In Böblingen haben Bauarbeiter am Mittwochmorgen wahrscheinlich die Entführung eines Kindes verhindert. Ein 51 Jahre alter Mann soll zwei Kinder angesprochen und dann einen Zehnjährigen in sein Auto gezogen haben. Tatort war ein Industriegebiet am Ortsrand von Böblingen, wo derzeit gebaut wird und wo viele Kinder auf dem Schulweg vorbeikommen.
Bauarbeiter berichtet von Rettung des Kindes
Etwa gegen 8 Uhr hatten zwei Jungen an einer Baustelle den Arbeiten zugeschaut. So erzählt es Zeki Yasik, einer der Bauarbeiter und Retter. Er selbst ist unten in der Baugrube, als er von oben aus einem Gebäude jemanden rufen hört: "Bitte lassen Sie das Kind in Ruhe." So wird er auf die Situation aufmerksam - und hört die Hilferufe der beiden Jungen.
Vorfälle in Böblingen und Donaueschingen Eltern in Sorge: Hängen versuchte Kindesentführungen zusammen?
Nach der mutmaßlichen versuchten Entführung in Böblingen prüft die Polizei einen Zusammenhang mit einem Verdachtsfall in Donaueschingen. Unterdessen melden sich viele besorgte Bürger.
Nur ein Junge wurde in Auto gezogen
Yasik klettert aus der Baugrube und sieht, wie eines der Kinder wegrennt und an einem Transporter mit abgeklebten Fensterscheiben der Kofferraum geschlossen wird. Er rennt hin und öffnet die Fahrertür. Hinten im Auto sieht er aufeinander gestapelte Matratzen. Der Junge habe ihn angeschaut und "Bitte hilf mir!" gesagt. Da habe Yasik den mutmaßlichen Täter aus dem Auto gezerrt und den Zehnjährigen befreit.
Was Retter Yasik nicht bestätigen kann: Nach dem Vorfall kursierten am Mittwoch im Internet Meldungen, dass zwei Jungen in das Auto gezogen wurden. Laut Zeki Yasik konnte das zweite Kind allerdings davonrennen und Hilfe holen.
Bauarbeiter halten Tatverdächtigen fest
Zusammen mit seinem Kollegen Dragan Vukobrat von der Baustelle halten sie den 51-jährigen Mann fest, bis die Polizei wenige Minuten später eintrifft. "Er hat uns gesagt wir dürfen ihm nicht seinen Autoschlüssel wegnehmen, wir haben es trotzdem gemacht", sagt Dusko Vukobrat, der Vater von Dragan.
Er stellt zudem auch seinen Bagger so vor das mutmaßliche Entführungsauto, damit der Tatverdächtige nicht wegfahren kann. "Es hätte mich vielleicht auch meine Fahrerlaubnis kosten können, den Bagger einfach auf der Straße quer zu stellen", sagt Dusko Vukobrat. "Das war mir aber egal."
Kurz darauf kommen auch die Mutter des zehnjährigen Jungen und das andere Kind zum Tatort.
Kripo ermittelt wegen versuchter Freiheitsberaubung
Der Tatverdächtige ist nun in Polizeigewahrsam und wurde am Donnerstag dem Haftrichter vorgeführt. Dieser ordnete an, dass der 51-jährige Mann in einem psychiatrischem Krankenhaus untergebracht wird. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei zu den Hintergründen laufen derzeit auf Hochtouren, sagte eine Pressesprecherin dem SWR am Donnerstag. Der Mann wird wegen des Verdachts der versuchten Freiheitsberaubung festgehalten.
Oberbürgermeister Belz will Bauarbeiter für Zivilcourage auszeichnen
Die Rettung des Jungen bewegt derzeit viele Menschen in Böblingen - und weit darüber hinaus. Böblingens Oberbürgermeister Stefan Belz (Grüne) dankte noch vor Ort den Bauarbeitern "für das beherzte Eingreifen und die Zivilcourage", wie er dem SWR im Gespräch berichtete. Er möchte dem Gemeinderat nun vorschlagen, im Rahmen des Sozialpreises der Stadt Böblingen nun auch eine Preis für Zivilcourage zu verleihen. Preisträger: natürlich die drei Bauarbeiter. "Ich denke dass der Gemeinderat da mitgehen wird."