Auf der Videoplattform TikTok hatte eine Frau unter einem Pseudonym vergangene Woche falsche Vorwürfe gegen eine Freiburger Kindertagesstätte verbreitet. Sie behauptete, es habe dort Fälle von sexuellem Missbrauch gegeben. Das führte zu zahlreichen Reaktionen, die in einem Mordaufruf gegen einen Leiter einer Kindertagesstätte gipfelten. Nach inzwischen mehreren Strafanzeigen ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft nun zu den Falschbehauptungen und dem Mordaufruf.
"Starke Verunsicherung in der Bevölkerung" durch Fake News
Angesichts des enormen öffentlichen Interesses und Medien-Echos sowie "einer starken Verunsicherung in der Bevölkerung" sahen sich die Behörden dazu veranlasst, über ihre Ermittlungen und den möglichen Ursprung der falschen Behauptungen zu informieren. Demnach hatte es im Frühjahr ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des schweren sexuellen Missbrauchs und der Körperverletzung von Kindern gegeben. Drei Mütter hatten die Vorwürfe gegen zwei Mitarbeitende einer Freiburger Kita erhoben. Der im Internet abgebildete und bedrohte Kita-Leiter sei nicht Bestandteil der Ermittlungen gewesen.
Die Kriminalpolizei war dem nachgegangen, hatte Räume durchsucht, Datenträger und medizinische Unterlagen überprüft sowie Zeugen vernommen. Dabei habe man aber "keinerlei tatsächliche Anhaltspunkte für die erhobenen Vorwürfe" gefunden. Das Ermittlungsverfahren wurde daher eingestellt. Weil eine der Mütter die Behauptungen weiter verbreitete, erwirkte die Kita eine Unterlassungserklärung gegen die Frau.
Experte im Interview Nach falschen Missbrauchsvorwürfen in Freiburg: So erkenne ich Fake News im Netz
Auf Tiktok hat ein Video mit falschen Missbrauchsvorwürfen gegen eine Freiburger Kita tausende Menschen erreicht. Weshalb manche Menschen gezielt Fake News verbreiten, erklärt Experte Lukas Flad im Interview.
Mehrere Anzeigen wegen Verleumdung und Mordaufruf
Jetzt ermitteln Staatsanwaltschaft und Kripo in Freiburg gegen die Urheberinnen und Urheber der Falschbehauptungen und des Mordaufrufs im Internet. Neben einer Anzeige der Stadt Freiburg wegen übler Nachrede und Verleumdung haben inzwischen weitere Betroffene Strafanträge gestellt, unter anderem auch wegen des öffentlichen Aufrufs zu Straftaten. Um den Kita-Leiter, Mitarbeitende und Kinder zu schützen, hatte die Stadtverwaltung einen Sicherheitsdienst beauftragt. Die Videoplattform TikTok hatte das Konto der Influencerin, die die Vorwürfe verbreitet hatte, diese Woche gesperrt. Ihr Konto auf Instagram war am Freitag dagegen weiter online.