Ungewöhnliches Konzept

Tiere in Not finden in Gartencenter in Villingen-Schwenningen ein neues Zuhause

Stand
Autor/in
Samantha Happ
SWR Redakteurin und Reporterin Samantha Happ

In einer Gärtnerei finden hilfsbedürftige Tiere ein neues Zuhause. Mehrere hundert Tiere leben im Floraparadies bei Villingen-Schwenningen - doch für mehr fehlt aktuell der Platz.

Zwischen Weihnachtssternen, Blumentöpfen und Orchideen haben mehrere hundert hilfsbedürftige, einsame oder kranke Tiere in Not im Floraparadies Weißer in Schabenhausen bei Villingen-Schwenningen eine neue Heimat gefunden.

Ohrenbetäubendes Vogelgeschrei tönt an diesem Morgen aus dem Papageienhaus im Floraparadies. Der frühe Vogel wartet hier nämlich auf sein Frühstück. Statt Würmern gibt es Vitaminreiches mit Körnern von Betreiber Uli Weißer. Zusammen mit seiner Familie hat er hier mehreren hundert Vögeln und anderen Tieren ein Für-Immer-Zuhause geschaffen. Denn in diesem Gartencenter werden keine Tiere verkauft oder weitergegeben.

Neue Heimat für viele Papageien

Majestätische Aras in leuchtenden Farben oder die eher dezenteren Graupapageien, Kakadus mit weißer Weste oder Tiere ohne eine solche. Unzählige Vogelarten leben hier gemeinsam in den vielen Volieren - ganz nach ihren Bedürfnissen. Unter ihnen auch jene, denen man ihr trauriges Schicksal noch vom Federkleid ablesen kann: stellenweise kahl, zerrupft oder gar komplett nackt.

Tiere: vernachlässigt, einsam, krank

Unter einer Wärmelampe in einem der Gehege sitzt Papagei Hope. Statt mit seiner Farbenpracht anzugeben, fehlen ihm abseits des Kopfes alle Federn, nur eine letzte, mitgenommene hängt noch traurig an seinem Flügel. "Der ist über den Tierschutz zu uns gekommen. Er war längere Zeit in einem Tierheim. Er ist vorher in einer Familie gewesen und wurde dort komplett vernachlässigt", erklärt Uli Weißer, während er dem verschüchterten Tier eine Nuss anbietet.

Papagei Hope fehlen vom Kopf ab alle Federn. Im Floraparadies Weißer sitzt er deswegen unter einer Wärmelampe.
Papagei Hope hat vom Kopf ab keine Federn mehr. Grund ist eine nicht artgerechte Einzelhaltung bevor er ins Floraparadies kam.

Falsche Haltung, Überforderung, Allergien

Privatpersonen, die Tierrettung und Tierheime - sie alle Suchen Hilfe bei Familie Weißer, wenn es um ein neues Zuhause für ein Tier geht. Erst neulich sind die Betreiber des Gartencenters so zu rund 20 neuen Loris gekommen und das Telefon steht selten still.

Auch an diesem Tag gibt es einen weiteren Hilferuf. Zwei Papageien sollen abgegeben werden, einige Mitarbeitende seien allergisch - deswegen müssen die Tiere jetzt weg. Doch der Platz im Floraparadies ist eigentlich eh schon zu knapp. Immer wieder lässt sich die Familie neue Möglichkeiten einfallen, wo weitere Tiere untergebracht werden können - denn ein hilfsbedürftiges Tier ablehnen zu müssen, das bricht ihnen das Herz.

Papageien: Spenden für neue, größere Gehege

Deswegen sollen nächsten Herbst die Bauarbeiten für weitere Papageienhäuser starten, in denen vor allem die größeren Tiere, wie die Aras, dann den nötigen Platz bekommen. "Wir tun, was wir können, damit es den Tieren gut geht - abhängig von den Möglichkeiten und den finanziellen Mitteln, die wir haben", erklärt Renate Weißer. Denn gelegentlich würden sich Besucherinnen und Besucher auch beschweren, wenn zum Beispiel Vogelkot auf dem Panzer einer der Schildkröten gelandet ist - die sich gelegentlich die Gehege mit ihren gefiederten Freunden teilen.

Wenn wir die Tiere nicht aufnehmen würden, dann würden viele von ihnen einfach eingeschläfert.

Rund vier Millionen Euro soll der Bau der Erweiterung kosten. Während Kosten wie Futter, Personal oder Energie von den Einkünften aus dem Verkauf des Gartencenters und des dazugehörigen Cafés finanziert werden, versuchen sie die restlichen Kosten über Spenden zu stemmen.

Unter "Flora hilft Fauna" haben sie nun eine gemeinnützige Stiftung gegründet. "Das mit den Tieren, das kann man jetzt nicht kommerziell machen oder sagen, wir machen das jetzt als Werbemaßnahme, sondern das ist wirklich eine Herzensangelegenheit", betont Renate Weißer.

Ein Alpaka futtert genüsslich etwas Stroh.
Die Alpakas im Floraparadies genehmigen sich eine Mahlzeit und beobachten neugierig die Besucherinnen und Besucher.

Ziegen, Alpakas und Rinder: Streichelzoo als beliebtes Ausflugsziel

Im Floraparadies ist man nicht nur auf den Vogel gekommen. Angefangen habe alles mit ein paar Goldfischen - einem Geschenk der Mitarbeitenden für die Familie. Inzwischen leben auch Hochlandrinder, Zwergziegen, Alpakas, Ponys, Schweine und viele andere Tiere rund um die und in der Gärtnerei. So kann es schon mal passieren, dass während des Einkaufsbummels ein Pfau oder ein Hahn den Weg kreuzt - denn einige der Tiere bewegen sich frei auf dem Gelände.

Beliebtes Ausflugsziel in der Region

An Automaten können sich Besucherinnen und Besucher für einen Euro einen Becher mit Futter füllen und das an die Tiere verfüttern. Streicheln ist hier ausdrücklich erlaubt und das kommt gut an. Längst hat sich das Floraparadies in der Region als beliebtes Ausflugsziel für Menschen allen Alters rumgesprochen.

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