Alle zwei Minuten sprüht eine Anlage, die aussieht wie eine Art Wäscheleine an der Gartenschlauchköpfe hängen, einen Wassernebel über den Emmendinger Schlossplatz. Um bis zu fünf Grad könne die Umgebungstemperatur so heruntergekühlt werden, erklärt die Stadt. Auf heißen Plätzen ohne Schatten soll das Wasser-Sprühnebelsystem für Abkühlung sorgen. Das Ganze ist ein Test, der noch bis zum Ende der Sommerferien läuft. Sollte sich das System bewähren, könnte es flächendeckend zum Einsatz kommen, heißt es von der Emmendinger Stadtverwaltung.
Laut Stadt kommt die Nebeldusche gut an bei den Emmendingerinnen und Emmendingern. Und auch der Wasserverbrauch sei nicht hoch: Für die Anlage werde nur sehr wenig Wasser benötigt, da es mit hohem Druck durch die Düsen gepresst werde, so die Stadt.
Testlauf für Nebeldusche in Lörrach 2023 erfolgreich
In Lörrach wurde eine Nebeldusche bereits im vergangenen Jahr in der Nähe des Rathauses getestet. Mit Erfolg: Rückmeldungen von Bürgerinnen und Bürgern waren mehrheitlich positiv. Der Wasserverbrauch lag nach Angaben der Stadt bei 25 Litern pro Stunde.
Bei einer dauerhaften Lösung könne ein Ein- und Ausschalter an der Nebeldusche den Verbrauch weiter senken, hieß es. Nun sollen weitere Standorte im Lörracher Stadtgebiet gesucht werden. In vielen anderen Städten haben sich solche Nebelduschen bereits etabliert, etwa in Wien und Paris. Auch Stuttgart plant, sie einzurichten.
Städtetag: Mit Sprühanlagen kann Mikroklima punktuell verbessert werden
Der Städtetag Baden-Württemberg findet es gut, dass sich die Städte bemühen, bei großer Hitze für Abkühlung zu sorgen. Sprühanlagen seien dabei "ein Mittel, das Mikroklima punktuell zu verbessern", so der Städtetag auf SWR-Anfrage - vor allem dort, wo nicht oder zumindest nicht zeitnah durch andere geeignete Formen für Schatten gesorgt werden könne und, "wo sich vulnerable Personengruppen (Kinder, Senioren) aufhalten".
Nebelsäulen seien in Baden-Württemberg noch nicht weit verbreitet. Von den Erfahrungen aus Emmendingen verspricht sich der Städtetag auch Lerneffekte für andere Städte, warnt allerdings, dass Nebelduschen nur sehr lokal funktionieren. Das ganze Klima einer Stadt können sie nicht verbessern. Für einen langfristig positiven Effekt würde vor allem natürlicher Schatten durch Bäume oder die Entsiegelung von Flächen helfen, so der Verband.
Auch im Kuhstall kann Sprühnebel helfen
Landwirt Christian Sum aus Oberwolfach (Ortenaukreis) setzt in seinem Kuhstall mittlerweile ebenfalls auf Nebelduschen. Denn Hitze macht auch den Kühen zu schaffen. "Wenn die Kühe Hitzestress haben, kann es sein, dass sie krank werden und weniger Milch geben", so der Jungbauer. Schon ab 15 bis 20 Grad fühlen sich Kühe nicht mehr wohl, sagt Bernhard Bolkart, Präsident des Badischen Landwirtschaftlichen Hauptverbands (BLHV).
Denn Kühe haben wegen ihrer Verdauung eine sehr hohe Wärmeproduktion, erklärt Bolkart. Er findet, Nebelduschen sind ein guter Weg die Tiere abzukühlen. In wärmeren Regionen, wie in Israel oder im Süden der USA, seien Nebelduschen bereits Standard, so der BLHV-Präsident.
Eine Alternative: heiße Luft ansaugen und abkühlen
Ein alternatives System testet die Hochschule Karlsruhe gerade in der Karlsruher Innenstadt. Dabei wird Wasser nicht versprüht, sondern dafür genutzt, heiße Luft aus der Umgebung abzukühlen.
Mit der säulenartigen Konstruktion, erklärt Michael Kauffeld, Professor für Kälte-, Klima - und Umwelttechnik an der Hochschule Karlsruhe, kann in den Wintermonaten Regenwasser gesammelt und in einem unterirdischen Reservoir gespeichert werden. Im Sommer soll das Wasser dann dazu dienen, heiße Luft, die die Säule ansaugt, abzukühlen. Innerhalb weniger Momente könne die Luft so auf eine niedrigere Temperatur abgekühlt werden. Sie könne bis zu zehn Grad kälter sein als zuvor, so Kauffeld. Betrieben werde das Ganze mit Solarstrom.
Ziel sei es, so Kauffeld, heiße Luft in Innenstädten punktuell abzukühlen, ohne dabei Trinkwasser zu verwenden. Potenzial für die Technik sieht der Kälteforscher auch in Ländern, in denen Trinkwasser deutlich kostbarer ist als in Mittel-Europa und überall dort, wo es weder Wasser noch Stromanschluss gibt.