Bedeutendster Kunstpreis des Landes

Nach Antisemitismus-Debatte: Hans-Thoma-Preis wird umbenannt

Stand
Autor/in
Wera Engelhardt
Wera Engelhardt

Lange war debattiert worden, jetzt steht fest: Der Hans-Thoma-Preis bekommt einen neuen Namen. Grund sind Enthüllungen um antisemitische Äußerungen des Malers Hans Thoma.

Der bisherige "Hans-Thoma-Preis für Bildende Kunst" wird umbenannt. Künftig heißt er "Landespreis für Bildende Kunst Baden-Württemberg", wie die baden-württembergische Kunstministerin Petra Olschowski (Grüne) und Staatssekretär Arne Braun am Donnerstag in Stuttgart mitteilten. Forschungen der vergangenen Jahre haben demnach gezeigt, dass der 1839 in Bernau im Schwarzwald geborene Maler Ansichten vertrat, die im Widerspruch zur Ausrichtung des Preises stehen. Er verkörperte ein "völkisch, antimodernes Weltbild" und äußerte sich auch antisemitisch, wie Olschowski der Mitteilung zufolge sagte.

Die traditionsreiche Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen. Der Preis ist mit 25.000 Euro dotiert. Er gilt als bedeutendster Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg.

Ministerin: Geht nicht darum, die Leistungen des Malers zu schmälern

Die Gesinnung des Malers sei nicht vereinbar mit dem Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg, der gerade innovative Positionen auszeichne, so Olschowski weiter. Bei der Umbenennung des Preises gehe es nicht darum, die Leistungen von Hans Thoma als Maler und seine Bedeutung für die Kunstgeschichte zu schmälern. Die Preisverleihung wird den Angaben zufolge auch weiterhin in Bernau stattfinden.  

Der Bürgermeister der Gemeinde Bernau, Alexander Schönemann (parteilos), begrüßte laut der Mitteilung diese Entscheidung: "Dies ist ein wichtiges Zeichen, nicht nur für Bernau als Ursprungsort und Heimat des Landespreises, sondern für die gesamte südbadische Region und unseren ländlichen Raum."

Künstler war einst Lieblingsmaler der Deutschen

Über den Namen des Kunstpreises war schon länger diskutiert worden. Auslöser war die Verleihung des Hans-Thoma-Preises im August 2023 an den Künstler Marcel von Eeden. Dieser war in seiner Recherche über Thoma auf Briefe gestoßen, in denen Thoma sich antisemitisch äußert und Kontakt zu völkisch-nationalen Kreisen sucht. Seither stellte sich die Frage, ob der wichtigste Kunstpreis des Landes weiter mit dem Namen Thoma verbunden sein kann. Dass Hans Thoma Kontakt zu deutschnationalen und antisemitischen Künstlern hatte, war in Ansätzen bekannt. Doch es fehlte vorher an einer umfassenden Aufarbeitung und künstlerischen Auseinandersetzung mit diesem Teil seiner Biografie.

Der Bernauer Künstler war der Lieblingsmaler der Deutschen im 19. Jahrhundert und Direktor der Kunsthalle Karlsruhe. Diese plant nach früheren Ministeriumsangaben in diesem Jahr ein Symposium, das sich allgemein mit der Rolle und Verantwortung von Kunstschaffenden auseinandersetzt. Dabei soll ein besonderer Fokus auf der Person des Künstlers Hans Thoma liegen.

Mehr von SWR Aktuell Baden-Württemberg

Baden-Württemberg

Die wichtigsten News direkt aufs Handy SWR Aktuell Baden-Württemberg ist jetzt auch auf WhatsApp

Der WhatsApp-Kanal von SWR Aktuell bietet die wichtigsten Nachrichten aus Baden-Württemberg, kompakt und abwechslungsreich. So funktioniert er - und so können Sie ihn abonnieren.

Baden-Württemberg

SWR Aktuell - der Morgen in Baden-Württemberg Jetzt abonnieren: Newsletter mit BW-Nachrichten am Morgen!

Sie wollen morgens auf dem neuesten Stand sein? Dann abonnieren Sie "SWR Aktuell - der Morgen in BW". Die News aus Ihrem Bundesland ganz bequem in Ihrem Mailpostfach.

Reportagen, Shorts und Erklärvideos SWR Aktuell nun mit eigenem YouTube-Kanal am Start

Ab sofort ist SWR Aktuell auch bei YouTube mit einem eigenen Kanal zu finden. Damit ist die Nachrichtenmarke des SWR künftig neben Instagram und Facebook auch auf der wichtigsten Nachrichtenplattform präsent.