnen und Winzer wieder ihre Trauben in Schliengen abgeben: "Man ist ja froh, dass der Betrieb weiter geht", sagt Winzer Maximilian Grainer, während er mit seinem Traktor die Trauben an der Winzergenossenschaft abliefert.

Was die hier so schnell auf die Beine gestellt haben, ist echt ein Hammer.

Gute Nachrichten in aufreibenden Zeiten 

Seit dem Brand steht Geschäftsführer Heiko Schapitz unter Strom: "Ich bin zurzeit oft gefragt. Ich finde es auch wichtig, die Anliegen ernst zu nehmen." Er telefoniert mit der Versicherung, spricht mit der Polizei, kümmert sich um sein Team, koordiniert die Aufräumarbeiten. Neben all dem Stress gibt es aber immer wieder auch gute Nachrichten: Versicherungen und Banken signalisieren Unterstützung. Und: "Kurz nach dem Brand haben wir die Info bekommen, dass unsere Weine bei einem Wettbewerb in Österreich Gold- und Silbermedaillen gewonnen haben. Das ist wirtschaftlich nicht unbedingt wichtig - aber fürs Herz."

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