Weiterhin beliebt und vor der dem Aus gerettet: Weck-Gläser werden künftig nicht mehr in Wehr verpackt

Traditionsunternehmen in Wehr

Umbruch bei Weck: Drei Viertel der Mitarbeitenden erhalten Kündigung

Stand
Autor/in
Lisa Discher
Leonie Stoffels

Das für seine Einmachgläser bekannte Unternehmen Weck hat Mitarbeitenden am Standort Wehr-Öflingen (Kreis Waldshut) gekündigt. Von den Kündigungen sind 45 Menschen betroffen.

Das Traditionsunternehmen Weck hat einem Großteil der Belegschaft am Standort Wehr-Öflingen (Kreis Waldshut) die Kündigung ausgesprochen. Das hat die zuständige Gewerkschaft IGBCE dem SWR bestätigt. Zuerst hatte die Badische Zeitung über die Kündigungen berichtet.

Überraschende Kündigungen

45 der insgesamt nur noch 60 Angestellten sollen von den Entlassungen betroffen sein, sagt Gewerkschafterin Sonja Dif. Nun dürften die Mitarbeitenden am Standort Wehr fast nur noch an zwei Händen abzuzählen sein. Dennoch: Aufgelöst würde er nicht, so das Unternehmen.  
Die jüngsten Kündigungen habe die Gewerkschaft nach eigenen Aussagen überrascht. Auf eine solche Entlassungswelle habe nichts hingedeutet, so Dif. Offiziell wurden die Kündigungen aus "betriebsbedingten Gründen" ausgesprochen, wie es heißt. Womöglich, weil der Hauptsitz in Bonn sich neu aufstellt.

Unternehmen meldete sich 2023 insolvent

Mehr als 120 Jahre gibt es das Unternehmen aus Wehr nun schon. Bereits im Juni 2023 hatte der Glashersteller Insolvenz angemeldet – unter anderem wegen der zuvor gesunkenen Nachfrage und hoher Energiepreise. Konkret ging es um die Muttergesellschaft J. Weck GmbH und Co. KG mit Sitz in der Stadt Wehr und die Tochterfirma Weck Glaswerk GmbH. Daraufhin übernahm die Investmentfirma Aurelius Gruppe das Unternehmen. So konnten vorerst 80 Arbeitsplätze gerettet werden. Damals hieß es noch, dass die Standorte und ein Großteil der Arbeitsplätze erhalten bleiben sollen.

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Einige Entlassungen waren angekündigt

Die Unternehmen von Weck sollten in einer Gesellschaft gebündelt werden, wie die Aurelius Gruppe 2023 mitteilte. In Südbaden befanden sich Verwaltung, Vertrieb und Verlagsgeschäft. Dass letzteres nicht fortgeführt werden sollte, kündigten die Zuständigen damals an. Der Insolvenzverwalter Thilo Braun sprach davon, dass mit 25 Mitarbeitenden eine Einigung gefunden werde müsse.

Wenig Erholung, trotz Auftragsboom im letzten Jahr

Als das Unternehmen im Juni 2023 das Insolvenzverfahren öffentlich machte, stieg die Nachfrage nach Gläsern massiv. "Vielleicht haben die Konsumenten Sorge, dass sie die Weckgläser irgendwann nicht mehr bekommen", sagte Thilo Braun dem SWR im letzten Jahr. Ein Grund zur Freude und Motivation, sei das für die Beschäftigten damals gewesen, meinte er. Doch das dürfte angesichts der erfolgten Kündigungen kaum für Erholung gesorgt haben.

Weck-Glas mit Eingemachten, das so länger haltbar ist. Weck-Gläser werden künftig nicht mehr in Wehr verpackt, die Verpackung zieht um nach Wehr, Mitarbeitende haben Kündigungen erhalten.
Stehen noch in vielen Haushalten: Weck-Gläser mit Eingemachten. Nicht mehr haltbar war hingegen laut Unternehmen die Verpackung in Wehr. Die Abteilung zieht um nach Bonn, wo auch produziert wird. Mitarbeitende in Wehr haben zum März 2025 ihre Kündigung erhalten.

Die Insolvenzverwalter erklärten, dass Kundinnen und Kunden zu wenig bestellen würden. In Zeiten von Corona sah das anders aus: Weckgläser hatten Hochkonjunktur. Zum anderen betraf die große Nachfrage im letzten Jahr lediglich Gläser für den Haushalt.

Industrie als Abnehmer fehlte plötzlich

Aber: "Die sind nur ein kleiner Teil des Geschäfts", sagte Braun. Das eigentliche Hauptgeschäft seien Gläser, die in die Lebensmittelindustrie gingen, betonte er. Dieser Bereich sei eingebrochen, auch die gestiegenen Gaspreise hatten Weck stark belastet.

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