Erst war vom Sommer kaum etwas zu spüren. Als würde er seine versäumten Tage des Jahres wettmachen wollen, ist er jetzt mit voller Kraft da gewesen. Es war heiß am Dienstag in Südbaden. Die Höchsttemperatur von 35,4 Grad wurde in Müllheim im Markgräflerland (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald) gemessen, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Dienstagabend mitteilte. Die zweit- und dritthöchsten Temperaturen wurden gestern ebenfalls in Südbaden gemessen: In Rheinfelden (Kreis Lörrach) hatte es 34,6 Grad und in Wutöschingen-Ofteringen (Kreis Waldshut) bis zu 34 Grad.
Der DWD warnte für den Dienstag und Mittwoch vor extremer Hitze. Vor allem für ältere Menschen kann diese Hitze gefährlich werden. In Freiburg gibt es neben dem Hitzebus für wohnungslose Menschen jetzt auch ein Hitzetelefon für Seniorinnen und Senioren.
Der Fernsehbeitrag über das Hitzetelefon in Freiburg von SWR-Reporter Henning Winter:
Wie das Hitzetelefon funktioniert
Es klingelt schrill in der Wohnung von Seniorin Ruth Textor in Freiburg. Das Telefon. "Hier spricht Carolin Fessler vom Hausnotruf" heißt es vom anderen Ende der Leitung. Zweimal die Woche erhält die 79-jährige Seniorin einen Anruf von Carolin Fessler vom Hausnotrufdienst Freiburg. "Frau Textor, es soll einer der heißesten Tage dieses Jahr sein. Denken Sie daran, die Rollläden zuzumachen", sagt Fessler durchs Telefon. Jedes Mal fragt sie nach, wie es Ruth Textor mit der Hitze geht. Gibt ihr Tipps, wie sie sich am besten verhalten sollte. Wenn nötig, kann Fessler Hilfe zu Textor nach Hause schicken.
Es ist ein Pilotprojekt von Juli bis September dieses Jahres. Gedacht ist es für Seniorinnen und Senioren in Freiburg. Zunächst machen 50 Menschen mit. Das Projekt findet im Rahmen des Hausnotrufs statt. Nur funktioniert es genau andersherum. Anstatt dass Senioren anrufen, wenn es ihnen nicht gut geht, werden sie regelmäßig angerufen.
Der Radiobeitrag zum Hitzetelefon in Freiburg von SWR-Reporterin Celine Seeger:
Senioren freuen sich über Anrufe
Vor allem im Sommer sei die Nachfrage beim Hausnotruf groß gewesen. "Wir wollten nicht nur zusehen, sondern aktiv werden", sagt Carolin Fessler. Und so gründeten sie das Hitzetelefon. Seniorin Ruth Textor freut sich über die regelmäßigen Anrufe. "Das finde ich ganz toll."
Die erste Erkenntnis des Pilotprojekts: Das Hitzetelefon kommt gut bei den älteren Menschen an. Das liege aber nicht nur an der Hitze, glaubt Carolin Fessler. "Wir haben festgestellt, dass die Einsamkeit eine große Rolle spielt", sagt sie. Viele Menschen hätten einen unglaublichen Redebedarf. Sie wollen erzählen, beispielsweise vom Tod eines Angehörigen oder Freundes. Ein Telefonat kann da mal bis zu 20 Minuten dauern. Das hatten Fessler und ihre Kollegen so nicht erwartet.
Tipps an heißen Sommertagen
Was Carolin Fessler Seniorinnen und Senioren bei Hitze empfiehlt, ist auch für jüngere Menschen ratsam. Ihre Tipps: Nicht lüften, wenn es draußen wärmer ist als drinnen. Am besten früh morgens oder spät abends die Fenster öffnen. Vor Sommerbeginn die Medikamente checken, denn der Körper reagiert laut Fessler bei Hitze anders auf Medikamente. Besorgungen morgens oder spät abends erledigen.
Der Hitzebus in der Freiburger Innenstadt
Neben dem Telefon gibt es in Freiburg auch einen Hitzebus. Er hilft wohnungslosen Menschen und ist das Gegenstück zum bereits etablierten Kältebus. An heißen Sommertagen über 33 Grad steht der Hitzebus am Platz der Alten Synagoge in Freiburg.
Ehrenamtliche ziehen dann immer wieder mit einem Bollerwagen durch die Stadt und achten insbesondere darauf, ob wohnungslose Menschen beispielsweise dehydriert sind, also Flüssigkeitsmangel haben, oder ob ihnen etwas fehlt. Sie verteilen außerdem unter anderem leichte Sommerkleidung, Trinkwasser, Sonnencreme und Kopfbedeckungen. Am höchsten ist die Nachfrage nach Mineralwasser und Sonnencreme.
Eingeführt wurde der Hitzebus von der Stadtverwaltung zusammen mit dem Deutschen Roten Kreuz (DRK). In diesem Jahr finanziert sich der Hitzebus durch Spenden.